Frauenkampftag in Berlin: Demo für alle Flint*
Tausende demonstrierten auf der Großdemo zum Frauentag gegen Ungleichheit. Ein Fokus lag dabei nach Hanau auf Anti-Rassismus.
Auf der Demo vertretene „alliierte Cis-Männer“ begrüßt sie mit einem Ratschlag: „Nutzt den Tag für Bescheidenheit. Lasst die Schnittblumen zu Hause, bringt uns stattdessen euer Lieblingsprivileg mit und teilt es endlich mit uns!“ Applaus und Jubel.
Tausende Menschen haben am Internationalen Frauenkampftag friedlich, bunt und laut gegen Ungleichheit und Rassismus demonstriert. Der Demozug in Berlin war mit 20.000 Personen angemeldet und startete am frühen Nachmittag bei Sonnenschein in Richtung Alexanderplatz.
Zahlreiche Bündnisse und Organisationen hatten zum Protest aufgerufen: An der Spitze liefen in diesem Jahr Migrantinnen*-Organisationen wie DaMigra, gefolgt unter anderem von Pro-Choice-Bündnissen, dem Bündnis gegen Rassismus, Fridays for Future, der Freien ArbeiterInnen Union, Verdi, SPD, Grünen und Linken. Viele Rednerinnen* legten angesichts des Rechtsrucks und grassierender rechter Gewalt einen Schwerpunkt auf Antirassismus.
Ähnlich war es dann auch vom ersten der über zehn Lautsprecherwagen zu hören, wo eine Frau* über Mehrfachdiskriminierungen von Menschen mit Migrationsgeschichte sprach: „Wir wollen nicht länger in Schubladen gesteckt werden“, sagte sie. Die AfD hetze mit vermeintlich importierter Männergewalt. „Gewalt gegen Frauen ist aber kein importiertes Phänomen, sondern ein globales Problem.“
Zudem dürften rassistischer Terror und rechte Gewalt nicht als Einzeltaten verharmlost werden. „Hanau hat wieder einmal gezeigt, dass Rassismus in Deutschland eine reale Gefahr ist.“ Demokrat:innen müssten sich entschlossen dagegenstellen: „Wir sind wütend verdammt noch mal! Wir wollen mitbestimmen und wehren uns.“ In Richtung bestimmter deutscher Feminist:innen erging noch der Hinweis: „Alle hier lebenden Frauen sind Teil der Gesellschaft. Hinterfragt eure Privilegien!“ Man könne nur gemeinsam gegen das Patriarchat antreten.
Immer wieder kamen Redner:innen auch auf die Eskalation in Griechenland und an der EU-Außengrenze zu sprechen. „Wir wollen eine geschlechtergerechte Gesellschaft, die nicht an den Grenzen von Europa enden darf“, sagte auch die Rednerin vom roten Teppich auf der Müllerstraße. Als Nächstes zitierte sie dann das Gedicht „Nach Mainz“ von Ursula Krechel.
Zwei ältere Feminist:innen freuen sich: „Krechel, das ist ja eher unsere Generation“, sagt eine und hört gespannt zu. Dann beginnt das Gedicht mit dem Wort „Umsturz – Von heut an stell ich meine alten Schuhe nicht mehr ordentlich neben die Fußnoten, häng den Kopf beim Denken nicht mehr an den Haken.“ Das Gedicht endet mit den Zeilen „Den leeren Käfig stellt mal ins historische Museum. Abteilung Mensch weiblich.“ Die Rednerin ergänzt: „Ich korrigiere: Abteilung Mensch, Flint*“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen