Fotos für rechtspopulistische Medien: Nicht nur eine Frage des Preises
Die Bildagentur Imago Images verkauft ihre Fotos auch an rechte Medien. Einige Pressefotograf:innen stört das.
Pressefotograf:innen arbeiten oft unter prekären Bedingungen. Seit Jahren fallen die Preise für Pressefotos. Viele Fotograf:innen vertreiben ihre Fotos über Bildagenturen – etwa dpa, Picture Alliance oder Imago Images. Über die lassen sich in der Regel mehr Bilder verkaufen, so können Fotograf:innen die gesunkenen Preise ausgleichen. Die Preisspanne pro Nutzungslizenz für ein Foto rangiert von 4 bis über 120 Euro pro Bild. Den Erlös teilt sich die Fotograf:in mit der Agentur.
Problematisch wird das aus Sicht einiger Fotograf:innen, wenn zu den potenziellen Kund:innen auch solche gehören, die man als rechtspopulistisch einschätzt. Imago Images verkauft auch Bildlizenzen an Publikationen wie den Deutschlandkurier, Journalistenwatch und Tichys Einblick.
Die taz hat mit zwei Fotojournalisten gesprochen, bei denen rechte Medien und Blogs in den Abrechnungen der Agentur Imago Images auftauchten. Aus Sorge vor rechtlichen Folgen wollen sie anonym bleiben. Im Jahr 2020 verfassten sie einen Brief, gemeinsam mit anderen Pressefotograf:innen, die ihre Lizenzrechte ebenfalls nicht an rechte Medien weitergeben wollten. Sie forderten Imago Images auf, rechte Kund:innen für ihre Bilder zu sperren.
Die Antwort der Agentur Imago damals: Das Sperren von einzelnen Kund:innen sei technisch nicht möglich. Zudem wolle Imago keine Selbstzensur betreiben, da dies die Meinungs- und Pressefreiheit einschränke. Das Schreiben liegt der taz vor. Darin steht auch: Eine Einordnung als rechts beruhe allein auf der subjektiven Einschätzung. Sollte den Fotograf:innen das nicht passen, stehe es ihnen frei, die Zusammenarbeit zu beenden.
„Ich bleibe Urheber“
Warum das Sperren von Kund:innen nicht möglich sein soll, können die beiden Journalisten nicht verstehen. „Bei anderen Agenturen kann ich sehr wohl sagen, dass ich nicht will, dass meine Bilder zum Beispiel bei der Bild landen. Und warum soll ich mir das auch nicht aussuchen können, an wen meine Bilder weiterlizenziert werden, letztendlich bleibe ich ja Urheber“, sagt einer von ihnen.
Die Entscheidung, an gewisse Kund:innen nicht zu verkaufen, kann beruflich wichtig sein. Als Journalist:in ist man bei gewissen Themen auf einen Vertrauensvorschuss angewiesen. Dazu gehört, dass Menschen nachvollziehen können, für wen man arbeitet: „Wenn ich zum Beispiel an einer Geschichte mit Geflüchteten arbeite und die finden raus, dass meine Bilder bei rechten Medien landen, dann bedeutet das einen Vertrauensbruch, der meine Arbeit unmöglich macht“, sagt der andere.
Die Arbeit für rechte Medien könne, obgleich unfreiwillig, rufschädigend sein. „Ich stehe für seriösen Journalismus, der sich an Fakten hält, und wenn meine Bilder und mein Name mit Artikeln in Verbindung gebracht werden, die diesen Ansprüchen nicht genügen, im Zweifel sogar Fake News oder Verschwörungsmythen verbreiten, dann widerspricht sich das. Das hat Einfluss auf die Glaubhaftigkeit meiner journalistischen Arbeit.“
Das ungewollte Verkaufen an rechte Medien kann auch zynische Züge annehmen. Einer der beiden Fotografen berichtet: Bei einer rechtspopulistischen Demonstration habe er fotografiert und sei dort von Neonazis aggressiv bedroht und verfolgt worden. Ein paar Tage später sei sein Bild unter einem rechtspopulistischen Text beim rechten Blog Journalistenwatch erschienen. „Ich fand es so absurd, dass mein Bild, für das sie mich fast in einer Seitenstraße umgehauen hätten, mit einem Text von Götz Kubitschek erschien und es darum ging, dass die Demonstration nicht radikal genug war“, sagt er. Für das Bild hat er am Ende 2,55 Euro verdient, wie aus einer Abrechnung hervorgeht.
In den Verträgen der beiden mit der Agentur wird nicht ausgeschlossen, dass Imago an rechte Medien verkaufen darf. Und da Imago nicht bereit ist, Fotograf:innen mitbestimmen zu lassen, an wen die Bildlizenzen gehen, haben sich beide entschieden, keine weiteren Bilder an Imago zu senden. Trotz finanzieller Einbußen. Die Agentur möchte indes ihre Haltung von 2020 offenbar nicht erneut kommentieren. Eine Anfrage der taz zur Problematik ließ sie unbeantwortet.
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