Fragen und Antworten zur Hitzewelle: Was sagt uns diese Affenhitze?

Schon wieder Jahrhundertsommer? Was von dem heißen und trockenen Sommer zu halten ist und wie man sich dagegen wappnen kann.

Ein Wasserwerfer fährt durch einen Park und spritzt Wasser in Bäume und Büsche

Endlich mal nützlich: Hamburger Wasserwerfer gießen den Stadtpark Foto: dpa

Wie ungewöhnlich sind die derzeitigen Temperaturen?

Nicht besonders, sagt Rüdiger Hartig vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Hamburg. Die Meteorologen unterscheiden zwischen Sommertagen mit Höchsttemperaturen von mindestens 25 Grad und tropischen Tagen mit mindestens 30 Grad. Die Zahl der tropischen Tage sei 1998 und 2003 höher gewesen. Ungewöhnlich sei die Kombination aus langer Trockenheit und Hitze.

Wie lange dauert dieses Wetter noch?

„Die sommerliche Periode geht erst mal für die nächsten sieben bis zehn Tage weiter“, sagt Hartig. Mehr sei nicht zu prognostizieren. Die nächsten zwei bis drei Tage werde es sehr heiß, bei einer kurzen Abkühlung von Samstag auf Sonntag. Kommende Woche seien wieder 25 bis 30 Grad zu erwarten.

Ist das der Klimawandel?

„Man kann nicht ein Einzelereignis dem Klimawandel zuordnen“, sagt Michael Böttinger vom Deutschen Klimarechenzentrum in Hamburg, „aber wenn die Anzahl extremer Ereignisse signifikant ansteigt, liegt es nahe, eine Verbindung zu ziehen.“ Die langfristige Wetterbeobachtung zeigt seit 1881 eine steigende Jahresmitteltemperatur und seit 1950 eine steigende Anzahl tropischer Tage.

Wann kommt der nächste Regen?
Schulte to Brinke, Landvolk

„Die Getreidepreise müssten sich schon verdoppeln, um eine Preiserhöhung für ein Weizenbrötchen um einen Cent abzuleiten“

Am Samstagabend rechnen die Meteorologen mit starken Gewittern in Hamburg, Schleswig-Holstein und im Norden Niedersachsens.

Wird das Brot teurer?

Zwar rechnen die Bauern aufgrund der Trockenheit mit starken Ernteeinbußen, für die Verbraucher werde das aber allenfalls geringe Folgen haben, beruhigt der niedersächsische Bauernverband Landvolk. „Der Weizenpreis ist an den Kosten für ein Brötchen mit gerade sieben Prozent beteiligt“, sagt dessen Präsident Albert Schulte to Brinke. „Die Getreidepreise müssten sich schon verdoppeln, um daraus eine Preiserhöhung um einen Cent abzuleiten.“

Müssen wir Wasser sparen?

„Wir befürworten einen ressourcenschonenden Umgang“, sagt Janne Rumpelt von Hamburg Wasser. Die Hamburger Wasserwerke lieferten im Juli durchschnittlich 360.000 Kubikmeter am Tag. Im weniger schönen Juli vor einem Jahr seien es 334.000 gewesen, im Jahresdurchschnitt 330.000. Stärker als die Hitze wirke sich aus, dass viele Hamburger im Urlaub seien. Im heißen Mai dieses Jahres lieferte Hamburg Wasser 440.000 Kubikmeter am Tag. Engpass sei die Trinkwasseraufbereitung. Weil so viele Verbraucher gleichzeitig die Hähne öffneten, brach im Landkreis Stade Ende Mai die Versorgung zusammen. Der Trinkwasserverband verbot deshalb vorübergehend das Rasensprengen, Autowaschen und das Befüllen privater Pools. Die Angst, dass sich die Grundwasserspeicher leerten, aus denen das Trinkwasser gewonnen wird, sei unbegründet, sagt Rumpelt. Sie füllten sich über die regenreichen Wintermonate.

Brauchen Tiere jetzt Wasser?

Vögel und andere Kleintiere können ihren Wasserbedarf wegen der Trockenheit nicht decken. Der Naturschutzbund (Nabu) rät deshalb, Vogeltränken in Gärten oder auf Balkone zu stellen. „Das kann ein Blumentopfuntersetzer sein“, sagt Sprecherin Ilka Bodmann. Es sollten Steine oder Murmeln drin liegen, als Landeplätze für Vögel oder Schmetterlinge, denn Insekten können nicht schwimmen. Auch Igel oder Eichhörnchen können dort trinken. Das Wasser sollte täglich ausgewechselt werden und die Tränke ausgewischt, damit sich keine Bakterien ansiedeln. Auch sollte die Tränke frei stehen und nicht in der Nähe von Sträuchern, weil sich sonst Katzen anschleichen.

Vertrocknen die Schnecken und Würmer?

Diese Tiere haben Techniken entwickelt, mit dem Sommer zurechtzukommen und ziehen sich ins tiefere Erdreich oder ins Gebüsch zurück. Da ist es egal, ob der Sommer 25 oder 30 Grad hat, sagt die Nabu-Sprecherin.

Soll man Bäume gießen?

„Wer einem Baum helfen möchte, sollte ihn regelmäßig gießen“, sagt Bjoern Marzahn von der Hamburger Umweltbehörde. Das gelte vor allem für junge Bäume. Ältere große Bäume haben tiefere Wurzeln, die an Wasser gelangen.

Darf man Rasen sprengen und Blumen gießen?

„Ja. Wir haben keine Wasserknappheit“, sagt Björn Marzahn. Vertrockneter Rasen komme allerdings wieder, wenn es regnet. „Rasen ist eine sehr robuste Pflanze.“

Wie geht es den Flüssen?

Die Flüsse haben eine hohe Wassertemperatur, die Elbe in Bunthaus zum Beispiel über 25 Grad. Das führt dazu, dass die Sauerstoffkonzentration im Wasser sinkt. Nicht nur in der Elbe ist sie so niedrig, dass die Hamburger Umweltbehörde ein Fischsterben befürchtet. Ganz wichtig sei es, keine Wasservögel zu füttern, weil Nährstoffe die Prozesse fördern, die zum Sinken der Sauerstoffkonzentration führen.

Wie hält der Mensch die Hitze aus?

Wichtig ist, viel zu trinken. Am besten sind lauwarme Getränke, denn zu kalte Getränke sorgen dafür, dass der Körper Wärme produziert. Die Barmer Ersatzkasse hat bis zum 2. August eine medizinische Hitze-Hotline geschaltet, wo Ärzte kostenlos Auskunft geben (☎ 0800-848 41 11). Statt nur in der Wohnung sollten sich Stadtbewohner auch in schattigen Parks aufhalten.

Wie soll man Sport machen?

Frühmorgens oder nach 20 Uhr. Die Sommerfreibäder in Hamburg haben wegen der Hitzewelle seit gestern alle bis 20 Uhr geöffnet, die Ganzjahresfreibäder sogar bis 22 Uhr.

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