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"Die" schaden also "unsere" Demokratie?
Entlarvend undemokratische Denke bereits in der Überschrift...
Großartige Idee... Gewalttätigen rechtsextremen, homophoben, antisemist_innen, Sexist_innen... Die Arbeit abnehmen Namen herauszufinden. Quasi staatliches doxing. Fragen Sie mal bei Aktivist_innen nach, der Daten in den jeweiligen Kreisen gelandet sind, wie gut und sicher die sich damit fühlen...
Das Problem, das ich sehe, ist, dass der Autor eine, durchaus verständliche, Regelung vorschlägt, die im relativ demokratischen Deutschland akzeptabel ist.
Aber in autoritäreren Ländern, in denen Dissidenten FB, Twitter etc. zum gegenstaatlichen Organisieren nutzen, könnte das entweder das Ende dieser Nutzung oder das Ende des Nutzenden bedeuten.
Und selbst in Deutschland - siehe öffentliche Bildfahndung der hamburger Polizei - und in den USA - siehe surveillance state in all seinen Formen - sehe ich reichlich Möglichkeiten, wie staatliche Organe das missbrauchen können.
Sowenig wie ich Freiheit und Bürgerrechte für Terroristen aufgeben möchte, möchte ich Anonymität für Trolle aufgeben.
Solange es legale(!) Haltungen oder Meinungen gibt, deren Verfasser irgendwo auf der Welt für ihre Äußerungen verfolgt werden, sei es durch Regierungen oder radikale Splittergruppen, ist es die oberste Pflicht jeder Plattform, die Pseudonyme der Beteiligten zu schützen.
Und die Adresse, die auf jeden Flyer gehört? Das ist doch ein Witz. Welcher Spitzenpolitiker, der für Klarnamen im Internat abstimmen würde, seht mit seiner privaten Wohnadresse im Impressum seiner eigenen Webseite?
Und der normale Bürger, der es sich nicht leisten kann, seine Privatadresse im Impressum eines Blogs hinter einem e.V. einer GmbH oder einer LTD. zu verstecken, darf abends auf dem Nachhauseweg von der Bushaltestelle mit radikalen Spinnern über seinen letzten Blogpost "diskutieren"?
Ich habe mich hier nicht mit Klarnamen angemeldet, obwohl ich alle Ansichten, die ich hier vertrete im realen Leben auch so vertrete. Teilweise gehe ich sogar in der Realität noch deutlich weiter, was den Tonfall angeht. In der Realität gibt es keinen Moderator, der mich daran hindert beleidigend über Personen des öffentlichen Lebens zu reden. Der große Unterschied, den ich sehe, ist die Reichweite.
Getan habe ich das weil ich damals noch für eine Forschungseinrichtung gearbeitet habe. Nicht wenige Universitäten und Konzerne haben einen Verhaltenskodex (Code of Conduct) der Mitarbeitern weitreichende Vorschriften darüber macht, wie sie sich zu verhalten haben.
Dieser Verhaltenskodex hätte mir durchaus zum Verhängnis werden können, da er von “progressivem” Gedankenunrat (=Meinungsdiktat) geprägt war und ist.
Hätte die HR Tante (Mit Sicherheit eine taz Leserin^^) meine Beiträge mit Klarnamen gefunden dann hätte mich das wohl nicht gleich den Job gekostet aber es wäre sicher auch nicht angenehm geworden.
Es gibt natürlich viele weitere Argumente gegen Klarnamen, dass nur als persönliche Anekdote.
Sie haben selbstverständlich recht, Herr Mack. Die Ritter der Netzfreiheit werden Sie trotzdem mit Häme übergießen.
...die Anti-Kommentare waren zu erwarten. Vor der Internet-Zeit gab es nur Leserbriefe, und es gab keine seriöse Zeitung, die solche ohne Adressangabe abdruckte. Das war einfach so!
Kleiner Tipp: Wer den Unterschied erkennen will zwischen Netz und Realität, sollte vielleicht mal auf einer der Plattformen Schach spielen, in der man anonym bleiben kann. Nach dem Verlust einer Schwerfigur verlassen meiner Erfahrung gefühlt 80% der Spieler den Tisch, ohne aufzugeben, oder bewegen ihre Figuren einfach nicht mehr. Praktisch kein Mensch würde dies tun, wenn einem gegenüber sitzt.
Ich gebezu, ein kleines Beispiel für eine nicht so wichtige Situation. Aber erstens wird diese Erfahrung bestätigt (und übertroffen) von den so genannten "Shitstorms" und Hass-Mails uns sonstigen Pöbeleien, zweitens ermöglichen genau diese (a)sozialen Medien erst die Bildung und Nachwuchsrekrutierung rechtskrimineller Vereinigungen, drittens können Fakes etc gerade nur unter Anonymitätsvoraussetzungen gut gedeihen und viertens: Tun wir doch bitte nicht so, als sei die Anonymität des Netzes eine unabdingbare Voraussetzung für Demokratie und Rechtsstaat. Kleiner Hinweis an die Anti-Kommentatoren: Demokratischer Diskurs hat in der Vor-Internet-Zeit auch schon funktioniert!
Liest sich wie jemand, der Wut im Bauch hat – also ein Wutbürger.
Wenn wir Klarnamenpflicht einführen wollen, fordere ich eine Followerobergrenze bis 300. Ich sehe nämlich täglich reichweitenstarke Arschlöcher Hassmeinungen herausposaunen und das können wir schließlich auch nicht dulden in unserer Demokratie, die von persönlicher Verantwortung lebt.
@Beinemann Demokratie scheint Ihnen nicht so zu liegen. Wem ich folge, ist meine (demokratische) Entscheidung.
Wenn Leute mit einer Ihnen genehmen Meinung nur 300 Follower haben, fordern Sie, andere müssten zwangsweise Follower abgeben und diese müssten dann Zwangsfollower eines anderen werden, damit Sie das "demokratisch" finden?
Ich glaube, ich habe jetzt verstanden, dass Menschen, die sich für das Volk halten, bei Logik, Grundrechten und Demokratie gewisse Verständnisprobleme haben.
Wir brauchen den gläsernen Menschen 4.0 das brauchen wir! *sarkasmus OFF* Selten so einen Mumpitz gehört.
Defninitiv NEIN!
In Zeiten autokratischer Tendenzen in den USA(!!) (man überlege!) und Putin und Giftanschlag und Bedrohung der Demokratie, und was denn noch so kommen könnte ...
Im Sinne von wie sollen wir uns organisieren und uns wehren, wenn der zukünftige Despot uns alle knechten kann mit Klarnamen, Adresse....dann verhaften.
Und ich meine das ernst und nicht als Satire. Unser Diktatorenerfahrung ist erst 70 Jahre her!
Wir müssen die aktuelle Hass-Dumm-Scheiße aushalten. Punkt. Besser argumentieren, vielzähliger und cleverer sein...
@Tom Farmer Nur dass das Entstehen dieser Situation in den Staaten genau durch anonyme Trolle, targeted ads und bots massiv befördert wurde.
Ich verstehe Ihre Sorge, aber da hilft inzwischen wohl nur noch Gefahrenabwägung. Lieber verhindere ich eine Situation, in der Rechtsextreme das optimale Propagandamedium jahrelang anonym ausnutzen und mehr und mehr Verrohung bis zu einem Wahlsieg führt, als danach hoffen zu müssen, dass die Daten nicht genutzt werden, um mich zu verfolgen. Die NSA hat sie ohnehin, der BND hilft bei der Beschaffung, also hat der sie auch oder kann sie bekommen.
Zwei alte Artikel auf Netzpolitik.org als Antwort:
"Studie findet heraus: Anonyme Nutzer kommentieren weniger aggressiv" -- netzpolitik.org/20...tzer-kommentieren-
weniger-aggressiv/
"Gute Gründe für Pseudonymität – und gegen eine Klarnamenpflicht" -- netzpolitik.org/20...-klarnamenpflicht/
Gastkommentar über Hass im Netz: Die feigen Social-Media-Hetzer
Wir brauchen eine Klarnamenpflicht für Twitter, Facebook und Co. Die anonymen Shitstorms und Hassmails schaden unserer Demokratie.
Wer schnell mal Hass auskübeln will, sollte sich nicht mehr hinter der Anonymität verstecken dürfen Foto: dpa
Egal, über was ich schreibe – über Freiheit und Demokratie oder meine Liebe zu Europa –, unter diesen Tweets stehen innerhalb von wenigen Minuten Hass, Hetze und Beleidigungen. Und das ist nur ein Bruchteil dessen, was Angela Merkel, Cem Özdemir, Christian Lindner oder bekannte Journalisten erreicht.
Ich habe früh gelernt, dass Kommunikation von persönlich Verantwortlichen lebt. Dass auf einem politischen Plakat oder Flyer neben einer Adresse auch ein Name stehen muss. Und weil ich Menschen mag, die mich klüger machen, suche ich den Diskurs. Ich verhalte ich mich online dabei nicht anders als offline, trete mit meinem Namen und Profilbild auf. Viele handhaben das anders. Ihre Profile beinhalten wirre Zahlen- und Buchstabenkombinationen, ihre Profilbilder zeigen alles, nur nicht sie selbst. Aber politische Debatte funktioniert nur mit Gesicht. Ob im Bierzelt oder im Netz.
Wir müssen aufpassen, dass nicht die digitale über die analoge Welt bestimmt. Wir können nicht die Anonymität hochhalten, wenn Organisationen gezielt Hass im Netz verbreiten, mit dem Ziel, unsere liberale Gesellschaft zu zersetzen.
Argumente für die Anonymität im Netz lese ich seit Jahren. Überzeugend finde ich sie nicht. Wer sein Gesicht nicht zeigen und seinen Namen nicht nennen mag, dem kann ich nicht trauen und mit dem will ich auch nicht diskutieren.
Ob der Klarname sichtbar sein soll, muss jeder Nutzer selbst entscheiden können. Betreiber von Plattformen wie Facebook, Twitter und Instagram sollten ihn jedoch – gesetzlich vorgeschrieben – kennen müssen. Er sollte Teil einer Mehr-Faktor-Authentifizierung sein, die neben E-Mail, Name, Telefonnummer auch etwa ein Foto des Personalausweises voraussetzt. Diese Daten sind auf richterliche Anordnung schnellstmöglich herauszugeben.
Nur mit klaren nachvollziehbaren Regeln können wir die Digitalisierung zur Stärkung unserer Demokratie nutzen. Ansonsten tritt das Gegenteil ein.
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Kommentar von
Daniel Mack
Daniel Mack ist Politik- und Kommunikationsberater sowie früherer hessischer Landtagsabgeordneter für Bündnis 90/Die Grünen.
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