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Gefangenenlager in IsraelMisshandlung von Häftling

Nach der Festnahme von neun israelischen Soldaten stürmten rechtsextreme Israelis zum Haftlager Sde Teiman. Sie wollten deren Verhaftung verhindern.

Militärpolizei und rechte Proteste vor dem Lager Sde Teiman im Negev Foto: Amir Cohen/dpa

Jerusalem afp | Nach der mutmaßlichen Misshandlung eines Häftlings in einem israelischen Gefangenenlager für Palästinenser hat die Armee mehrere Soldaten festgenommen. „Nach dem Verdacht auf erhebliche Misshandlung eines Häftlings in der Haftanstalt Sde Teiman wurde eine Untersuchung eingeleitet“, teilte die israelische Armee am Montag der Nachrichtenagentur AFP mit. Neun Soldaten wurden demnach festgenommen. In der Folge kam es vor dem Gefangenenlager Sde Teiman und einem Militärstützpunkt zu Protesten.

Laut israelischen Medien handelt es sich bei dem Häftling um einen Palästinenser, der mutmaßlich von den Soldaten misshandelt wurde. Der Palestinian Prisoners Club, eine Organisation zur Überwachung von Gefängnissen, warf den Wärtern des Lagers vor, den palästinensischen Häftling sexuell missbraucht zu haben. „Dies ist ein neues Vergewaltigungsverbrechen, das von einer Gruppe von Gefängniswärtern an einem Häftling im Lager Sde Teiman begangen wurde“, sagte der Leiter der Organisation, Abdullah Al-Zaghari, der AFP.

Nach der Festnahme der israelischen Soldaten stürmten einige rechtsextreme Israelis zu dem Gefangenenlager Sde Teiman in der Wüste Negev, um ihre Unterstützung für die Beschuldigten zu bekunden. Einigen gelang es sogar, in die Einrichtung einzudringen, wie auf Live-Bildern im israelischen Fernsehen zu sehen war. Andere Menschen protestierten Medienberichten zufolge vor dem Militärstützpunkt, in dem die neun Soldaten verhört wurden. Einigen von ihnen gelang es ebenfalls, kurzzeitig in den Stützpunkt einzudringen.

Ben Gvir stachelt Proteste an

Israels rechtsextremer Minister für die nationale Sicherheit, Itamar Ben Gvir, schrieb im Onlinedienst X: „Nehmt eure Hände von den Reservisten.“ Israels Armeechef Herzi Halevi dagegen kritisierte das Vorgehen der Protestierenden scharf: „Das Eindringen in eine Militärbasis und die Störung der dortigen Ordnung ist ein schwerwiegendes Verhalten, das in keiner Weise akzeptabel ist“, erklärte er. Israel befinde sich „mitten in einem Krieg“, Aktionen dieser Art gefährdeten die Sicherheit des Landes. Auch Regierungschef Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joav Gallant verurteilten das Eindringen in die Militärbasis.

Das Gefangenenlager Sde Teiman war zur Inhaftierung von im Gazastreifen festgenommenen Palästinensern nach dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas am 7. Oktober eingerichtet worden. Seitdem äußerten sowohl die Vereinten Nationen und Menschenrechtsanwälte als auch von der Hamas kontrollierte Behörden sowie ehemalige Gefangene Vorwürfe über Misshandlungen während der Haft.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte Israel noch in diesem Monat auf, die unbefristete Inhaftierung von Palästinensern aus dem Gazastreifen und die „zügellose Folter“ in israelischen Gefängnissen zu beenden. Laut der israelischen Armee orientieren sich die Haftbedingungen an internationalem Recht.

Seit neun Monaten Krieg

Der Krieg im Gazastreifen dauert mittlerweile seit mehr als neun Monaten an. Ausgelöst wurde er durch den Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel, bei dem israelischen Angaben zufolge 1.197 Menschen getötet worden waren. Israel führt seitdem in dem dicht besiedelten Küstenstreifen einen massiven Feldzug gegen die Hamas. Nach Angaben, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem mehr als 39.300 Menschen getötet, darunter sehr viele Zivilisten.

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4 Kommentare

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  • Dass die israelische Armee um Transparenz, Aufklärung und ernsthaften Ermittlungen gegen ihre eigenen Soldaten willens und in der Lage ist, spricht für sie. So muss das auch sein in der Armee in einem demokratischen Staat.

    Trotz aller Defizite: Was für ein Kontrast zur Gegenseite in diesem Konflikt! Die Hamas lässt noch nicht einmal das Rote Kreuz zu den Geiseln und feilscht in den Verhandlungen auf makabre Art und Weise sogar über die Weitergabe von Medikamenten und die Herausgabe der Verstorbenen.

    • @Winnetaz:

      Israel hat sei dem 07. Oktober das Rote Kreuz in keines seiner Gefängnisse gelassen. Und Transparenz und Aufklärung? Soweit ich weis sind alle Gefangenen aus Gaza und ein beträchtlicher Anteil aus dem Westjordanland ohne Anklage/ Prozess sowie ohne Kontakterlaubnis zu Anwalt oder Familie im Gefängnis. Das ist gegen internationale Gesetze. Folter sowieso. Und hier geht es um gerade mal einen einzigen Fall. Es wurden von israelischen Whistleblowern und Palästinensern hunderte gemeldet. Unter anderem hatten die BBC und CNN ausführlich berichtet und selber umfangreiche Recherchen angestellt, Zeugenaussagen und Beweismaterial gesammelt.



      Und liebe taz: Misshandlung? Andere Publikationen benutzen deutlich andere Worte für das was dem Gefangenen angeblich angetan wurde. Ich benutze jetzt noch die weniger krasse Variante: mehrfache Vergewaltigung. Das kann man schon beim Namen nennen, tut man ja bei anderen Fällen auch. Selbst Mitglieder der Knesset die in einer von der Presse übertragenen Sitzung den Fall besprochen haben, haben ganz konkret gesagt was wohl mit dem Gefangenen gemacht wurde, dann kann man das hier auch.

    • @Winnetaz:

      Hat Israel denn das Rote Kreuz in seine Gefangenenlager gelassen?



      Die Berichte über Folter stammen von entlassenen Opfern und von Whistleblowern. Das macht sie auch so glaubwürdig: Israel könnte jederzeit unangekündigte Inspektionen seiner Haftlager zulassen, tut es aber nach meinem Kenntnisstand nicht.

  • Die rechten Proteste vor dem Armeelager in der Negev zeugen von dem ganzen Ausmaß der Entmenschlichung, die dieser Teil der israelischen Bevölkerung gegenüber seinen palästinensischen Gegnern entgegenbringt. Offenbar halten sie es für gerechtfertigt, palästinensische Gefangene derart zu misshandeln.



    Dabei schaden sie natürlich auch dem Ansehen der israelischen Armee in ihrem Bemühen, diese Menschenrechtsverletzungen in Ihren eigenen Reihen aufzuklären.