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Freihandelsabkommen mit KanadaGabriel knickt ein

Der Wirtschaftsminister will beim Ceta-Abkommen den umstrittenen privaten Schiedsgerichten zustimmen – trotz anderslautender Parteibeschlüsse.

Augen zu und durch: Gabriel will bei Ceta kein Veto einlegen Bild: dpa

BERLIN taz | Sein Manuskript konnte der Wirtschaftsminister am Donnerstag in den Papierkorb werfen: Statt im Bundestag wie geplant über den Haushalt zu sprechen, stellte sich Sigmar Gabriel (SPD) spontan den Fragen der Opposition. Die Abgeordneten interessierten sich für die geplanten Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP) und Kanada (Ceta), und in seinen Antworten machte der Vizekanzler deutlich: Den Abkommen wird er zustimmen – auch auf die Gefahr hin, damit über geltende Beschlüsse seiner Partei hinwegzugehen. Aus der SPD erntete er dafür prompt Widerspruch.

Es geht vor allem um die besonders umstrittenen privaten Schiedsgerichte. Vor sie sollen Unternehmen künftig ziehen können, wenn ihre Profite gefährdet sind, weil Staaten neue Gesetze zu Themen wie Umwelt- oder Verbraucherschutz beschließen. Die nationalen Gerichte blieben dann außen vor.

Blockieren will Gabriel die Schiedsgerichte aber nicht – zumindest nicht beim Abkommen mit Kanada, das schon fast fertig verhandelt ist. „Wenn der Rest Europas dieses Abkommen will, dann wird Deutschland dem auch zustimmen. Das geht gar nicht anders“, sagte Gabriel am Donnerstag im Bundestag. Das deutsche „Unwohlsein“ bezüglich der Schiedsverfahren reiche für ein Veto nicht aus.

Das sieht die SPD eigentlich anders. Erst im September hatte der Parteikonvent heftig über die Freihandelsabkommen diskutiert und dem Parteichef dann klare Bedingungen mitgegeben. In dem Beschluss des Gremiums heißt es: „In jedem Fall sind Investor-Staat-Schiedsverfahren und unklare Definitionen von Rechtsbegriffen abzulehnen.“

„Der absolute Knackpunkt“

Zuletzt war Gabriel von dieser Vorgabe schon leicht abgerückt. Der Frage, ob er die Schiedsgerichte verhindern werde, wich er auf einer Pressekonferenz vor zwei Wochen aus. Damals sagte er lediglich, es sei noch „eine ganze Reihe von Veränderungen möglich“.

Nun hat er also erstmals verraten, zumindest dem Kanada-Abkommen im Zweifel trotz der Klauseln zuzustimmen – und damit die Diskussion in seiner Partei neu entfacht. „Die Schiedsgerichte sind der absolute Knackpunkt“, sagte der Bundestagsabgeordnete Marco Bülow. „Ich setze darauf, dass die Partei und die Öffentlichkeit Druck aufbauen, damit die Bundesregierung das nicht mitmacht. Im Zweifel sollten wir auf das Abkommen besser ganz verzichten.“

Gegenwind bekommt Gabriel auch von Hilde Mattheis, der gesundheitspolitischen Sprecherin der SPD-Fraktion. „Schon in dieser Phase Zustimmung zu den Schiedsgerichten zu signalisieren ist ein Schnellschuss, der in der Partei mit Sicherheit Protest hervorrufen wird. Es geht nicht, die Beschlüsse des Parteikonvents zu missachten.“ Schon direkt nach der Veranstaltung im September habe sie befürchtet, dass Gabriel den Beschluss nicht einhalte. Der Parteichef habe sie damals aber per SMS beruhigt. In der Nachricht habe ihr der Vizekanzler versichert: „Ohne Beschlussfassung in der Partei wird es keine Zustimmung geben. Gruß Sigmar“.

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59 Kommentare

 / 
  • Nein nein -

     

    unser Siggi Plopp -

    hat nur was kapiert -

     

    Was - nämlich - nützt es -

    wenn er bei CETA -

    das Schieds"gerichts"verfahren

    kippt -

    dann machen the canadians - genau -

    post TTIP - in Usa ne Filiale auf -

    und ab geht's da mit der Luzie.

     

    Nägel mit Köppen aber ist -

    mit Andreas Fischer-Lescanos Ansatz

    beide Ankommen auf den Prüfstand

    von Karlsruhe und EuGH stellen -

     

    und dann schaun mer mal,

    ob die Aushebelung

    des Primats der Politik

    d.h. der Demokratie

    wirklich rechtens sein kann.

     

    Dann wird nicht mehr nur

    "gegen etwas demonstiert,

    was noch keiner kennt…"

    wie diese SPezialDemokratische

    Schwadroneuse zu meinen sich komplett undemokratisch erdreistet,

    sondern eben selbiges

    an den gültigen Rechtsnormen überprüft.

     

    Dann sehen wir weiter.

    • @Lowandorder:

      Na, Ihre Ruhe möcht´ ich haben.

      • @Dudel Karl:

        Keep cool -

         

        das eine tun -

        heißt mitnichten -

        das andere lassen;/))

        • @Lowandorder:

          Wobei die Schiedsgerichte im Grunde nur das Chlorhuhn der Bildungsbürger sind. Ob mit oder ohne Schiedsgerichte: Die Marktmechanismen werden das ihrige ohnehin tun. Unter dem Druck nationaler Lobbies (Stichworte Standortkeule und Wettbewerbsfähigkeitslamento) wird die Bundesregierung ganz von selbst die Gesetzeslage marktkonform anpassen (Stichwort Hintertürchen). Eine SPD agiert dabei in erster Linie als Volksanästhesist.

  • Tut mir leid - das ist für mich die Abschaffung des Rechtsstaates für die Wirtschaft. Mann - und ich war mal in der SPD... Wahnsinn.

     

    Ich befürchte auch wie Herr Kreiner, dass TTIP und CETA kommen werden. Habe letztens eine repräs. Umfrage gelesen, in der die meisten Befragten die Verträge befürworteten, weil sie wirklich glauben, dass es irgendwie einen Mehrwert bringt für Europa. Naja... Ich habe da so meine Zweifel.

     

    Die AfD ist leider keine Alternative. Das sind - meiner Meinung nach - Nazis in modernem Gewande. Nichts anderes. Und wohin diese Denke führt, haben wir ja schon erleben dürfen...

    • 3G
      3310 (Profil gelöscht)
      @der-Tom:

      Sie "waren" in der SPD.

      Ich "war" mal eine SPD-Wählerin.

      Richtige Zeitform! stellen Sie sich mal vor, sie wären immer noch drin ... und ich hätte sie immer noch gewählt ... *schüttel*

  • Ach komm, "uns" Deutschen haben die InvestSchutz- Abkommen immer genützt; "Wir" haben die sogar erfunden. Der Gabriel knickt doch nicht ein, war nur nicht ehrlich und hat uns da ne big show geliefert. Er ist deutscher Wirtschaftsminister, nicht Minister für globale Gerechtigkeit.

    • 3G
      3310 (Profil gelöscht)
      @lions:

      "Ach komm, "uns" Deutschen haben die InvestSchutz- Abkommen immer genützt; "Wir" haben die sogar erfunden"

      -----------

      Stimmt. CETA, TTIP und TISA werden mit die ersten Verträge sein, bei denen wir zum Opfer werden und nicht Täter sind.

      Das macht solche Regelungen aber keineswegs besser ...

      • @3310 (Profil gelöscht):

        Wer ist wir ? Das Fußvolk ? Da hätten Sie recht, betrifft aber eben auch das der USA und Kanada gleichermaßen.

  • Klar – und konsequent – denn eigene Karriere geht über alles!

     

    Zuerst – in der Partei, egal welcher – aufsteigen, höher, höher, höher... Und, sobald die Stufe der eigenen (Aufstieg-)Kompetenzen erreicht, schauen wo der nächste Aufstieg winkt.

     

    Das Problem – liebe Nachbarn nördlich des Rheins – liegt in eurem Parteiensystem, das eine "noch nicht entwickelte Demokratie" repräsentiert. Vielleicht ein Fortschritt zu Kaiserzeiten, doch heute nicht mehr zeitgemässs.

     

    Im weiteren siehe z.B./u.v.a. auch Herr Schröder, damit wir bei derselben Parteileiter bleiben.

    • @vjr:

      Die Kaiser müssen nicht mehr von blauem Blut sein und besitzen keine göttliche Legitimation mehr, sonst sehe ich kaum Fortschritt in D. Okay: jeder Dödel kann Kaiser werden.

    • @vjr:

      "Das Problem – liebe Nachbarn nördlich des Rheins – liegt in eurem Parteiensystem, das eine "noch nicht entwickelte Demokratie" repräsentiert. Vielleicht ein Fortschritt zu Kaiserzeiten, doch heute nicht mehr zeitgemässs."

       

      Aufgrund Ihres geographischen Standortes nehme ich mal an, dass Sie die Schweizer Variante, wo seit Jahrzehnten immer dieselben Parteien in der Regierung sitzen, für zeitgemäß halten? Mit Blochers SVP gewissermaßen als demokratischem Sahnehäubchen.

      • @Schalamow:

        noch ein paar Links, was nördlich des Rheins schon läuft (und es ist gut so:-)

         

        mehr-demokratie.de

        > u.a. Arbeitskreise, Themen

        > z.B. Berlin/Brandenburg: bb.mehr-demokratie.de

         

        transparenzgesetz.de > auch für Berlin (...Deutschland ...EU)

        volksentscheid.de (auch CDU/SPD, KAS/FES ins Boot holen)

         

        citizens-initiative.eu = ecicampaign.org

        citizens-convention.eu

        • @vjr:

          Bundesweit wäre noch zu ergänzen: Campact als NGO-Orgaisation oder der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz).

      • @Schalamow:

        "Mit Blochers SVP gewissermaßen..."

         

        Auch mit der, aber allen anderen genauso. Vor allem aber mit allen Bürgern*), ab und zu auch schon allen Menschen. Und ein Blocher hat bei weitem nicht die Macht, die ein/e z.B. Kohl, Schröder, Merkel oder ein/e der deutschen Minister/innen scheinen zu haben. Scheinen. Oder in der Tat haben.

         

        Weiteres Thema: Und wo bleibt die Verantwortung nördlich des Rheins? Bei denen "Da Oben"? Klar nicht – die Folgen tragen ja die "Da Unten", nur zu sagen haben sie (noch) nicht viel.

         

        Zu "Südlich des Rheins" siehe z.B. www.dhs.ch und z.B. mit "Demokratie" weiter (ein Kollektivwerk von 2500 Autoren*)

         

        _________

        *)"Innen" mitgemeint:-)

        • @vjr:

          "Und ein Blocher hat bei weitem nicht die Macht, ...."

           

          Wieder was dazugelernt! Und ich dachte immer, in Sachen Migration, Islam und Europa sagt Christoph Blocher, wo's in der Schweiz langgeht.

           

          Dass Sie auf die größere Möglichkeiten von Volksabstimmungen in CH abzielen, habe ich schon kapiert. Was mir allerdings abgeht, ist Ihre im Brustton der Überzeugung vorgetragene Ansicht, dass sei nun die ultima ratio einer demokratischen Verfassung. Die Schweizer Volksabstimmungen bleiben mit schöner Regelmäßigkeit so gut wie immer unter der 50%-Marge. Mal abgesehen davon, dass v. a. die Schweizer jenseits des Röstigrabens nicht immer wirklich glücklich über den Ausgang von Abstimmungen zu sein scheinen.

           

          Und noch ein kleiner Tipp für Weitsichtige, die in's ferne Brandenburgische schweifen: Direkt vor der Haustür, in BaWü, gibts Volksabstimmungen, mit allen Fürs und Widers.

          • @Schalamow:

            Klar, ziemlich im Aufbau... (und gut so:-) BaWü, Bayern... siehe mehr-demokratie.de > (Themen >) Bundesländer

            :-) :-) :-)

        • @vjr:

          Was haben Sie mit Ihrer hochgelobten Lumpendemokratie schon erreicht? Eine Minderheitendiskriminierung wie in der Morgendämmerung des Dritten Reichs > Minarettverbot.

          • 3G
            3310 (Profil gelöscht)
            @Dudel Karl:

            Und eine umlagefinanzierte Einheitsrente und ein Kernkraftwerksverbot.

             

            Wenn das System begutachtet werden soll, dann bitte nicht nur Einzelheiten rauspicken, die ausnahmsweise ins gewünschte Bild passen.

            • @3310 (Profil gelöscht):

              Religionsfreiheit, Gleichbehandlung und Minderheitenschutz sind nicht verhandelbar, auch und schon gar nicht im Rahmen eines Volksentscheides.

               

              Die beiden Punkte, die Sie anführen, wären ohnehin Aufgabe der Politik, die ihren Auftrag, dem Volkswohl zu dienen, nachzukommen hat. Volksabstimmungen helfen letztlich nur der politischen Kaste, unbequeme Entscheidungen abzuwälzen, um sich zurücklehnen und sagen zu können: "Der Souverän hat entschieden, wir sind da jetzt raus.", siehe Abstimmung zu S21 - Hauptsache die grünrote Koalition ist befriedet.

               

              In Ihrem Fall solidarisieren Sie sich mit Ausgrenzung und Rassimus. Beides kann aber nicht durch Zugeständnisse anderer Art erkauft werden, sonst werden die Rechte von Minderheiten eines Tages für´n Appel und ´n Ei verschachert.

          • @Dudel Karl:

            "Morgendämmerung des Dritten Reichs"

            :-) :-) :-)

  • Als SPD-Mitglied würde ich die Zustimmung einer Regierung mit SPD-Beteiligung zu CETA, TISA oder TTIP als eine Pracht-Gelegenheit ansehen, zu einer der Anti-TTIP-Parteien zu wechseln: ob Linke, Grüne, AfD - eigentlich sollte für jeden etwas dabei sein.

     

    Das würde ich die SPD-Spitze auch vorher wissen lassen. Vielleicht nimmt sie ja doch noch von diesem todsicheren "Projekt

    • 3G
      3310 (Profil gelöscht)
      @XXX:

      Die Hoffnung stirbt zuletzt.

  • Weder Gabriel noch sonst jemand in der Regierung hat überhaupt vor, TTIP und CETA einzuschränken oder gar zu stoppen. Denen ist es wurscht, in wenigen Jahren sitzen sie sowieso in irgendeinem Aufsichtsrat oder genießen ihre Pension, die sie mit Beraterpöstchen aufpolieren und salbadern nebenher in Talkshows darüber, was ihre Nachfolger im Namen des Lobbyismus alles falsch machen.

     

    Im übrigen entsprechen CETA und TTIP vollumfänglich der kapitalistischen Ideologie der Regierung und wohl auch der von mindestens 75% der Abgeordneten. Also, warum sich ernsthaft Streß machen? Ein bißchen Volksverarschungtheater genügt vollauf und mehr wird auch gar nicht verlangt - weder von den Lobbyisten, noch vom Volk selbst.

  • Ich weiß nicht, wie oft ich das hier noch posten werde:

    https://www.youtube.com/watch?v=BZGnb2d3BkA

  • So sehr ich TTIP und CETA ablehne... im Grunde bekommt Europa nur das, was es verdient. Nämlich genau das, was wir ohne größeres Aufsehen, Proteste und Demos den afrikanischen Staaten grade aufgezwungen haben.

     

    "Das Freihandelsabkommen legt fest, dass die afrikanischen Länder ihre Märkte bis zu 83% für europäische Importe öffnen und hierbei schrittweise Zölle und Gebühren abschaffen müssen. Im Gegenzug wird ihnen weiterhin zollfreier Zugang zum europäischen Markt gewährt. Weil viele afrikanische Regierungen das Abkommen in den vergangenen Jahren nicht unterzeichnen wollten, hat die EU zum 01. Oktober 2014 Einfuhrzölle auf mehrere Produkte aus Afrika verhängt. "

     

    Quelle und Rest des Artikels:

     

    http://www.swr.de/report/ruecksichtsloses-abkommen-wie-die-eu-ihre-wirtschaftlichen-interessen-gegenueber-afrika-durchsetzt/04-afrika-beauftragter-der-bundeskanzlerin-kritisiert-freihandelsabkommen-der-eu-mit-afrika-epa/-/id=233454/mpdid=14467964/nid=233454/did=14245872/i5nw0t/index.html

    • @NurMalSo:

      Der kritische Punkt sind aber nicht die Zölle. Wenn die afrikanischen Staaten ungehindert exportieren möchten, müssen sie auch in Kauf nehmen, dass eigene Importbeschränkungen abgebaut werden. Wenn's ohnehin nur einseitig ist, braucht man auch kein Freihandelsabkommen.

       

      Bei TTIP und CETA sind doch die entscheidenden Punkte die Einrichtung von Schiedsgerichten, die jeglicher parlamentarischen oder rechtlichen Kontrolle entzogen sind, und damit de facto einen Teil der Demokratie aushebeln. Und natürlich die nach wie vor ungeklärte Frage der Absenkung von Standards auf verschiedenen Gebieten.

      • @Schalamow:

        "Wenn's ohnehin nur einseitig ist, braucht man auch kein Freihandelsabkommen."

         

        Eben. Das ist das Letzte, was afrikanische Staaten brauchen. Wie sollen die dortigen Kleinbauern denn mit den subventionierten Getreidepreisen aus Europa konkurrieren? Das können sie weder hier noch auf dem eigenen Markt.

         

        Ich vermute (weiß es aber nicht mit Sicherheit), dass auch in diesem Abkommen Schiedsgerichte vorgesehen sind. Zum Vorteil der EU, versteht sich.

        • @NurMalSo:

          "Wie sollen die dortigen Kleinbauern denn mit den subventionierten Getreidepreisen aus Europa konkurrieren?"

           

          Vermutlich können Sie genau das nicht. Es sei denn, die EU verpflichtet sich, Agrarexporte nach Afrika nicht zu subventionieren. Dazu kenne ich aber die Details des Abkommens nicht. Letztlich sind es aber die afrikanischen Staaten, die selber entscheiden müssen, ob sie von diesem Abkommen profitieren oder nicht.

           

          Die Schiedsabkommen gibt es mit Sicherheit. Wobei sie in diesem Fall sogar eine gewisse Berechtigung haben, denn ein Großteil der afrikanischen Staaten sind nun mal keine funktionierenden Rechtsstaaten.

          • @Schalamow:

            Es gab für die afrikanischen Staaten keine Wahl. Die Zölle wurden so lange angehoben, bis sie nicht mehr anders konnten als unterzeichnen.

             

            Meiner Meinung nach läuft es auf Folgendes hinaus: Die EU überflutet diese Staaten mit unseren Produkten. Tausende von Bauern und Kleinunternehmen werden dadurch ihrer Lebensgrundlage beraubt. Um sie und ihre Familien vor dem Hungertod zu retten, wird die Entwicklungshilfe angehoben. Diese Gelder wiederum landen auf Umwegen in den Kasser der EU-Firmen, die ihren Kram dort verkaufen.

             

            Und so kann die EU sich mit hohen Entwicklungshilfe-Beiträgen brüsten, die hinterrücks wieder zu uns zurückfließen.

             

            Doppelt geleimt sind die Bauern und Kleinunternehmer, die nicht nur ihre Lebensgrundlage, sondern als Bittsteller auch ihre Würde verlieren.

          • @Schalamow:

            Wie soll das gehen, Argrarexporte nach Afrika nicht zu subventionieren? Die Landwirtschaft in der EU wird nun mal subventioniert. Entsprechender Ausgleich könnte nur geschaffen werden durch die Erhebung von entsprechenden Zöllen und genau das soll ja abgeschafft werden. Für die afrikanischen Bauern und Kleinunternehmer kann das nur ein Desaster sein.

          • @Schalamow:

            Sorry, mal wieder verschrieben:

            Schiedsgerichte meine ich natürlich, nicht Schiedsabkommen.

      • @Schalamow:

        Welche Alternativen gäbe es denn dann zu den Schiedsgerichten?

         

        Da bliebe nur einseitige Kündigungsmöglichkeiten der Abkommen durch die legitimierten Vertreter. Gerade das aber ist es ja, was das ex- und importierende Kapital verhindern will. Es will ja die totale Sicherheit auf Dauer für diese Handelsbeziehungen haben.

        • 3G
          3310 (Profil gelöscht)
          @Age Krüger:

          Solche Regelungen hat es für Länder gegeben, bei denen man heute nicht wusste, ob man morgen noch Waren oder Fabriken hat.

          In den so genannten "gefestigten" Demokratien ist so ein Mumpitz schlicht unnötig.

          Aber sie (die Wirtschaftsbosse) versuchen es einfach mal. Und bislang sind ja auch immer damit durchgekommen. Also was sollte sie abhalten?

          WIR? Wie denn?

          Die Politiker? Die könnten zwar, aber die sind entweder zu dumm oder zu skrupellos, um was dagegen zu tun.

          • @3310 (Profil gelöscht):

            Dem kann ich weitestgehend zustimmen. Tatsächlich wäre ein ersatzloser Wegfall dieser Schiedsgerichte das beste.

             

            Auch ein Unternehmer soll das Restrisiko für seinen Gewinn tragen.

        • @Age Krüger:

          "Welche Alternativen gäbe es denn dann zu den Schiedsgerichten?"

           

          Der ganz normale Rechtsstaat mit seinen unabhängigen Gerichten. Der ja sowohl in den USA wie in den meisten EU-Ländern auch recht gut funktioniert.

          • @Schalamow:

            Wie gesagt, wenn Sie den Ex- und Importeuren nicht die Rechtssicherheit geben wollen, dann können wir uns dieses Abkommen auch ganz schenken.

             

            Niemand investiert evtl. Mio in einem Absatzmarkt, der vom Export ins Ausland abhängig ist, wenn er nicht weiß, ob morgen ein Gericht oder ein Parlament wieder neue Einfuhrbeschränkungen verhängt.

            • @Age Krüger:

              Demokratie, ein zutiefst unverlässliche Sache. Da muss "die Wirtschaft" selbstverständlich ein Mittel gegen finden.

              • @Max Mutzke:

                Zumindest wird dann bei solchen Sachen klar, in welcher Scheindemokratie wir leben.

  • Demokratie bedeutet Herrn Gabriell wohl nicht so viel. Wenn ich nicht schon ausgetreten wäre, würde ich es jetzt wieder tun...

    • @Riesensauerei:

      Ich gebe Ihnen Recht, Herr/Frau Riesensauerei.

      @ Gabriel:

      Ey, Dicker. Das ist Diktatur, was Du da durchziehst. Wenn Du auf die Menschen exkrementiertst, für die Du arbeiten solltest, wunder Dich nicht, daß die Menschen einen dicken Haufen auf Dich setzen.

      "Demokratie": Die Krone der menschlichen Entwicklung.

      • 3G
        3310 (Profil gelöscht)
        @Hendrik Buhr:

        Welche Konsequenzen, die er Ernst nehmen würde, hat er denn zu fürchten?

        Die die jetzt schon ausgetreten sind, können nicht mehr austreten. die, die ihn nicht mehr wählen, können auch nicht mehr tun.

         

        Welche Handhabe haben wir denn?

        Vorschläge?

        • @3310 (Profil gelöscht):

          Krawall machen. Aufstand. Marsch vor die EU usw. Bauernaufstand halt. Am besten wäre ein flächendeckender Streik, keiner geht arbeiten (schwierig, da zu viele glücklich am I-Phone tippeln). Taktiken gibt´s viele, wie die von Gene Sharp und die Otportaktik, die die USA bei ihren Regimechanges anwenden. Aber in D, naja...utopisch...

  • Schon das Eintreten der SPD-Schröderianer in die Regierung Merkel war ein Ein-Knicken- vor der KOnzernmacht, alles folgende war damit eröffnet.

    Daß mit diesen Ge-Noskes keine die sozial Schwachen und die von ihren Parteivätern schon eh geschundene Verfassung(Arbeitsrecht) g e g e n die Konzerndiktatur geschützt werden würde, konnten nur Naive glauben.

    SPD- und DGB-Bonzen sind seit langem mehr oder weniger Kreaturen dieser Konzerndiktatur und basierend auf dem schon längst wg. irreversibel schrumpfenden Mehrwertmasse(Robert Kurz-Geld ohne Wert, Kapitel 15.ff)

    Es kommt darauf an,

    daß die Mehrheit der Menschen nicht nur in der BRD die Einsicht der Unheilbarkeit dieses Kaputtalismus gewinnt und dem ökonomischen Epochenbruch(siehe Manfred Sohn:Vor dem Epochenbruch-Internet ) allmählich den politischen folgen läßt.

    Nicht darf sie, wie selbst Frau Wagenknecht im Bundestag noch den illusionären W a c h s t u m s w a h n der verblendeten Kapitalismus-Freaks

    weiterbeten!.

    Widerstand gegen den vom Kapital eh gekneteten Riesenmops Gabriel und sein willfähriges Aufgeben unverzichtbarer Schutzrechte für den gesellschaftlichen Gesamtarbeiter u n d die von Profitgier geschändete Natur ist freilich unbedingt notwendig- per Streiks, Straßendemos usw. flashmobs usw.-

    • @Liebrast :

      Ich halte von TTIP und CETA ja genausowenig wie Sie, aber intellektuell darf man sich dann ja doch etwas mehr anstrengen als hier mit der dümmlichen "Arbeiterverräter"-Leier" und einem Antikapitalismus der allerschlichtesten Sorte daherzukommen.

      • @Schalamow:

        Jetzt mag @Liebrast das selbst für meine Begrifflichkeiten natürlich etwas radikal ausgedrückt haben, ABER:

         

        Wie stellen Sie sich denn einen globalisierten Kapitalismus ohne Freihandel vor? Die Zeit des "rheinischen Kapitalismus" ist vorbei und selbst Staaten mit immer noch starker staatlicher Regulierung der Wirtschaft wie China müssen sich diesen Bedingungen beugen. Der Versuch, die chinesische Exportabhängigkeit durch Binnennachfrage zu ersetzen, hat selbst da nur zu extremen Staatsschulden geführt.

        Wenn ich also TTIP und CETA wirklich kritisieren will, dann ist es schon richtig, die Systemfrage zumindest zuzulassen und sie nicht gleich als schlichten Antikapitalismus abzuwerten. Wie gesagt, ob @Liebrast etwas zu einfach formuliert, mag dahingestellt sein, aber es erfordert auch eine extreme Verdrehung Freihandel in der Form von TTIP und CETA abzulehnen und ansonsten alles beim Alten belassen zu wollen.

        • 3G
          3310 (Profil gelöscht)
          @Age Krüger:

          Treiben wir denn jetzt keinen Handel mit den USA oder Kanada?

          Wozu braucht es diese zusätzlichen Verträge?

          Das konnte mir noch keiner erklären. Es kann doch nur um das bekannte "MEHR" gehen, das u.a. Ron Hubbard seinen Anhängern ans Herz legte ...

          Mehr, mehr, mehr. Immer NOCH mehr. Sch... doch auf die, denen ich es wegnehme ...

        • @Age Krüger:

          Die Punkte, die mich an dem Abkommen erheblich stören, habe ich ja oben genannt.

          Mit dem Freihandel an sich habe ich keine Probleme. Eine Exportnation wie Deutschland würde sich ins eigene Knie schießen, wäre sie ernsthaft dagegen. Die Mogelpackung von TTIP und CETA besteht aber darin, dass unter dem Etikett des "Freihandels" ganz andere Dinge geregelt werden sollen, zu Lasten der Demokratie und der Verbraucher.

           

          Ärgerlich finde ich an einem Antikapitalismus der obigen Art seinen absoluten Mangel an Intelligenz. Vor allem, wenn zugleich so getan wird, als hätte man DIE überzeugende Alternative in der Hinterhand. Kratzt man aber auch nur ein bißchen an der Oberfläche, kommt als Ersatzutopie die schlechte, alte, ineffiziente Kommandowirtschaft des selig verblichenen Realsozialismus zum Vorschein.

