G7-Gipfel in Elmau aktuell: Mit Trommeln und Trompeten
Die G7-Gegner sammeln sich in Garmisch-Partenkirchen zu ihrer zweiten Großdemo. Polizei freut sich über bisher entspannte Lage.
Rund 2.000 Demonstranten sind es, begleitet von reichlich Polizei und über die Zäune schauende Anwohner. Ihr Ziel: Die Großdemonstration des Anti-G7-Protests mitten im Stadtzentrum.
Damit läuft der Anti-G7-Protests auf seinen zweiten Höhepunkt zu. Bereits am Donnerstag versammelten sich bis zu 40.000 Menschen in München, um gegen das G7-Treffen und TTIP zu demonstrieren. In Garmisch-Partenkirchen soll nun der zweite Aufschlag folgen – in halbwegs mittelbarer Nähe zum Gipfelort Schloss Elmau.
Wie in München steht auch der dortige Protest vorerst unter friedlichen Vorzeichen. Demonstranten, die am Vormittag in den Zügen aus München anreisen, kommen eher aus dem bürgerlichen Spektrum. Hunderte versammeln sich am Bahnhofsplatz. Aus dem Camp rückt ein bunter Szene-Querschnitt an. Die Polizei sorgt sich deshalb vor allem um die Hitze, derzeit rund 30 Grad und pralle Sonne, und öffnet Hydranten an der Demoroute zur Wasserversorgung.
Polizei zufrieden
Andere fürchten offenbar Schlimmeres. Der Burger King am Bahnhof ist mit Absperrband verrammelt. Auch die meisten Geschäfte entlang der Demo-Route sind geschlossen. Gute Geschäfte macht dagegen eine Backstube, die offen hat – und Leberkäs-Semmeln für einen Euro „für Polizei und Demonstranten“ anbietet.
Die Polizei zeigt sich zufrieden. Man freue sich über den bisher friedlichen Verlauf, teilt ein Sprecher mit. Einzig ein Papp-Panzer, der bei einer Demonstration am Vorabend in Garmisch-Partenkirchen angezündet wurde, hätte nicht sein müssen.
Die Demonstranten am Bahnhofsplatz wiederum beklagen das hohe Polizeiaufgebot. „Bitte haltet euch von unserer Demo fern“, appelliert eine Rednerin wiederholt vor Beginn des Aufzugs.
Die Protestorganisatoren erneuern am Samstag zudem ihre Ankündigung, das am Sonntag startende Gipfeltreffen auch blockieren zu wollen. „Von uns wird dabei keine Eskalation ausgehen“, sagt Bündnissprecher Simon Ernst. Um aber auch zu betonen: „Wir sind solidarisch mit allen Kräften, die sich mit ihren Aktionen gegen den Gipfel richten und werden uns nicht spalten lassen.“
Die Demonstration am Samstag in Garmisch-Partenkirchen wird somit auch zum Gradmesser des weiteren Verlaufs der Proteste. Die Polizei warnte die Teilnehmer bereits vor „Vermummung“ und „Störungshandlungen“.
Eine Entscheidung des Münchner Verwaltungsgericht über den bislang verbotenen Sternmarsch der Gipfelgegner wird erst am Samstagabend erwartet.
Krawall in Leipzig
Unterdessen zogen Freitagnacht in Leipzig laut Polizei rund 100 Vermummte durch die Stadt. Die Autonomen warfen Steine auf das US Konsulat, das Bundesverwaltungsgericht und einen Polizeiwagen. Danach zerstreute sich die Gruppe. Bekennerschreiben gibt es noch keine. Zumindest der Angriff aufs US Konsulat aber legt einen Bezug zum G7 Gipfel nahe.
Die Sicherheitsbehörden hatten im Vorfeld solche „dezentralen Aktionen“ befürchtet. Möglich seien „umfassende Zerstörungen, u.a. Brandstiftungen, in einer zufällig ausgewählten deutschen Stadt“, hieß es in internen Lagepapieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn
Kein Sparpreis, dafür schlechter Service
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Housing First-Bilanz in Bremen
Auch wer spuckt, darf wohnen