Foodwatch zu Risiken von Cola Zero: „Süßstoff kann zu Diabetes führen“
Ein NGO-Experte macht Zuckergetränke für Übergewicht und Diabetes verantwortlich. Auch Süßstoffe sind keine Alternative, sagt Oliver Huizinga.
taz: Herr Huizinga, Sie sagen dem Zucker im Coca-Cola Report den Kampf an, weil er krank macht. Ist denn Cola Zero besser?
Oliver Huizinga: Das kann man nicht pauschalisieren. Auch süßstoffgesüßte Getränke sind keine gesunden Durstlöscher. Die Auswirkungen sind zwar nicht so gut erforscht wie die des Konsums zuckergesüßter Getränke. Doch es gibt deutliche Hinweise darauf, dass auch der regelmäßige Konsum von Getränken mit Süßstoff die Entstehung von Übergewicht oder Typ-2 Diabetes befördern könnte. Man vermutet: Süßstoffe trägen zur Süßgewöhnung bei und befördern dadurch eine zuckerreiche Ernährung.
Ich esse Süßstoffe und will noch mehr Zucker?
Das kann die Folge sein. Süßstoffe schmecken häufig sogar noch süßer als Zucker. Je mehr wir davon zu uns nehmen, desto mehr gewöhnen wir uns an den süßen Geschmack. Das kann sich auch auf das Essverhalten auswirken. Wir täuschen unserem Körper vor, Kalorien aufzunehmen. Wenn das ausbleibt, so die These, will sich der Körper die Kalorien auf anderem Weg beschaffen.
Als Alternative wird viel über Stevia geredet. Ist das der Zuckerersatz der Zukunft?
Das glaube ich nicht. Zunächst ist das Süßkraut aus Lateinamerika für viele Produkte gar nicht zugelassen. Erste Versuche wie „Coke Life“ wurden von den Kunden kaum angenommen. Stevia kann zudem einen metallischen Nachgeschmack haben. Aber es geht nicht nur um den Geschmack. Haushaltszucker hat noch andere Funktionen. Die in Stevia enthaltenen Steviolglycoside können zum Beispiel bei Frühstücksflocken den Zucker nicht einfach ersetzen, dann wäre die Konsistenz eine ganz andere.
Süßstoffe verkaufen sich also schlechter?
Schaut man sich den größten Getränke-Hersteller Coca-Cola an. kommt man zu diesem Schluss. Zweidrittel des Absatzvolumens von Coca-Cola sind mit Zucker gesüßt. Bei weniger als einem Fünftel der Produkte handelt es sich um sogenannte „Erfrischungsgetränke ohne Zucker“.
ist Experte für Lebensmittelkennzeichnung, -werbung und Übergewichtsprävention. Seit 2017 leitet er bei Foodwatch die Abteilung Recherche und Kampagnen.
Wie gewöhnt man der Gesellschaft den Zucker ab, wenn Ersatzstoffe nicht ziehen?
Hier ist die Bundesregierung in der Pflicht. Sie muss Anreize schaffen, damit die Getränkeindustrie ihre Rezepturen Schritt für Schritt ändert. Großbritannien hat beispielsweise jetzt eine Limo-Steuer eingeführt, auf die die Hersteller sofort mit Rezepturveränderungen reagiert haben. Doch die deutsche Regierung scheut sich bislang, sich mit der Ernährungswirtschaft anzulegen. Das muss sich ändern!
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