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Galerie Kaufhof wird schrumpfenKein Warenhaus mehr in Würzburg

Nun ist es raus, aus welchen 16 Standorten sich die Kaufhauskette zurückziehen wird. Dicht macht sie demnach auch ihre Filiale am Firmensitz in Essen.

Auch diese Filiale muss dicht machen: Galeria Kaufhof in Würzburg Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Düsseldorf/Berlin rtr | Nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens für Galeria Karstadt Kaufhof Anfang April hat die Warenhauskette über die Zukunft ihres Filialnetzes entschieden. Das Unternehmen schließt 16 seiner noch verbliebenen 92 Kaufhäuser und baut rund 1400 von derzeit 12.800 Arbeitsplätzen ab, wie der Konzern am Samstag mitteilte.

Geschlossen werden demnach unter anderem drei Filialen in Berlin (Ringcenter, Spandau und Tempelhof) sowie das Kaufhaus am Firmensitz in Essen. „Wir haben für den Erhalt jeder einzelnen Filiale hart verhandelt“, erklärte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus. Ausschlaggebend für die Entscheidungen sei die Aussicht auf zeitnahe Rentabilität gewesen, bei der die Miethöhe eine wichtige Rolle gespielt habe.

„Dort, wo uns mit den Vermietern ein wirtschaftlich vertretbares Ergebnis trotz größter Bemühungen aller Beteiligten und trotz der Unterstützung durch die Politik nicht zu erzielen war, können die betreffenden Häuser nicht fortgeführt werden“, so Denkhaus. „Dafür haben wir gemeinsam mit dem Sozialpartner eine sozialverträgliche Lösung für die betroffenen rund 1400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeitet.“

Der Gesamtbetriebsrat von Galeria Karstadt Kaufhof sprach von einem Wechselbad der Gefühle: „Die Betroffenheit der gesamten Belegschaft ist groß, auch wenn ein Aufatmen in den Fortführungsfilialen stattfand“, betonte Gesamtbetriebsratschef Jürgen Ettl. Es sei gelungen, eine Transfergesellschaft für die Betroffenen einzurichten. „Vor ein paar Wochen war die Angst vor dem Szenario einer Abwicklung von Galeria noch groß. Doch jetzt gibt es nochmal eine Chance für das Warenhaus.“

Scharfe Kritik an den Schließungsplänen kam von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. „Das ist keine gute Nachricht, weder für die Beschäftigten noch für die Kundinnen und Kunden und die betroffenen Kommunen“, erklärte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer. Jeder Standort, der geschlossen werde, führe zu einer weiteren Verödung der Innenstädte. „Wieder einmal entsteht der Eindruck, dass die Beschäftigten zum Spielball eines Mietpokers werden.“ Nicht nur die Gewerkschaft, auch Politik und Gesellschaft dürften diese Schließungspläne auf keinen Fall hinnehmen und müssten nun um Arbeitsplätze und Filialen kämpfen. Von den Eigentümern verlangt Verdi Investitionen in das Traditionsunternehmen.

Galeria Karstadt Kaufhof ist die letzte große Warenhauskette in Deutschland. Die neuen Eigentümer, der Ex-Vorstandschef des Kosmetikkonzerns Coty Bernd Beetz und der kanadische Handelsunternehmer Richard Baker, hatten angekündigt, möglichst viele Filialen erhalten zu wollen. Zugleich bereiteten sie die Belegschaft aber auch auf weitere Einschnitte vor.

Laut der Mitteilung vom Samstag zieht sich die Kette auch aus Augsburg, Chemnitz, Leonberg, Mainz, Mannheim, Oldenburg, Potsdam, Wesel und Würzburg zurück. In Köln schließt eines von drei Häusern, in Regensburg und Trier jeweils eine von zwei Filialen. Nach der Fusion von Kaufhof und Karstadt betrieb Galeria 2020 noch 171 Warenhäuser.

Die großen Kaufhäuser in deutschen Innenstädten stehen in erbittertem Wettbewerb mit Online-Händlern von Amazon bis Zalando sowie internationalen Textil-Ketten.

Für Galeria Karstadt Kaufhof gab es in etwas mehr als drei Jahren drei Insolvenzen. Zweimal flüchtete die Kette in der Corona-Krise unter den Schutzschirm und erhielt 680 Millionen Euro Staatshilfen. Im Januar versuchte sich Galeria vor dem in die Pleite gerutschten österreichischen Mutterkonzern Signa um den Investor Rene Benko zu retten, der 2019 nach einem Teil der Immobilien auch das operative Geschäft übernommen hatte.

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9 Kommentare

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  • REMEMBER ?



    Im Karstadt, das war Leonbergs ERSTE ROLLTREPPE (noch vor Öffnung des Leo-Center über die Straße). Schnell nochma raufundrunterfahrn...

    Wer sich (wie Karlsruhe zettbee) in Laufnähe zur Haupteinkaufsstraße n riesiges Shoppingcenter hinstellen lässt, der zwingt sämtliche schon ansässigen Filialisten, zu doppeln, oder aber den Fußgängerzonen-Laden dichtzumachen und ganz umzuziehen. N Kaufhaus , eh nicht mehr ganz oben auf der Welle, kann sowas nicht. Und so gehn sie alle: Kaufhaus Schneider, Hertie (mit nem Zombi-Zweitleben als "Karstadt Sport", sicher auch nicht wirklich rentabel, und sicher auch bald Resterampe Karstadtgaleiriasonstwas: Die vierte Insolvenz kommt bestimmt (oder wird das dann schon die fünfte?).

  • 680 Mio Staatshilfen (deine und meine Steuern...) für ein ausgelaufenes Geschäftsmodell. Wenn die VERDI das glaubt was sie sagt, warum übernimmt sie dann nicht die Kaufhäuser, quasi als mitarbeitergeführtes Unternehmen. Beispiele dafür gibts es und Galeria geht bestimmt preiswert übern Tisch.

  • In der Tat scheint die Zukunft von Karstadt-Kaufhof düster. Ein linkes Medium, wie die taz hat, ideologisch begründet, sofort die Schuldigen parat: Die Kapitalisten! Die lediglich Profit machen wollen! Leider wird nicht auf die eigentlich »Schuldigen« verwiesen: Die wegbleibenden Kunden, die lieber bequem im Internet shoppen. Der Trend wird sich fortsetzen und zunehmend profitsenkend auswirken.



    Den Beschäftigten kann man nur raten, von selbst zu gehen und nicht zu warten, bis sie hinausgeworfen werden. Wie man hört, ist der Arbeitsmarkt gegenwärtig aufnahmefähig.



    Für mich als ehemaligen DDR-Bürger bleibt die Frage: Wie würde es in der ehemaligen DDR laufen, in der nicht kapitalistische Marktwirtschaft sondern sozialistische Planwirtschaft praktiziert wurde? Internet-Handel einschränken, um so die Kunden in die Konsument-Warenhäuser zu zwingen, oder?

    • @Pfanni:

      Das ist natürlich auch eine Sichtweise. Was kann ich denn als unfähiges Management dafür wenn es nicht mal mit massiver Staatshilfe klappt? Der blöde Kunde ist schuld. Wieso kann ich den auch nicht dazu zwingen, meinen Krempel zu kaufen?



      Und jetzt gehen Sie bitte mal zu Galeria und kommen Ihrer Kundenpflicht nach.

  • Solange die Mieten in den Innenstädten das 100-fache von den Lagerflächen der Versandhäusern betreffen sehe ich keine Zukunft für die Vermieter der 1a Lagen.



    Mieten runter, dann klappts auch mit den attraktiven Innenstädten.

  • "Für Galeria Karstadt Kaufhof gab es in etwas mehr als drei Jahren drei Insolvenzen." - "Doch jetzt gibt es nochmal eine Chance für das Warenhaus.“

    Hurra, die Zukunft der Insolvenzverwalter ist gesichert.

  • Was sich nicht lohnt, wird nicht weiterleben. Gegen die betriebswirtschaftliche Grundlogik helfen auch keine politischen VERDIkte oder Warenwunschdenken. Nach dem dritten Konkurs von KarstadtsKaufhofgallerien fehlt einfach der Glaube an die Zukunft des alten Konsumkonzepts.

    • @vieldenker:

      Noch schlimmer: Neue Konzepte gibt es auch nicht. Bei Karstadt riecht es immer nur nach Überdruss, Missmut, Genervtheit und Hilflosigkeit. Attraktiv macht das nicht.

      Personal ohne Ende, aber nur eine Kasse mit langen Schlangen im ganzen Haus hat geöffnet, in den Abteilungen sucht man VerkäuferInnen vergebens, bis man sie in einer Ecke findet, wo sie zu dritt zusammenstehen und über ihre Arbeitsbedingungen stöhnen.

      • @Mustardman:

        In der Filiale in Mainz, die jetzt geschlossen wird, habe ich die von Ihnen beschriebenen Zustände allerdings nie angetroffen. Auch nicht im schon vor Jahren geschlossenen Karstadt, für dessen sehr gut ausgestattete Elektroabteilung es keinen adäquaten Ersatz gibt.

        Und das Angebot an guten, aber preiswerter Kleidung beschränkt sich künftig auf C&A, SinnLeffers und P&C sind mir oft schlicht zu teuer. Ich gehöre leider zu der aussterbenden Art, die Kleidung gerne vor dem Kauf anprobieren möchte.

        Ein Kernproblem der letzten Jahre war das Benko-Konzept, das durch überzogene Mieten zuviel Geld aus den Kaufhäusern abgezogen hat. Daß die Gläubiger da nicht nachgeben wollen, um möglichst viel ihrer Kohle zu retten, ist verständlich, aber auch kurzsichtig.