Gastkommentar Handelskonflikt: Notfalls härtere Bandagen

Im Zollstreit geht es zunächst darum, den Schaden zu begrenzen. Zugeständnisse Europas könnten zu neuen Zumutungen aus den USA führen.

Arbeiterin an einem noch nicht fertig zusammengebauten BMW

In Trumps Welt sind deutsche Autos eine nationale Bedrohung Foto: ap

Der internationale Handel und die Arbeitsteilung rund um den Globus sind Kernelemente unserer Wirtschaft. Millionen Arbeitsplätze hierzulande hängen am Erfolg unserer Betriebe in aller Welt. Eine Grundlage dafür ist das Welthandelssystem der WTO, auf das sich 164 Staaten geeinigt haben. Mit den Strafzöllen auf Stahl und Aluminium legen die USA jetzt die Axt an dieses System an.

Die Begründung für die Zölle – die Gefährdung der nationalen Sicherheit – entlarvt sich eigentlich schon von selbst. Bei Autos geht es nun in eine ähnliche Richtung. Deutsche Autos gefährden Amerikas Sicherheit?! Da kann man nur mit Kopfschütteln reagieren. Investitionen und Arbeitsplätze, die deutsche Unternehmen in den USA schaffen, werden dabei in Washington völlig außer Acht gelassen.

Während Autozölle noch nicht eingeführt sind, bekämpfen sich China und die USA seit letzter Woche mit hohen Zöllen gegenseitig. Viele deutsche Unternehmen geraten dadurch in eine Sandwich-Position, weil sie in China wie in den USA aktiv sind. Denn Zölle sind nichts anderes als Steuern auf ausländische Produkte. Ausländische Unternehmen werden dadurch benachteiligt und könnten so Kunden verlieren. Die Zeche bezahlen letztlich auch die Verbraucher – über höhere Preise.

Es geht jetzt darum, den Schaden zu begrenzen – und europäische Geschlossenheit zu zeigen. Im Zweifel sind zunächst Gegenmaßnahmen nötig. Sonst besteht die Gefahr, dass Zugeständnisse Europas zu immer neuen Zumutungen aus den USA führen. Für offene Märkte und faire Wettbewerbsbedingungen einzustehen, ist oberstes Gebot – notfalls mit härteren Bandagen.

In der Auseinandersetzung liegt auch eine Chance: Sie kann Wege öffnen, mit Partnern in aller Welt mehr für den ungehinderten Austausch von Waren, Dienstleistungen, Daten und Ideen zu tun. Die EU ist hier gefordert. Sie kann Teil einer positiven Gegen­agenda zum trumpschen Zollwettlauf sein. Und für die EU ist es die Chance, sich als Dealmaker statt Dealbreaker sowie als Rulemaker statt Ruletaker zu positionieren.

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Jahrgang 1958, ist promovierter Volkswirt und seit 2001 Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK).

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