          • @Schalamow:

            "Mit dem Freihandel an sich habe ich keine Probleme. .. Die Mogelpackung von TTIP und CETA besteht aber darin, dass unter dem Etikett des "Freihandels" ganz andere Dinge geregelt werden sollen, zu Lasten der Demokratie und der Verbraucher."

            Aber letzteres, die Mogelpackung nämlich, ist doch genau der Sinn dieser ganzen Abkommen. Glauben Sie wirklich, das soll alles dem Bürger zu liebe gemacht werden? Ziel und Zweck der Aufhebung von Zöllen ist doch letztendlich auch die Aufhebung von nationalen Gesetzen zum Schutz der Umwelt, der Arbeitnehmerrechte, der heimischen Landwirtschaft etc.. Denn alles ist nun einer globalen Konkurrenz ausgesetzt, Staaten haben keine Möglichkeit mehr, ihre Märkte vor Billigprodukten zu schützen, der Preiskampf wird zum alleinigen Argument und zur Triebfeder der Wirtschaft. Welche Chance haben Klein- und Mittelbetriebe noch in einer derart globalisierten Wirtschaft?

            Wie können Gewerkschaften höhere Löhne und Arbeitnehmerrechte erstreiten in diesem globalen Konkurrenzkampf?

            Selbst wenn es jetzt gelingen sollte, diese Abkommen ohne Investitionschutz durchzubringen, so wird der auf jeden Fall irgendwann klammheimlich durchgedrückt werden, so viel ist sicher.

            Leider lassen sich viele Leute, wie auch Sie, gerne von solchen Kinkerlitzchen-Scheingefechten blenden.

            Teile und herrsche - so hieß es mal. Heute müsste es heißen: globalisiere und herrsche!

  • "Das deutsche 'Unwohlsein' bezüglich der Schiedsverfahren reiche für ein Veto nicht aus."

     

    Aha. Ein sehr solides "Unwohlsein" hält uns nicht davon ab, einzuknicken

     

    In anderen Bereichen reicht ein sehr viel schwammigeres "Staatswohl", um konsequent die eigene Verfassung zu brechen (NSA, NSU etc.).

  • Wer hat die Interessen des Volkes mal wieder verraten ?

    Ein "sozialdemokratischer Genosse der Bosse" mal wieder ... Geschichte wiederholt sich.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    "Gabriel knickt ein"

     

    Eine seiner leichtesten Übungen, daher erwartbar und kaum überraschend.

     

    Hat der Gute womöglich andauernd seine "Anschlussverwendung" im Hinterkopf?

    • @571 (Profil gelöscht):

      Ich versuche es mal mit Poesie:

       

      Angetrieben durch die Peristaltik der Konzerninteressen gleitet Gabriell, das "Zäpfchen" mühelos durch die Windungen der Politik....

       

      "Zäpfchen" - klingt nicht schlecht, oder?

       

      Weitere Vorschläge?

      • 0G
        0371 (Profil gelöscht)
        @Karo:

        Zäpfchen, das finde ich gut. Das weckt gleich ein paar Assoziationen.

  • An dieser Stelle möchte ich noch mal daran erinnern, daß SPD, Grüne und die Linke gemeinsam über die Mehrheit im Deutschen Bundestag verfügt. Der Herr Gabriel kann sich ja bei der CDU/CSU bewerben.

    • 3G
      3310 (Profil gelöscht)
      @Friedensgrenze:

      Da SPD und Grüne schon längst nicht mehr links sind, koalieren sie auch nicht mit der Linken - das ist dann nur konsequent.

  • 3G
    3618 (Profil gelöscht)

    Hat jemand irgendetwas anderes von diesem Herrn erwartet?Wen es interessiert, wozu Konzerne und ihre Handlanger bereit sind, der schaue sich diese Filme an

    https://www.youtube.com/watch?v=FfWcZJtP6NI&feature=youtu.be

    https://www.youtube.com/watch?v=48VsJ2TPk7o&spfreload=10

    • @3618 (Profil gelöscht):

      DIe Vernunft sieht am Ende also doch noch.

      Wie schön