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100. Todestag von Rudolf SteinerNichts zu danken

Unsere Kolumnistin hat auf ihre Waldorf-Vergangenheit lange mit Dankbarkeit geblickt – wie die, die Steiner zu seinem Todestag grüßen. Dann begann ihr Erwachen.

Danke Rudolf? Da ist sich Frau Lea nicht mehr so sicher. Hier, eine Waldorf-Schule mit Rudolf Steiner Porträt an der Wand Foto: Sebastian Gollnow/picture alliance

Danke, Rudi!“ So heißt eine Aktion von ehemaligen Waldorfschülern zum 100. Todestag ihres Gründers Rudolf Steiner. Auch ich war über Jahrzehnte brav dankbar. Und finde es nun selbst verwunderlich, dass ich erst so spät angefangen habe, meine Schulzeit kritisch zu sehen. Aber damit bin ich nicht alleine.

Für seine Doku „De utvalda barnen“ (Die auserwählten Kinder) besuchte Regisseur Jasper Lake mit Mitte 40 seine ehemalige Waldorfschule. Er hatte sie in guter Erinnerung, stieß aber im Laufe seiner Recherchen auf immer verstörendere Untiefen von Gewalt und ideologisch geprägtem Handeln.

Das veränderte die Beziehung zu seiner alten Lehrerin und die Perspektive auf seine Schulzeit: „Es war eine schmerzhafte Reise zurück in meine Vergangenheit. Mein romantisiertes Bild von der Schule zerbrach. Ich versuche Worte zu finden, die zusammenfassen, was ich durchgemacht habe.“ Die dreiteilige, schwedische Dokumentation aus dem Jahr 2021 hat mich von allen waldorfkritischen Veröffentlichungen bisher am tiefsten berührt.

Die undankbare Nestbeschmutzerin

„Danke, Rudi!“ – Dankbarkeit, zu den etwa 1 Prozent der deutschen Schulkinder zu gehören, die auserwählt wurden, einen Waldorfschulplatz zu bekommen. Dankbarkeit, Eltern zu haben, die einem das ermöglichen. Dankbarkeit, unter so „engagierten Lehrkräften“ gelernt zu haben. Dankbarkeit für schöne Räume, Handwerk und „keine Noten“. Dankbarkeit, nicht auf eine „gefühlskalte Staatsschule“ zu müssen.

Und immer wenn ich grundsätzliche Kritik übte, fühlte ich mich als undankbare Nestbeschmutzerin. Waldorfkritik von Betroffenen verletzt immer auch Menschen, die das Beste für einen wollten und teilweise viel dafür geopfert haben. Zum Glück ermöglichen Pseudonyme es, Erfahrungen erzählen zu können und dennoch die Privatsphäre all jener Personen zu schützen, mit denen man aufgewachsen ist. Es geht schließlich meist um Rudis Pädagogik als solche und nicht um einzelne Personen oder Einrichtungen.

Mit der Zeit wurde mein „Danke, Rudi!“ zu einem #fckstnr. Die kritische Aufarbeitung ehemaliger Waldorfkinder in den sozialen Medien habe ich als große Erleichterung empfunden: spüren, dass man eben kein „Einzelfall“ ist, sondern viele Probleme strukturell bedingt sind; unter #exwaldi öffentlich wütend und anklagend sein dürfen – statt dankbar. Meine Dankbarkeit stand meiner individuellen Entwicklung lange im Weg. Zumal „Waldorf“ für mich identitätsstiftend war und die Kritik daher auch an meinem Selbstbild kratzte.

Das Schweigen brechen

„Schweigen wir über alles das, was wir handhaben in der Schule. Halten wir uns an eine Art Schulgeheimnis“, sagte Rudi 1919 in einer Lehrerkonferenz. Wenn aber über Jahrzehnte geschwiegen wurde, ist es umso schwerer, das Schweigen zu brechen. Das gilt nicht nur für Waldorfschulen.

Meg Applegate schreibt in ihrem Buch „Becoming Unsilenced“, sie habe noch 18 Jahre nach Verlassen eines therapeutischen Internats erzählt, dass diese Schule das Beste gewesen sei, was ihr habe passieren können. Sie habe die Einrichtung gelobpreist und behauptet, dass sie ihr Leben gerettet habe. Sie schreibt auch, dass viele Betroffene in­sti­tu­tio­nel­len Missbrauchs erst mit über 40 Jahren zu verstehen anfingen, was eigentlich mit ihnen passiert sei, und erst dann seien sie auch in der Lage, es in Worte zu fassen.

Zumindest was den Regisseur Lake und mich betrifft, hat sie recht.

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37 Kommentare

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  • Die Zeilen von "Frau Lea" hinterlasssen leider mehr Fragen - als Inspiration oder Antworten.

    Ist ihre anfängliche positive Bewertung der Waldorfwelt die dann im Zuge von COVID usw. in eine kritische Auseinandersetzung kippte tatsächlich ein „Erwachen“ oder könnte es sich dabei um eine geänderte Wahrnehmung im Kontext neuer Einflüsse handeln, die z.B. durch einseitige Medienberichterstattung ausgelöst wurden?

    Setzt die Kolumnistin Dankbarkeit und unkritische Loyalität gleich? Kann man nicht etwas wertschätzen und dennoch reflektiert betrachten?

    Sind die Erfahrungen des Regisseurs Lake und der Autorin repräsentativ für Waldorfschulen insgesamt? Oder wird hier ein Einzelfall als Beweis für ein strukturelles Problem gewertet?

    Wenn Waldorf ein „Schulgeheimnis“ hat, warum gibt es dann zahlreiche Publikationen, Forschungen und öffentliche Diskussionen darüber?

    Ist eine Identifikation als Opfer wirklich ein Weg zur Aufarbeitung? Oder könnte eine differenzierte Betrachtung, die positive und negative Aspekte anerkennt, hilfreicher sein?

  • Ich habe es so verstanden, dass Frau Lea sich im Nachhinein mehr und mehr vergewärtigt, was alles an ihrer Schulzeit eigentlich übergriffig, überpsychologisierend, im unangenehmen Sinne bewertend und ideologisch eng oder ausgrenzend war.

    So wie man sich heutzutage auch erst klar macht, wie rassistisch und sexistisch viele früher gern genutzte Kinderbücher waren, die man früher aber toll fand. Dieses Selbsteingeständnis, diese Trauer das muss man aushalten können! Dann kann man auch die so erlittenen nachteiligen Prägungen abschütteln und es entsteht Platz für Neueres und Besseres.



    Der bequemere Weg wäre weiterhin zu idealisieren und das Unwohlsein verdrängen.



    Im Nachhinein bin ich bestürzt, wie zB in harmlosen Büchern wie "Madita" männlich-missbrauchendes Verhalten (der Alkoholismus des Nachbarn mit allen schlimmen Konsequenzen, die sogar Madita "ausbadet") normalgeredet wird. Ich bin dankbar, dass ich das bemerkt habe. Wie tief man als Frau derartige Mechanismen ebenfalls verinnerlicht, ist einfach krass.



    Meinen Kindern kann ich das nun reflektierter vermitteln.



    So ähnlich verstehe ich auch diese Kolumne.

    Danke an Frau Lea, dass sie uns an diesem Weg teilhaben lässt.

  • Vielen Dank an die mutige Frau Lea für diese Kolumne!



    Diese macht mein Unbehagen mit der Waldorf-Pädagogik greifbarer.



    Vorweg, ich hatte echt keine tolle (staatliche) Schulzeit und halte das Aussieben und Leistungsdenken oft für kritisch. Ich verfolge alternative Bildungsansätze interessiert.



    Aber leider wird hier auch meist mit Wasser gekocht: Bewertung, Gewalt und Übergriffigkeiten zB anders verpackt und Missbrauch floriert oft länger ( jahrzehntelang an der Schule einer verwandten Waldorflehrerin)! Hier kann keine Schulbehörde eingreifen!. Bei den (ehem.) Waldorf-SuS fiel mir auf, dass hier MINT-Fächer sehr schwach sind, so dass MINT/Medizin etc als Studienfächer gar nicht in Frage kommen können. Wer von vornherein sehr handwerklich ist und an dem das psychologisierende Herangehen abprallt, der könnte auf Waldorf wohl glücklicher werden. Mein Fazit insgesamt:



    - Schulleitungen prägen die Schule gravierend,



    - mit der eigenen Lehrperson steht und fällt sehr vieles



    - da ich meinen Kindern nicht das Studium von MINT, Medizin, Realwissenschaften krass erschweren will: "Normale" Schule



    - Leistungsdenken abmildern, Natur, Werken und Stricken geht alles auch zuhause ;-)

  • Es soll Eltern gegeben haben, die ihren eigenen, früheren Lernfortschritt in sehr grundsätzlichen Dingen mit dem ihrer Kinder verglichen und die dann schleunigst von der Waldorfschule nahmen. Die sie damals vor Jahresfrist - es hat ja nicht jeder so dicke - mit kostenloser Schülerbeförderung geködert habe. Das klingt im Nachhinein eher nicht nach dem "auserwählt" und "ermöglicht haben", wie es im Artikel ausgeführt wird. Aber vielleicht ist diese Gegend (oder die konkrete Schule) einfach nur kein Maßstab für das Waldorfwesen insgesamt.

  • Vielleicht gibt's belastbares Zahlenmaterial zu zwei Fragen:



    -Wie viele WaldorfschülerInnen haben Eltern, die selbst eine Waldorfschule besucht haben?



    -Wie viele Ex-WaldorfschülerInnen würden ihr Kind niemals auf eine Waldorfschule schicken.

    Für das Lernen sog. "alter Sprachen" hatte ich mich schon früher als Analogie im möglichen Interessenkonflikt und qua Entscheidungshilfe interessiert.

  • Schade, dass Frau Lea nicht auf eine Regelschule gehen durfte. Da würden ihre traumatischen Erfahrungen dann für 250 Kolumnen reichen.

  • Ich habe in den 1970iger Jahren erfolglos ein Gynasium besucht, es war grauenhaft. Sowas wollte ich meinen Kindern niemals zumuten. Mein bester Freund erzählte mir vom Waldorfkindergarten.... das war 1990.



    Ich war naiv, liess mich reinfallen, hatte Vertrauen.



    Es folgte die wunderbarste Zeit in meinem Leben. Und meine Kinder ? Pflegen bis heute Freundschaften zu vielen Mitschülern und Lehrern. Nun habe ich wieder eine Tochter. Sie ist 11 Jahre alt. Bis heute ist eine schöne Reise, die hoffentlich noch lange hält.



    Inzwischen bin ich nicht mehr naiv. Herzensdenken ist für mich der tiefe Sinn bei den meisten Pädagogen an Waldorfschulen. Danke.

  • Dank Frau Lea und ihren nichtendende Serie über die Waldorfschule



    weiss der Taz-Leser/in, dass die Waldorfpädagogik heuchlerisch,



    antidemokratisch, autoritär und wahrscheinlich auch rassistisch ist -



    so jedenfalls ihre Erkenntnis.



    Schade, dass die Taz sich nicht mal mit gleicher Intensitätl das



    Versagen der staatlichen Schulen vornimmt, alle Schüler zu einem



    Schulabschluss und damit eine bessere Zukunft zu bringen.



    Teilweise 10 % Schulabbrecherquote in den Bundesländern hat



    die Waldorfschule, die älteste Gesamtschulform, jedenfalls nicht



    zu bieten.

  • Schöne Einleitung.



    Aber wo bleibt der Hauptteil des Artikels?

  • Auch wenn sich's wiederholt: Der Artikel ist im Grunde völlig nichts-sagend, außer dass es da eine Community gibt, die aus eigener Erfahrung Waldorf-Schulen schlimm finden.



    Aber was war schlimm? Was war los? Wo ist das Problem? Kein Wort darüber.

  • Toll ist es auf der Waldorfschule sicher nicht. Aber die dortigen Salate sind lecker, und "Nach mein Beene is ja janz Berlin verrückt" ist auch ganz lustig.

  • Was möchte die Kolumnistin sagen?



    Meine Kinder gehen auf Waldorfschulen - leider nicht auf dieselben.



    Ich kann dazu sagen, dass es je nach Region/Stadt gravierende Unterschiede gibt, von dem Klientel bis zu den Lehrern und wie diese ihre Arbeit auffassen.



    Von "der Waldorfschule" zu reden bzw. zu kritisieren funktioniert schlichtweg nicht.



    Genausowenig funktioniert dies mit den staatlichen Schulen - schlussendlich steht und fällt das "Wohlfühlen" der Schüler mit dem Lehrerpersonal.

  • Selbst ein Waldorfkind, habe ich den Beitrag nicht ganz verstanden. Ich glaube nicht, dass ich was durch die rosarote Brille sehe, denn es gab auch in meiner Schule Dinge, die ich lieber abgeschafft hätte, die waren aber mehr auf der üblichen "Teenager Ebene" als ideologischen Ursprungs (von dem habe ich nicht viel mitbekommen). Ich hatte Freundinnen im Gymnasium und ich war jeden Tag froh, nicht dort zu sein: Dinge lernen, die kein Mensch braucht, Mobbing ohne Ende und ohne jeglicher Erwachsenen-Begleitung, Schularbeit Druck bis zum wortwörtlichen Erbrechen. Ich war ein glückliches Schulkind. Aber es ist wahrscheinlich so, wie so oft im Leben: auf alles gibt es mindestens zwei Sichtweisen, diese eine Sichtweise aber nun als die absolute Wahrheit darzustellen finde ich traurig.

    • @Ella Renerog:

      Es ist eine Kolumne, also wenn du auf Exit Waldorf klickst kommen die vorherigen Artikel zu dem Thema.

  • Da erscheint hoffentlich noch ein zweiter Teil zu diesem Thema? Ich habe wirklich interessiert auf diesen Artikel geklickt, da mein Kind auf die Waldorfschule geht und ich wissen wollte, was die Schattenseiten davon sind. Ich selbst habe keine Waldorfschule-Erfahrung vorzuweisen und bin möglicherweise zu naiv.

    Mir geht es aber wie den anderen hier in der Kommentarspalte- die eigentliche Kritik daran fehlt komplett.

    Ich kann soviel zur Regelschule sagen: in der siebten Klasse Realschule wegen schlechter Noten kleben geblieben, dann auf die Hauptschule. Dort hatte jeder dritte Schüler ein Messer in der Tasche.



    Von der Schule runter mit mittelmässigem Hauptschul-Abschluß um dann über den zweiten Bildungsweg doch noch mit Ende zwanzig zu studieren und damit den Beweis für mich selbst und alle anderen anzutreten: " ich bin doch nicht so doof, wie mich das System der Regelschule eingestuft hat, sondern lerne einfach anders und in meinem Tempo ".

    Ich halte die Waldorfschule nicht für perfekt, sondern für das Bessere im falschen Schulsystem.

    Wie gesagt; gerne her mit der Kritik, damit sie auch Außenstehende nachvollziehen können.....

    • @R. Mc'Novgorod:

      Da hoffe ich auch auf einen zweiten Teil! Ein Artikel mit Null-Substanz - das lässt natürlich Zweifel an der Waldorf-Pädagogik aufkommen, allerdings auch an der Taz-redaktion.

    • @R. Mc'Novgorod:

      Einfach oben auf den Namen der Autorin klicken. Sie in Rahmen dieser Kolumne schon diverse Artikel geschrieben, in denen sich auch viel konkrete Kritik findet.

      Die Kurzversion (meinem Verständnis nach) ist: Die Waldorfpädagogik basiert auf dem hanebüchenen esoterischen Unfug, den sich Steiner ausgedacht hat. Dabei ist einiges was harmlos ist, aber es gibt auch Dinge, die schädlich sind.

      Da alle Waldorfschulen private Träger haben und dadurch finanziell und personell besser ausgestattet sind als staatliche, gibt es -- insbesondere bei jene Schulen, die die Waldorfpädagogik weniger strikt umsetzen -- auch naheliegende Pluspunkte. Aber die haben auch Privatschulen mit wissenschaftlich fundierter Pädagogik.

      Es gibt im Übrigen auch staatliche Montessori-Schulen, falls man an Alternativen zur Regelschule interessiert ist.

  • Ein entschuldigendes "Stockholm"-Syndrom sollte mensch bei seiner Schule nie haben.

    Keine Schule ist automatisch besser als andere.



    Vielleicht passen gewisse Ansätze und Kommunikationskanäle bei A, bei B aber nicht.

    Die Ideologie im Hintergrund bei Steiner ist wohl fragwürdig, zumindest, was ich so zweiter Hand hörte. Bei Kreativität haben die staatlichen Schulen wohl auch inzwischen aufgeholt.

    Gleichwohl hätte ich mir gerade detailliertere und mir klarere Kritikpunkte gewünscht, um es stärker nachvollziehen zu können.

    • @Janix:

      Hast du dir die anderen Artikel der Kolumne schon angeschaut? Die geben schon einen besseren Einblick in die Kritik der Aussteiger und der Forschung.

  • Da vermisse ich Zahlen, Daten, Fakten.

    Worum geht es jetzt eigentlich? Hat Steiner Mist gebaut oder seine Schulen und wenn ja, welche und warum?

    Weist das Konzept der Schulen Mängel auf oder dessen Umsetzung? Was durchaus sein kann, es gibt ja eine ganze Menge davon, und jede Schule ist anders. Und soweit ich weiß, war selbst Steiner manchmal nicht happy mit der Umsetzung.

    Fundierte Kritik hilft weiter, die finde ich hier aber nicht.

    • @shantivanille:

      Wenn Interesse besteht, hilft es vielleicht auch die anderen Artikel zu durchstöbern und in die aktuelle (unabhängige, nicht anthroposophische) Forschung dazu zu schauen.

  • Ich lese Ihre Kolumne regelmäßig und war selbst auf einem staatlichen Gymnasium. Das Mobbing und der (sicher nicht freiwillige) Fokus der Lehrkräfte auf das Durchprügeln eines Lehrplanes, egal ob es Konflikte, Suizidversuche oder alltägliche Demütigungen gab, haben mich für mein Leben sehr geprägt. Mir hat letztens eine Freundin, die auf eine staatliche Förderschule gehen musste, von krassesten Gewalttaten erzählt hat, die in der Klasse einfach nicht aufgearbeitet und ignoriert wurden.



    Ich kann mit ihrer Kolumne wirklich nichts anfangen, ich warte immer noch auf die Schilderung davon, was denn auf der teuren Waldorfschule eigentlich so schlimm war. Stattdessen lese ich: Jammern auf sehr hohem Niveau, oder vielleicht auch: zu privilegiert, um zu erkennen, dass die eigenen Probleme echt pipifax sind?

    • @jackie_zat:

      Wenn Sie die Kolumne regelmäßig verfolgt haben, staune ich, dass Sie nicht nachvollziehen konnten, "was denn eigentlich so schlimm" war.

      Allein das Aufsagen der Zeugnissprüche hat mich schockiert.

      Bei sowas würde ich meine Kinder sofort runternehmen.

      Von anderen alltäglichen Demütigungen hat die Autorin ebenfalls berichtet.

      Haben Sie denn den Eindruck, dass auf der Waldorfschule Suizidversuche und Mobbing thematisiert werden?

      Ich muss ja sagen, weder ich selbst noch meine Kinder haben auf einem staatlichen Gymnasium Mobbing oder alltäglichen Demütigungen erlebt.

    • @jackie_zat:

      Es geht bei der Kritik um die zugrunde liegende umveränderbaren auf hellseherische Fähigkeiten basierende Weltanschauung. Und darum, dass bei der Außendarstellung dies oft nicht offen und eindeutig kommuniziert wird. Selbst wenn man jahrelang auf der Schule ist, wird vielen nicht klar, was das Ziel der Waldorferziehung ist. Die wirklichen pädagogischen Ziele und ihre vollkommen unwissenschaftliche Herkunft sollen bewusst von der Schüler- und großen Teilen der Elternschaft nicht verstanden werden geschweige denn kritisch diskutiert werden. So wächst man in einem ideologischen Umfeld auf, ohne ihre genauen Ziele zu kennen und einordnen zu können.

  • "Unsere Kolumnistin hat auf ihre Waldorf-Vergangenheit lange mit Dankbarkeit geblickt"

    Hm. Ohne eine Lanze für die Waldorfschule oder gar Steiners fragwürdige Visionen brechen zu wollen. Les ich mich durch die Artikelhistorie der Autorin, halte ich diese These für ziemlich gewagt.

  • Der Artikel scheint unvollständig ohne den geringsten konkreten Hinweis, welcher Art denn die Probleme waren, die die Autorin an ihrer Schule erlebt hat.

  • Lässt einen etwas ratlos zurück. Was war denn das Problem an der Waldorf-Schule? Das System? Die Lehrer?

  • Hallo Frau Lea, haben Sie den Faden verloren?



    Was wollten Sie uns sagen?



    Ein diffuses nachträgliches Unbehagen vermitteln ohne es zu artikulieren, ohne konkrete Bezüge, ohne Belege noch Begründung - was soll das hier? Inhaltsfreie Diffamierung ...

  • Würde mich über Inhalte freuen, die Reflektionen ermöglichen.

  • Ahh, das wiederholte und immerwährende (nicht unberechtigte) Bashing auf Rudolf Steiner und die Waldorf-Schulen. Mein Sohn, war auf der Waldorf-Schule und sowohl er, als auch wir waren begeistert. Ich kenne die andere Seite: die staatlichen Schulen und deren "Philosophie" - sorry, nicht viel besser. Was habe ich da an Diskriminierung (als Kind eines Gastarbeiters) und Herabschätzung erlebt! Warum aber immer wieder die Waldorf-Schulen am Pranger stehen, während gleiche Vorkommnisse in anderen Schulen als Einzelfälle dargestellt werden, ist mir ein Rätsel. Missbrauch, Indoktrination und Fehlverhalten findet überall statt, wo Macht unkontrolliert/unbeaufsichtigt herrscht.

    • @Odysseus L:

      Ein Bekannter von mir ist in einer Antidiskriminierungsberatung tätig. Er hat auch schon Fälle von rassistischer Diskriminierung am einer Waldorfschule gehabt. Rudolf Steiner war selbst ein Rassist. Das hängt in Waldorfschulen von der jeweiligen Schulleitung und dem Kollegium ab, wie sie mit Steiners teils völkischen und rassistischen Ideologien umgehen.

    • @Odysseus L:

      Ah, die Gehirnwäsche funktioniert.



      Man kann von Schulen nicht "begeistert" sein - das liegt am System an sich - egal welches Etikett drauf pappt.



      Schule funktioniert nur durch struktuerelle Gleichmacherei - ansonsten herrschte Chaos.



      Niemand, der je eine Schule besucht hat, sollte diese Zeit ausschließlich verklären - weil es im Grunde unmöglich ist.



