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Fridays-for-Future-SprecherinBlanker Hass gegen Klimaaktivistin

Clara Mayer von Fridays for Future war bei einer Demo gegen Nazis. Eine Aktivistin aus dem Umfeld der Identitären Bewegung hat sie geoutet.

Demonstrieren ist ihr Ding – nicht nur wenn es ums Klima geht Foto: dpa

Sie hat es eilig, ist kurz angebunden. Clara Mayers Handy geht gleich aus, zu wenig Strom. Außerdem muss sie gerade arbeiten. Eigentlich hat sie es immer eilig, seit Monaten. Clara Mayer ist das Berliner Gesicht von Fridays for Future. Die Greta Thunberg aus Berlin-Mitte, wenn man so will. Nur dass ihre geflochtenen Haare nicht zu Zöpfen auf den Rücken fallen, sondern einen Kranz oberhalb der Stirn bilden. Wer jede Woche eine Demonstration organisiert, hat viel zu tun.

Die 18-Jährige hat in wenigen Monaten mehr erlebt als so manche altgediente Aktivist*innen. Im Mai trat sie dem größten Automobilkonzern der Welt entgegen. Bei der Aktionärsversammlung von Volkswagen las sie nicht nur dem Konzern, sondern der gesamten Branche die Leviten. Sie schmetterte dem Vorstand entgegen: „Ich bin hier, um Ihnen zu sagen: Was Sie hier tun, ist nicht genug.“

Diese Botschaft trägt sie seit Monaten überall hin. Zu „Markus Lanz“, ins Radio, zu Zeitungen. Und jeden Freitag auf die Straße, mal zwischen Verkehrsministerium und Wirtschaftsministerium, mal vors Kanzleramt. Auch den großen Klimastreik am 20. September hat Mayer mitorganisiert, als in Berlin weit mehr als 100.000 Menschen auf der Straße waren.

Die Frage, ob ihr die Maßnahmen des Klimapakets der Bundesregierung reichen, muss man ihr gar nicht stellen. Die Antwort ist klar. Natürlich reichen sie nicht. Die Rede, die sie bei VW gehalten hat, könnte sie jetzt noch mal im Kanzleramt halten.

Von Rechten als Antifaschistin geoutet

Wenn sie nicht gerade für Fridays for Future unterwegs ist, diskutiert sie mit ihren Eltern über Flugreisen, das Klima, Politik. Oder kocht für ihre Freundinnen, natürlich vegan. Klimaretten ist ihr Vollzeitjob. Nebenberuflich ist Mayer 39 Stunden die Woche beim Roten Kreuz, macht dort ein Freiwilliges Soziales Jahr.

Als am 3. Oktober rund 1.000 Neonazis und andere Rechte in Berlin demonstrierten, war Clara Mayer auch aktiv auf der Straße. Selbstverständlich beim Gegenprotest, erste Reihe, heller Norweger-Pulli, „Fick die AfD“, stand auf ihrem Schild. Sie strahlte übers ganze Gesicht, als sie beim Sprechchor „Alerta, Alerta, Antifascista!“ mitrief. Das Demonstrieren ist ihr Ding, nicht nur wenn es ums Klima geht.

Ich bin gegen rechts und sage, jeder der das nicht ist, hat ein Problem.

Clara Mayer

Aufnahmen von ihrem Demobesuch kursieren seitdem im Netz. Eine Aktivistin, die der rechtsextremen Identitären Bewegung nahesteht, hat sie verbreitet. Es ist eine klassische Outing-Strategie, die immer wieder gegen rechts Engagierte trifft, vor allem junge Frauen kriegen das zu spüren. Zehntausende haben den Clip gesehen, diverse rechte Blogs haben ihn aufgegriffen. In den Kommentaren finden sich die üblichen rassistischen, sexistischen und antisemitischen Kommentare.

Es ist der blanke Hass, der sich an einer 18-jährigen Klimaaktivistin entlädt, die es auch noch wagt, gegen Nazis zu demonstrieren. Clara Mayer simst der taz: „Ich bin gegen rechts und sage, jeder der das nicht ist, hat ein Problem.“ Und: „Wir dürfen den Rechten nicht die Bühne überlassen.“ Es sind eigentlich Selbstverständlichkeiten. Dann geht ihr Handy aus, es ist nicht mal 12 Uhr.

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13 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Gegen Faschismus zu sein, ist eine Selbstverständlichkeit für jeden Demokraten und jede Demokratin.

    Wer dagegen die klare Haltung eines Menschen gegen Rechtsextremismus angreift, hat ein Problem mit unseren demokratischen Grundwerten.

  • Schade, die Lücke im Bericht sollte doch gefüllt werden: Clara Mayer hat mit einer weiteren FfF-Sprecherin unmittelbar mit der Antifa-Fahne demonstriert. Und: Sie jubelt "Nie, nie, nie wieder Deutschland"

    • @Andreas Bitz:

      Sie sind eine Schande, Herr Bitz.

  • "Aufnahmen von ihrem Demobesuch kursieren seitdem im Netz. Eine Aktivistin, die der rechtsextremen Identitären Bewegung nahesteht, hat sie verbreitet. Es ist eine klassische Outing-Strategie, die immer wieder gegen rechts Engagierte trifft,"

    Verstehe nur ich nicht wo hier das Problem liegt?

    • @danny schneider:

      Wenn Sie

      - mit dem Wissen um die geistige Gülle, die in rechten Netzwerken über solch mutigen Menschen gekippt wird;



      - nach dem Mordversuch an Henriette Reker, Bürgermeisterin von Köln;



      - nach dem Mord an Jo Cox



      - nach dem Mord an Walter Lübcke



      (die Liste kann leider beliebig verlängert werden!)

      nicht wissen, "wo hier das Problem ist", dann leben Sie entweder hinter dem Mond, oder Sie sind dumm, oder aber Sie stellen sich absichtlich dumm.

      Ich vermute mal Letzteres.

      • @tomás zerolo:

        Laut dem Artikel bestand das "Outing"



        aus der Verbreitung die eine bekannte Demonstrantin beim demonstrieren zeigt.

        Da steht nix von Realnamen, Adresse, oder anderen privaten Daten.

        Insofern - ich bin weder dumm (mit Dank zurück!) noch lebe ich hinterm Mond.

        Aber nach der Darstellung des Artikels sehe ich nichts was die Dame in irgend einer Weise beeinträchtigt oder gefährdet.

        • @danny schneider:

          Naja -- andere haben ausfürlich genug geantwortet. Ihnen scheint es an Empathie zu fehlen.

          Stellen Sie sich nun mal vor, Ihre Adresse (die vermutlich öffentlich ist) würde mit halb ausgesprochenen Drohungen (sagen wir mal in 8chan) durch den Kakao gezogen. Nicht gerade angenehm wenn man weiss dass all diese durchgeknallten "Einzeltäter" sich dort "geistig" ernähren.

          Ich bleibe bei meiner These: Sie stellen sich absichtlich dumm.

    • @danny schneider:

      Das Problem sind die Todeslisten der Rechten, auf denen die Dame jetzt steht.



      Das Problem ist außerdem, dass selbst wenn die Polizei solche Listen erlangt, wie bspw. die auf der Walter Lübke stand, sie a) selber natürlich nichts unternimmt, um die Opfer zu schützen, da D ja kein Problem mit rechten hat, sondern nur mit Greta und b) sich sogar weigert, betroffenen Personen auch nur zu informieren, das diese gerade akkut ins Visier genommen werden und in Lebensgefahr schweben.

    • 9G
      99140 (Profil gelöscht)
      @danny schneider:

      Hoch wertgeschätzter Danny,

      Nein. Leider verstehen nicht Sie alleine nicht, wo das Problem liegt. Das wäre ja auch eine zu vernachlässigende Marginalität.



      Aber leider, leider ist die Republik nun voll von Mitbürgern, die weder Todeslisten voll Anders..... rechter Gewalttäter, noch einen öffentlichen Pranger rechter Agitatorinnen, in dem eine 18-jährige wegen ihrer sozialen Kompetenz vorgefuhrt wird als das erkennen was es ist. Asozial, die Gesellschaft zersetzend und für die sozial kompetenten Bürger dieses Staates (von denen es zunehmend weniger gibt) gefährlich für Leib und Leben. Also, Sie sind Teil des Problems, das Sie nicht verstehen. Ein Klassiker.

    • @danny schneider:

      Tja ob nur Sie das Problem nicht verstehen weiss ich nicht. Sicherlich wäre auch schön wir könnten Clara Mayer sagen: Hey ist doch kein Problem! Kannst du doch stolz drauf sein das dein Engagement sich verbreitet. Und dann noch ein recht passables Vorbild vor allem für Mädchen und Frauen denen Pink als Bestimmung nicht reicht und reichen sollte. was könnte schöner und richtiger sein.



      Aber leider müssen wir ja zugeben - in jeder Nachrichtensendung aufs Neue überrascht, das es jetzt doch echt und wirklich soweit ist und so schlimm gekommen ist. Nur um das beim nächsten Fall ganz genauso wieder zu hören: Diese Hetzer, Hasser, Vigilanten haben welche im Portefeuille, die ballern dich im Zweifelsfall auch weg.



      Sicher. Das ist nicht ganz so prägnant formuliert im Text oben. Aber naja. Man kann ja immer auch ein bisschen selbst wissen und wissen wollen worin das Problem liegt. Falls dann doch irgendwas doch irgendwie und wirklich echtes Leben ist. Das echten Menschen echt genommen wird. Ist nicht nur so Facebook und Twitter und Instagram. Und doch bloss alles Markt und Marketing und so. Wer bricht schon in meine Biedermeierbude ein. Und schon gar nicht wenn ich Danny heisse und ein Mann bin. Mir eher selten anhören muss - melde ich mich zu Sachthemen zu Wort - das mir mal ordentlich in den Arsch gefickt gehört.



      Ja ehrlich. Keine Ahnung ob Sie der Einzige sind der nicht versteht wo hier das Problem liegt. Kein Ahnung.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @danny schneider:

      Das Problem ist vielleicht, dass Bilder von ihr auf rechten Plattformen geteilt werden mit den entsprechenden Aufforderungen.

      Nicht selten geht das dann so weit, dass Adressen und andere persönliche Daten gepostet werden.

      So, dass eine ganz reale Gefahr entsteht. Bei der Linken-Politikerin Sarah Rambatz war das auch so.

      Das ging bei ihr so weit, dass sie sich genötigt sah, den Wohnort zu wechseln.

      Wenn man, gerade als junger Mensch, im Sekundentakt Morddrohungen und Androhungen sexueller Gewalt erhält, ist das schon dramatisch.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        "Nicht selten geht das dann so weit, dass Adressen und andere persönliche Daten gepostet werden."

        Und genau das wird im Artikel nicht gesagt! Da steht nur was von Videos die die Dame beim demonstrieren zeigen.

        entweder wurden solche Daten verbreitet oder nicht. Aber ich rate mir hier nicht die schlimmste Variante zusammen und beschimpfe dann fremde Leute (wie es andere hier tun) die das nicht tun!