Gauland bei „FAZ“-Feier: Alte weiße Zeitung
An ihrem 70. Geburtstag lud die „FAZ“ zu einer Feier ein. Auch Alexander Gauland war dabei. Praktisch, dass die Zeitung ihr wahres Gesicht zeigt.
D a waren wir drauf und dran, die Fehde mal ruhen zu lassen. Fast ohne Seitenhiebe hat die taz diese Woche der FAZ zum 70. Geburtstag gratuliert. Dass wir der Frankfurter Allgemeinen im Allgemeinen gar nicht so feindselig gegenüberstehen, wie man denken mag, haben wir geschrieben.
Nun ja. Zurechtgeruckelt haben sie uns über Nacht, die Frankfurter Kolleg*innen. Denn bei der großen FAZ-Jubiläumssause im Berliner Edelrestaurant Borchardt am Donnerstagabend durfte offenbar auch Alexander Gauland mitfeiern. Sie wissen schon, der AfD-Polterer, der die Erinnerung an die deutsche Geschichte gern stärker zum Positiven und weg vom Massenmord lenken möchte.
Die FAZ-Familie heißt also auch Völkische und Geschichtsrevisionisten willkommen. Gauland im Borchardt zeigen mehrere Fotos, die Gäste am Abend über die sozialen Medien schickten. Sie wurden gleich weitergereicht, auch von Bild-Chef Julian Reichelt (Kommentar: „Bei @BILD wäre das undenkbar“) und CDU-Twitterkönig Ruprecht Polenz.
Kann natürlich sein, dass Gauland sich reingeschlichen hat und man zu höflich war, ihn hinauszukomplimentieren. Wir haben sicherheitshalber bei der FAZ nachgefragt, man möchte das dort nicht kommentieren. Möglich ist, dass Gauland als AfD-Parteichef eingeladen war, so wie auch FDP-Chef Christian Lindner. Oder als Autor, immerhin schreibt Gauland auch mal Gastbeiträge in der FAZ, wo er den antiglobalistischen Klassenkampf beschwört. Oder er war als Ex-Herausgeber der Märkischen Allgemeinen geladen, die damals noch zur FAZ-Gruppe gehörte.
In jedem Fall hat uns die Frankfurter Allgemeine wieder wachgerüttelt. Fast hätten wir uns mit dem altehrwürdigen Blatt in dieser bürgerlichen Mitte einkuscheln wollen, die gerade ständig beschworen wird. Aber nun sind wir uns wieder sicher, dass wir auf eine Mitte verzichten können, zu der der rechte Rand selbstverständlich dazugehört.
Werner D’Inka, Mitherausgeber und Geschäftsführer, war übrigens kürzlich zu Besuch in der Frankfurter Börse, um dort den neuen Slogan der FAZ zu bewerben. „Freiheit beginnt mit F. Genau wie Frühstück“, witzelte er. Wir möchten hinzufügen: Mit F beginnt noch Anderes. Faschismus zum Beispiel. Oder Fresse halten. Was ist Ihnen lieber, geschätzte FAZ?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen