Geplante Küstenautobahn A 20: Ökonomisch und ökologisch irre
Das Projekt Küstenautobahn A 20 zeigt, wie wichtig ein Stopp aktueller Fernstraßenbauprojekte ist – und eine Überprüfung des Bundesverkehrswegeplans.
K ein Autobahnprojekt ist in klimapolitischer Hinsicht zu wahnsinnig und gleichzeitig zu teuer, um in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen zu werden. Das zeigt der Plan für die Küstenautobahn A 20 von Bad Segeberg in Schleswig-Holstein bis nach Westerstede in Niedersachsen. Der Bau der Küstenautobahn ist nicht zu verantworten – weder ökonomisch noch ökologisch. Die Kosten fallen nach Berechnungen des Naturschutzbundes BUND doppelt so hoch aus wie veranschlagt und liegen mit 25 Millionen Euro pro Kilometer deutlich über den sonst üblichen 10 bis 15 Millionen. Allein in Niedersachsen müssten 145 neue Brücken gebaut werden, das ist teuer. Das dürfte den Planer:innen auch klar gewesen sein. Der Verdacht liegt nahe, dass die Kosten bei der Kalkulation, wie so oft, bewusst nach unten gedrückt wurden, damit das Projekt politisch durchsetzbar war. Das muss korrigiert werden. Aber nicht durch Etaterhöhung, sondern indem das Vorhaben zu den Akten gelegt wird.
Auch der ökologische Preis ist unverantwortlich hoch. Nicht nur, weil durch die neue Autobahn mehr Verkehr und damit eine Steigerung des klimaschädlichen Ausstoßes von CO2-Emissionen provoziert wird, sondern auch, weil die Hälfte der 217 Kilometer lange Strecke durch Moorgebiete geht. Moorgebiete sind enorm wichtige CO2-Speicher.
Das Projekt Küstenautobahn zeigt, wie wichtig ein Stopp der aktuellen Fernstraßenbauprojekte und eine Überprüfung des Bundesverkehrswegeplans ist – wie von Umweltverbänden und den Grünen gefordert. Der Verkehrswegeplan legt fest, welche Bundesfernstraßen gebaut werden sollen. Diese Aufstellung ist zu Zeiten entstanden, in denen das Thema Klima bei Weitem nicht den Stellenwert hatte, den es heute zum Glück hat. Ökologische Folgen sind dort nicht so eingepreist, wie es nötig ist. Stimmen die Voraussetzungen nicht mehr, unter denen der Plan aufgestellt wurde, werden viele Projekte keinen Bestand haben. Die Bundesregierung muss den Mut aufbringen, ihre eigenen Vorhaben kritisch prüfen zu lassen und Konsequenzen daraus zu ziehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was