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Gelungene Neuformierung des TeamsHannover 96 drängt mit Wucht nach oben

96 kann Dank Trainer Christian Titz und 18 Neuverpflichtungen den Aufstieg in die 1. Liga anpeilen. Gegen Bielefeld drehte das Team einen Rückstand.

Viel Grund für gute Laune: Hannovers Spieler feiern nach dem 3:1-Heimsieg gegen Bielefeld Foto: dpa | Swen Pförtner

Noch ein neuer Spieler, noch ein schönes Willkommensfoto – sein Grinsen, das Marcus Mann bei der Bekanntgabe neuer Personalien aufsetzt, signalisiert hohe Zufriedenheit. Der Geschäftsführer von Hannover 96 hat in den vergangenen Monaten nicht weniger als 18 neue Spieler bei dem Fußball-Zweitligisten vorgestellt. Mit dem erst 18 Jahre alten Mwisho Mhango aus Malawi ist vor Kurzem eine weitere Verstärkung verpflichtet worden.

18 Neuzugänge? Das klingt nach Lottogewinn, Größenwahn und Aktionismus auf einmal. Aber sachlich betrachtet hat Hannover 96 einfach früh damit begonnen, einen grundlegenden Neuaufbau zu vollziehen. Das Ziel lautet, den Abstieg 2019 aus der 1. Bundesliga zu korrigieren. Und zwar mit voller Wucht.

Mehr Umbruch geht kaum. Abgesehen von den vielen neuen Profis hat Hannover 96 mit der Verpflichtung von Christian Titz als neuem Cheftrainer etwas geschafft, was bundesweit verblüfft. Der vom 1. FC Magdeburg abgeworbene Übungsleiter hat eine erstaunliche Euphorie entfacht. Ruhig, sachlich und zielstrebig etabliert Titz eine neue Taktik und Herangehensweise in Hannover.

Unter seiner Regie agiert das neue 96-Team mutig und dominant. Auch wenn nach vier Siegen zum Saisonstart zwischenzeitlich ein wenig Ernüchterung eingekehrt war: Das neue Hannover 96 spielt selbstbewusst auf und scheut dabei wenig Risiken. Mit dem sogenannten Titz-Fußball soll der Gegner ständig unter Druck gesetzt und zu Fehler gezwungen werden. 49.000 Zuschauer im ausverkauften Stadion am Maschsee konnten sich davon beim 3:1-Heimsieg am Sonntag gegen Arminia Bielefeld überzeugen und angesichts der Offensivfreude die Augen reiben.

Ein kleines Wunder

Was Titz innerhalb kürzester Zeit geschafft hat, gleich einem kleinen Wunder. Mit intensiven und ungewöhnlich langen Trainingseinheiten wird sein Team dafür gestählt, ständig auf die Jagd nach Ball und Gegner zu gehen. Dem 0:1-Rückstand in der 35. Minute durch den Bielefelder Joel Felix setzte Hannover 96 jede Menge Willen und Ausdauer entgegen, obwohl Boris Tomiak in der 44. Minute einen Hand-Elfmeter noch an die Latte gezimmert und so den Ausgleich verpasst hatte. In der Schlussminute machte er es dann besser und verwandelte den Strafstoß zum 3:1, nachdem Husseyn Chakroun und Hayata Matsuda das Spiel gedreht hatten.

Doch, diese Mannschaft dürfte am Ende der Saison für eine Rückkehr in die 1. Liga infrage kommen. Mit einer Mischung aus klugen Transfers, bedachten Leihgeschäften und dem millionenschweren Verkauf von Nicolo Tresoldi ist es gelungen, die Qualität des Kaders anzuheben. „Man kommt in Hannover“, resümiert Geschäftsführer Mann, „um das Wort Aufstieg gar nicht herum.“

Das sorgt bei der Konkurrenz auch für Neid. Ein Verein, der sich so massiv verstärkt hat, ist automatisch vom bisherigen Jäger zum Gejagten aufgestiegen. Zuletzt gab es leichte Rückschläge beim 0:3 gegen Hertha BSC Berlin und 2:2 bei Dynamo Dresden, auch weil die 96-Gegner verstanden hatten, was Titz’ Plan war.

Auch gegen Bielefeld hatte der Aufstiegsanwärter zunächst Mühe. „Wir können nicht jede Woche den Gegner auseinandernehmen“, gesteht der von Holstein Kiel verpflichtete Benedikt Pichler. Er wird wegen einer Knieverletzung länger ausfallen. Aber es gibt genügend Alternativen, die Hannover 96 einwechseln kann, um das Glück zu erzwingen.

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