Gambia verlässt Haager Strafgerichtshof: Wegen Verfolgung von Afrikanern
Nach Burundi und Südafrika zieht sich auch Gambia vom Internationalen Strafgerichtshof zurück. Der Vorwurf: Er sei das „internationale kaukasische Gericht“.
Gambias Informationsminister Sheriff Bojang warf dem Gericht in Den Haag die „Verfolgung und Demütigung von Menschen mit dunkler Hautfarbe, insbesondere von Afrikanern“ vor. Die „Kriegsverbrechen“ westlicher Politiker ignoriere das Gericht hingegen völlig, beklagte der Minister.
Zuvor hatte Südafrika, einst unter Expräsident Nelson Mandela ein vehementer Unterstützer des IStGH, sich von dem Strafgerichtshof abgewendet und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon formal darüber informiert.
Hintergrund ist ein Streit über den sudanesischen Präsidenten Omar al-Baschir, der vom IStGH wegen des Verdachts auf Kriegsverbrechen in der Krisenregion Darfur per internationalem Haftbefehl gesucht wird. Al-Baschir hatte im vergangenen Jahr Südafrika besucht. Als Unterzeichner des Rom-Statuts zur Einrichtung des Gerichtshofs hätte Südafrika Al-Baschir eigentlich verhaften lassen müssen.
Vorvergangene Woche hatte als erstes Land Burundi seinen Austritt aus dem IStGH angekündigt, Präsident Pierre Nkurunziza unterzeichnete ein entsprechendes Gesetz. Der IStGH hatte im April nach Unruhen im Zuge von dessen Wiederwahl Ermittlungen angekündigt.
In den sechs Fällen, die beim IStGH verhandelt oder anhängig sind, sind lediglich Afrikaner angeklagt. Allerdings hatte das Gericht in der Vergangenheit auch zu Fällen andernorts ermittelt.
Die jüngste Entscheidung ist auch deshalb bemerkenswert, weil die IStGH-Chefanklägerin Fatou Bensouda aus Gambia stammt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Trump und Putin
Bei Anruf Frieden
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen