Geschäftsmodell des E-Autobauers Nio: Batterien wechseln statt laden
Der Tesla-Konkurrent Nio aus China bietet sein Geschäftsmodell bald auch in Deutschland an. E-Autofahrer können Batterien tauschen statt laden.
Nio ist einer von vielen chinesischen Autobauern, die international expandieren. Das Unternehmen wurde 2014 in Schanghai gegründet und beschäftigt nach eigenen Angaben weltweit mehr als 14.000 Mitarbeiter:innen. Es gilt als Tesla-Konkurrent, Preise und Ausstattung liegen in der Luxusklasse. Noch vor zwei Jahren hatte das Unternehmen Finanzierungsprobleme. Doch die wurden mithilfe chinesischer Banken gelöst.
Rund 100.000 Fahrzeuge hat Nio bislang produziert, auch mit vielen Bauteilen deutscher Zulieferer wie Bosch oder Conti. Die Fahrzeuge sind hochwertig ausgestattet, etwa mit Assistenzsystemen. Im Innenraum wird statt Plastik Material aus der Rattanpalme verarbeitet. Aber die Öko-Freude hält sich in Grenzen. Die Modelle dürften der Albtraum aller Freund:innen der Verkehrswende sein: drei SUVs und eine Limousine.
Nio hat seine Europazentrale in München angesiedelt, auch das globale Designzentrum befindet sich hier. „In diesem Jahr wird Nio auch in Deutschland, den Niederlanden, Schweden und Dänemark Produkte und Services anbieten“, sagt Florian Otto, Nio-Kommunikationschef für Europa. Zu Details wie geplanten Absatzzahlen oder Preisen will er nichts sagen.
Wechsel dauert drei Minuten
Hergestellt werden die Autos in China. Um die Infrastruktur für den Batteriewechsel zu schaffen, kooperiert Nio mit dem Energieriesen Shell, dessen Ladenetz Nio-Fahrer:innen nutzen können, denn die Batterien können auch aufgeladen werden. Der Austausch ist zeitlich allerdings viel attraktiver. „Das dauert drei Minuten“, sagt der Sprecher. Das Auto kann autonom in Boxen fahren, in denen der Austausch von Maschinen vorgenommen wird. Nutzer:innen schließen dafür ein Abonnement ab. In China gibt es laut Otto 700 dieser Austauschstationen. Wie viele für Deutschland vorgesehen sind, will der Sprecher nicht verraten. „Bis 2025 sind 1.000 Stationen außerhalb Chinas vorgesehen“, sagt er nur.
Der Batterietausch ist keine neue Technik. Auch Renault und Tesla haben damit experimentiert, sich aber wegen fehlender Kundenakzeptanz dagegen entschieden. Die Nio-Manager:innen glauben, dass sich das Modell nicht wegen unkompliziert verlängerbaren Reichweiten durchsetzt, sondern wegen des Weiterverkaufswerts. „Der Nio wird immer mit neuen Batterien verkauft werden können“, sagt Otto. Viele Käufer:innen würden sich die Frage stellen, wie leistungsstark die Batterien in einigen Jahren seien.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben
Fußball-WM 2034
FIFA für Saudi-Arabien