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Fridays for Future100 Milliarden für den Klimaschutz

Fridays for Future und Wissenschaftler fordern ein Sondervermögen fürs Klima. 100 Milliarden Euro sollen die Energiewende beschleunigen.

Aktion der Klimaaktivisten flankiert die Pressekonferenz Foto: Annette Riedl/dpa

„Wo ist die Regierung, die einen Plan hat?“, fragt Luisa Neubauer, Sprecherin von Fridays for Future (FFF) am Dienstag in Berlin. Die Klimaschutzbewegung fordert ein „Sondervermögen“ von 100 Milliarden Euro für Klima und Sicherheit. Dieselbe Summe hat die Ampelkoalition schon für die Bundeswehr lockergemacht. Das Ziel: Die Klimaprobleme „an der Wurzel“ zu packen, anstatt immer nur zu reagieren. FFF will mit dem Geld den Ausbau des ÖPNV, ein 0-Euro-Ticket und eine Sanierungs­offensive finanzieren. Ein Teil soll als Klimafinanzierung an Länder des globalen Südens gehen.

Prominenter Unterstützer: Marcel Frat­zscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Auf der Pressekonferenz der Fridays benannte er zwei zentrale Probleme der vergangenen Jahrzehnte: „Es gab einen geopolitischen Fehler bei der Energieversorgung, der uns von Russland abhängig machte, und es gab einen großen Fehler im Klimaschutz.“

Da der Klimaschutz vernachlässigt worden sei, brauche es nun eine beschleunigte ökologische Transformation und eine drastische Erhöhung von Investitionen für den Ausbau regenerativer Energien. „Die Wissenschaft fordert solche Investitionen schon seit Jahren, deshalb befürworten wir die Idee des Sondervermögens“, ergänzte der Ökonom.

Petition für Sondervermögen gestartet

So sah das auch Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme in Berlin. „Mit Volldampf in die Heißzeit“, ist seine Beschreibung für den Kurs Deutschlands beim Klimaschutz. Auch er betonte die Notwendigkeit, präventiv in klimaneutrale Energien zu investieren. Die Kosten der Klimafolgeschäden sind laut Quaschning viel höher als eine Investition in die Energiewende. Die Statistiken des Umweltbundesamtes geben ihm recht. In den späten 10er Jahren sind demnach im Schnitt 200 Milliarden Euro weltweit jährlich an sogenannten Umweltkosten entstanden.

Um die Transformation zur Klimaneutralität voranzubringen, hat Fridays for Future nun eine Petition an die Bundesregierung gerichtet. Finanzieren wollen die AktivistInnen ihr Sondervermögen durch eine Abschöpfung von übermäßigen Unternehmensgewinnen und eine Lockerung der Schuldenbremse. Frat­zscher betonte, der Staat sei ein „Inflationsgewinner“. Etwa 60 Milliarden Euro werde er in diesem Jahr zusätzlich einnehmen. Dieses Geld könne direkt in das Sondervermögen eingezahlt werden. Auch die etwa 65 Milliarden Euro an Subventionen für fossile Energieträger könnten dafür verwendet werden.

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15 Kommentare

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  • "Ein Scheitern ist das nicht, im Gegenteil."



    Stimmt. Die "Klimabewegung" hat ja ein Etappenziel weit früher als erhofft erreicht: Energie ist knapp und teuer geworden.



    "Und je mehr Menschen ein Bewusstsein für die Klimakrise und sinnvolle Lösungen haben, desto besser."



    Leider wird's bei den "sinnvollen Lösungen" ziemlich duster. Siehe z.B. [1]: Erst mal Geld drucken, dann sehen wir weiter!



    [1] taz.de/Fridays-for-Future/!5877974/

  • Gute Idee (wahrscheinlich durch den Kabarettbeitrag von Tobias Mann inspiriert). Aber FFF und welche mächtige Lobbygruppe möchte das durchsetzen? Da ist nämlich der riesige Unteschied zum Sondervermögen für die Bundeswehr, dass quasi eine Direktüberweisung an die Rüstungsindustrie ist.

