Geflüchtete in Griechenland: Zweites Registrierzentrum eröffnet
Der zweite von fünf geplanten „Hotspots“ steht auf der Insel Chios. 77.000 Menschen sollen seit Neujahr im Land angekommen sein. Mindestens 320 starben in der Ägäis.
In den Registrierzentren werden die Personaldaten der Migranten erfasst und ihre Fingerabdrücke genommen. Dabei soll bereits festgestellt werden, ob ein Flüchtling in Europa eine Chance auf Asyl hat. Andernfalls soll er zurückgeschickt werden. Über die in Griechenland und Italien eingerichteten „Hotspots“ will die EU die Einreise von Flüchtlingen nach Europa steuern.
Trotz des Winters geht der Flüchtlingszustrom aus der Türkei zu den griechischen Ägäis-Inseln weiter. Vom 1. Januar bis zum 13. Februar sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR 76.607 Migranten angekommen. Die meisten sind Syrer. In den ersten zwei Monaten 2015 waren nur 4.567 Migranten angekommen.
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IMO) sind in der Ägäis seit Jahresbeginn mindestens 320 Migranten ums Leben gekommen. Die griechische Küstenwache hält es für möglich, dass die Zahl der Bootsflüchtlinge mit dem Frühjahr zunehmen wird.
Griechenland ist mit den „Hotspots“ im Verzug
Die Insel Chios liegt nur knapp sieben Kilometer vor der türkischen Küste. Für den „Hotspot“ hat das halbstaatliche Unternehmen Hellenic Petroleum (HELPE) nach eigenen Angaben 67 Containerwohnungen aufgestellt. Außerdem wurden die Kanalisation sowie die Wasser- und die Stromversorgung in Zusammenarbeit mit Militär und Behörden instand gesetzt. Noch am Montag sollten erste Hilfsgüter an Migranten in dem Registrierzentrum verteilt werden.
Griechenland ist mit den „Hotspots“ im Verzug: Fünf Zentren sollten eigentlich Ende 2015 fertig sein. Der erste „Hotspot“ war auf der Insel Lesbos in Betrieb gegangen; drei weitere sind auf den Inseln Samos, Leros und Kos noch im Bau.
Dabei kommt es auf der Touristeninsel Kos zu heftigen Protesten gegen den Umbau einer alten Kaserne zu dem Registrierzentrum. Erst am Sonntag ging die Polizei erneut mit Tränengas gegen Demonstranten vor, die in das Gebäude einzudringen versuchten. Der Stadtrat von Kos will ein Referendum über den Bau des „Hotspots“ abhalten. Kos liegt nur wenige Kilometer von der türkischen Küste entfernt und ist täglich Ziel Hunderter Migranten.
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