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Frankreich vor der PräsidentschaftswahlLinke verkracht sich bei Urwahl

Eine basisdemokratische Abstimmung sollte endlich Einigkeit bei Frankreichs linken Parteien herstellen. Doch die Gewinnerin wird nicht anerkannt.

Ausgewählt, aber nicht akzeptiert: Präsidentschaftskandidatin der Linken Christiane Taubira Foto: Jeremias Gonzalez/ap

Paris taz | Fast 400.000 BürgerInnen haben in einer dreitägigen basisdemokratischen Wahl für die frühere Justizministerin Christiane Taubira aus Französisch-Guyana als beste Präsidentschaftskandidatin der französischen Linken gestimmt. Sie hat laut dem neuartigen Auswahlverfahren von den sieben vorgeschlagenen Persönlichkeiten die besten Karten, bei den Wahlen im April 2022 anzutreten. Doch Frankreichs Linke, bestehend aus Sozialisten, Grünen, Kommunisten, Mélenchonisten und Parteilosen, ist dabei alles andere als geeint.

Bei dem Verfahren konnten die Abstimmenden die KandidatInnen auf einer fünfstufigen Skala von „Sehr gut“ bis „Ungenügend“ bewerten. Mit fast 50 Prozent „Sehr gut“-Stimmen hat Taubira dieses Examen klar vor dem Grünen Yannick Jadot, Jean-Luc Mélenchon von der linken France insoumise, dem wenig bekannten Pierre Larrouturou, der sozialistischen Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo und zwei Vertreterinnen linker NGOs, Charlotte Marchandise und Anna Aguab-Porterie, gewonnen. Nach der Bekanntgabe des Resultats am Sonntagabend rief Taubira diese zu Geschlossenheit auf – „neben ihr“ und nicht „hinter ihr“.

Doch die meisten der anderen KandidatInnen denken gar nicht daran, nun auf ihre Bewerbung zu verzichten. Mélenchon, Jadot und Hidalgo hatten bereits im Voraus erklärt, dass sie sich diesem Verfahren in keiner Weise verpflichtet fühlen. Jadot konterte: „Ich habe Taubira nichts zu sagen“. Doch ihre Chancen stehen laut Umfragen schlecht. Demnach käme Mélenchon auf knapp 10 Prozent, Jadot auf 6 Prozent und Hidalgo auf nur 2 bis 4 Prozent.

Niemand hat aufgrund dieser Ausgangslage auch nur annähernd eine Chance, am 10. April den zweiten Platz zu erzielen und es so in die Stichwahl – voraussichtlich gegen den Amtsinhaber Emmanuel Macron – zu schaffen. Nur bei einem Zusammenschluss des linken Lagers könnten die Stimmen reichen. Einen solchen hatten die 466.000 UnterzeichnerInnen eines Appells, der der basisdemokratischen Wahl vorausging, inständig gewünscht.

Druck auf Hidalgo steigt

Da auch Taubira Wahlumfragen vor dieser Abstimmung nur 4 bis 6 Prozent voraussagten, braucht sie die anderen linken Parteien geschlossen hinter sich. Ansonsten ist sie nur eine von vielen linken KandidatInnen ohne Erfolgsaussicht.

Die Parteien La France insoumise und Europe-Ecologie-Les Verts (Grüne) scheinen aber nicht gewillt, die Kandidatur Taubiras anzuerkennen, weil diese sie als Konkurrentin Stimmen kosten würde. Wirklich unter Druck steht aber die Sozialistin Hidalgo, deren Kampagne so schlecht gelaufen ist, dass sich auch manche ParteigenossInnen fragen, ob es eine gute Idee war, sie zu nominieren. Die Angst vor einer historischen Schlappe ist groß.

Hidalgo selbst hatte sich zunächst für die offenen Primärwahlen ausgesprochen, dann aber – weil Jadot und Mélenchon nicht mitmachten – ihre Position geändert und erklärt, sie wolle mit ihrer Kandidatur ihren „eingeschlagenen Weg fortsetzen“. Dass Hidalgo am Sonntag nun lediglich den fünften Platz erreichte, ist ein zusätzlicher Rückschlag für sie.

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5 Kommentare

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  • Politikerin gewinnt selbst beauftragte Umfrage. Das ist ja nun nicht ernsthaft ein Argument.

    • @HugoHabicht:

      Zweimal Nein.



      Keine Umfrage, sondern eine Urabstimmung, die von Linken Basisgruppen organisiert wurde.



      Und damit: nicht selbst beauftragt.

  • Eine Urabstimmung über Kandidaten, die gar nicht daran teilnehmen wollen, ist wohl ein Witz in sich.

    Aber ist halt so wenn ideologischer Aktivismus auf Realität trifft…

  • Und es könnte noch schlimmer kommen. Vieles deutet darauf hin, dass Linkswähler*innen nach 5 Jahren Erfahrung mit Macron im 2. Wahlgang nicht mehr wählen werden, da das kleinere Übel schon ein großes ist.

    Die Türe Für Le Pen oder Zemmour öffnet sich.

  • Es ist schon ein Kreuz mit DEN Linken in FRANKREICH.



    Sie zerlegen sich selbst und es läuft wieder auf Macron - Le Pen raus...



    Christiane Taubira ist eine wählbare integre Persönlichkeit, hat aber leider so keine Chance.



    Schade eigentlich 👹