    Nur weil das sinnvoll ist (im Gegensatz zum Bundeswehr-Sondervermögen), wird es in einer Lobbykratie nämlich noch lange nicht gemacht.

    Trotzdem viel Glücke dabei!

    Kleiner Tipp: bei der Forderung vielleicht nochmal an das entsprechende Verfassungsgerichtsurteil erinnern!

    • @Jalella:

      Die Windkraftanlagenbauer und Betreiber liegen in den Startlöchern und warten auf die Freigabe von Flächen. Die Betreiber verdienen gerade Unmengen an Geld wegen der hohen Gaspreise.

      Was will man da noch mehr Geld hinein pusten?

  • "Eine merkwürdige Initiative, die Sie da verlinkt haben."



    Nicht ich. Die taz. Es ist der Link "Petition" oben im Text...

  • Auch Quaschning hat als "der Klimawissenschaftler" Wissenschaftlicher keine konkrete Vorschläge oder ein Konzept, wo er 100 Milliarden konkret und in welcher Reihenfolge eingesetzt haben will. Da steht er den von ihm kritisierten Politikern in nichts nach.

  • "Und was versteht man da unter Klimafinanzierung?"



    Siehe hier: weact.campact.de/p...d-sicherheit-jetzt



    Kurz zusammengefasst: Aufweichung der Schuldenbremse, Umverteilung von Übergewinnen.



    Erstunterzeichner: 1 Autor, 4 Musiker/innen, 1 Sängerin, 1 Schauspielerin. Die geballte Finanzkompetenz...

    • @sollndas:

      Prima. Mit einer Bande von Finanzexperten (die uns unter anderem die Klimakatastrophe beschert haben) kommen wir sicher schnell aus der Katastrophe raus.

    • @sollndas:

      Eine merkwürdige Initiative, die Sie da verlinkt haben.

      Fett geschrieben taucht zuerst das Wort "Nebenkostenabrechnung" auf. Es geht offensichtlich weniger um das Klima als vielmehr um ein staatlich finanziertes "Weiter So!"

      Nicht ein Wort zu konkreten Maßnahmen die gegen den Klimawandel gestartet werden sollen und was dafür alles nötig ist.

      Nur eine Forderung ist wichtig. Es sll ohne Belästigung des Bürgers erfolge. Die Nebenkostenabrechnung muss weiterhin passen!

    • @sollndas:

      Das sind nur Geldschiebereien ohne Ziel

  • Der Klimawandel ist doch schon längst da.



    Völlig überraschend natürlich.

    Wir wärs denn nach Jahrzehnten des Nichtstuns mit Investitionen in den Katastrophenschutz? Investitionen in Bewässerungssysteme? Investitionen in Entsalzungsanlagen?

    Es verwundert ja schon, dass trotz der ausgiebigen Berichterstattung und Warnrufen vor der Klimakrise im Allgemeinen und jeder Katastrophe im Einzelnen in diesem Bereich nichts passiert.

    • @elektrozwerg:

      Nennt sich Demokratie. Ist die Mehrheit für etwas dann ja, sonst nein.

  • Mir geht der Artikel zu wenig darauf ein, was denn FFF genau will.

    Das beginnt schon mit den Begriffen wie "globaler Süden" - welche Länder sind damit genau gemeint?

    Und was versteht man da unter Klimafinanzierung?

    Außer FFF will was wird mir aus dem Artikel absolut nicht klar, was denn FFF alles so will, warum und mit welchem Ziel.

  • Ob FFF zu unterstützen eine gute Idee von Fratscher ist? Sollte er nicht neutral sein, um glaubwürdig zu sein?

    • @GregTheCrack:

      Neutral? Die Klimakatastrophe soll ihm egal sein, oder was heißt in dem Zusammenhang "neutral"?

  • Sehr gut.