Frauensolidarität und Male Bonding: Ohne Eignung geht es nicht
ASF-Frauen setzen sich jetzt stark für Saskia Esken ein. Das ist wichtig in Zeiten von toxischer Männlichkeit. Aber was bringt das?

E s steht offenbar gar nicht gut um die Zukunft der SPD-Vorsitzenden Saskia Esken. Wenn am Wochenende gleich mehrere Frauen der sozialdemokratischen Frauenorganisation ASF sowohl den designierten Bundeskanzler Friedrich Merz als auch ihre eigene Partei aufforderten, stärker auf Esken als politisches Schwergewicht zu setzen, dann ist das ein deutliches Zeichen für ein großes Problem. Das weibliche Solidaritätsbekunden kam zwar spät, aber immerhin kam es. Nur, was kann es bewirken?
Unabhängig von CDU-Mann Merz, der gar nicht daran denkt, sein Kabinett paritätisch zu besetzen, ist Esken in den eigenen Reihen mehr als umstritten, sie wurde gar zum Rückzug aufgefordert. Ihr Co-Chef Lars Klingbeil hingegen erntet Lorbeeren über Lorbeeren, Medienberichten zufolge wird er als neuer Finanzminister gehandelt, obwohl er auf diesem Gebiet gar keine ausgewiesene Expertise besitzt. Das nennt man male bonding, das Bilden enger persönlicher Beziehungen zwischen Männern mit gemeinsamer Identität und ähnlichen Zielen. Zu beobachten war das schon bei den Koalitionsverhandlungen, die hauptsächlich von Männern geführt wurden, Frauen waren dabei eher Makulatur. Die Botschaft war klar: Wir Jungs regeln das mal unter uns.

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums. Gelebte Debattenvielfalt.
In diesem Klima können es Frauen nur schwerhaben – und das ganz unabhängig von ihrer Kompetenz. Für Saskia Esken kommt noch hinzu, dass sie auch in der Bevölkerung nicht sonderlich beliebt ist. Wenn aber jetzt ASF-Frauen verstärkt für sie werben, ist das auch ein Zeichen dafür, dass es der SPD an fachkundigen, integrierenden, einflussreichen Frauen mangelt, zumindest an solchen, die nicht nur im eigenen Wahlkreis bekannt sind. Nun will die SPD ihre Ministerien (und auch die Doppelspitze der Partei) kompetent und paritätisch besetzen. Die schwierige Frage lautet aber offensichtlich: Mit welchen Frauen?
Nun ist Frauensolidarität in Zeiten von toxischer Männlichkeit besonders wichtig. Aber ohne Eignung geht es trotzdem nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Koalition aus Union und SPD
Vorwärts in die Vergangenheit
SPD-Jugendorganisation
Jusos lehnen Koalitionsvertrag ab
Diskussion über Mindestlohn
Der Bluff der SPD-Führung
Juristin über Ja-heißt-Ja-Reglung
„Passives Verhalten bedeutet nicht sexuelle Verfügbarkeit“
Ostermärsche 2025
Friedensbewegung hofft auf Zulauf
Rückkehr strenger Haushaltspolitik
Das Schreckgespenst des Sparzwangs geht um