      Wer es dennoch tut, ist gut im verdrängen - sollte sich dessen aber bewusst sein.



      Ob es jetzt Noten gab oder Biologie getanzt wurde ist vollkommen unerheblich - Schule an sich ist die Negierung (zumindest in Teilen) des Individiuums.



      Vielleicht ist das nötig, um ein Teil der Grsellschaft zu werden, zu funktionieren - aber an diesem Erlebnis kommt kein Schüler der Welt vorbei, nicht der stromlinienförmigste.



      Ob das an Waldorfschulen nun schlimmer ist, als an der Normaloschule erschließt sich mir aus dem Artikel auch überhaupt nicht.

      • @Romilia:

        Warum glauben sie das keinem Mensch diese "strukturelle Gleichmacherei" gefällt. Menschen sind ja alle teilweise Individuum und auch Teil eines Kollektivs und manche pendeln mehr zur einen oder zur anderen Seite.

    • @Odysseus L:

      Die Autorin schreibt an keiner Stelle das "Staatsschulen" besser sind. Sie schreibt über ihre Erfahrungen an einer Waldorfschule und übt fundiert Kritik aus an dem System dahinter. Nur weil a schlecht ist heißt das nicht b ist gut. Ausserdem sollten hier nur Menschen mitreden die selber eine Waldorfschule als Kind besucht haben.



      Ich war auf einer Waldorfschule und meine Eltern fanden und finden es toll. Erst als ich schon etwas älter war habe ich bemerkt das die Idee dahinter schöner klingt als sie in der Realität war. Und das ich eigentlich eine beschissene Zeit dort hatte. Klar meine Eltern verteidigen das immer noch. "Hätten wir dich an eine schlimme Hauptschule geben sollen ???"

      • @Halloichbinlisa:

        Das ist es ja. Wenn etwas in der Waldorf-Schule schief läuft, wird es auf alle Waldorf-Schulen und deren Konzept verallgemeinert. In anderen Schulen sind es Einzelfälle.

      • @Halloichbinlisa:

        Meine Schulzeit war auch die Hölle für mich. Im Gegensatz zu Dir, wusste ich das schon währen dessen. Ich bin sicher, an einer Walldorfschule wäre es mir Mega gut ergangen - aber als Kind durfte ich halt nicht wählen - allein die Möglichkeit von Psychotherapeutischer Beratung oder eines Schulwechsels wurde mir von Lehrern, Eltern und allen die mich kannten verschwiegen.

        Aber schön, dass Ihr armen Walldorfkinder einen Schuldigen habt für eure Traumata. Ich hab halt keinen Schuldigen. Ich bin wohl einfach selbst schuld, dass ich an meine Schule nicht passte.

        • @Klassenkleinste:

          Die "Philosophie" Steiners, also die Anthroposophie, ist eben keine. Sie ist eine esoterische Weltanschauung in einem geschlossenen System und macht das aber als solches nicht offen. Eine konfessionelle Schule stellt klar, dass das Glaubensgrundsätze hinterstehen. Waldorf wirkt so nice und bildungsbürgerlich-alternativ-öko, hat aber einen Glaubensbackground. Lehrkräfte dort müssen nicht zwangsläufig 2 Staatsexamina haben, die ideologische Waldorfpäd. genügt. Nix erziehungswissenschaftlich daran, aber viel Glaube, der das Etikett Pädagogik bekommt.

          Und genau das schädigt Kinder.



          An Regelschulen u. anderen privaten Schulen wird zumindest mit offenen Karten gespielt.

          Ich bin heute noch froh, dass ich die Anthroposophie-Phase meiner Eltern waldorffrei überlebt habe, es gab einfach keine nah genug aufm Land... dafür durfte ich alle Kinderkrankheiten durchmachen, weil Eltern und das passende Buch (eines Naziarztes, der mit den Anthroposophen später zusammenarbeitete...) das gut fanden.

          Nein, an Steiner ist nix alternativ, außer den Fakten.