Folgen der Klimakrise: Mehr Hitzetote in Europa
2023 ist ein Jahr trauriger Klima-Rekorde. Immer mehr Menschen sterben am Hitzetod, warnen der EU-Klimadienst Copernicus und die Weltorganisation für Meteorologie.
Die Zahl der hitzebedingten Todesfälle hat demnach in ganz Europa zugenommen, nämlich in 94 Prozent der Regionen. In Städten seien die Folgen besonders schlimm, weil sich Städte stärker erhitzten, erklärte WMO-Direktor Chris Hewitt.
Seit 1970 sei extreme Hitze die Hauptursache für wetter- und klimabedingte Todesfälle in Europa. 23 der 30 schwersten Hitzewellen hätten sich seit dem Jahr 2000 ereignet, fünf davon in den zurückliegenden drei Jahren. Schätzungen zufolge starben in den Sommern 2003, 2010 und 2022 jeweils zwischen 55.000 und 72.000 Menschen an den Folgen von Hitzewellen. Eine Schätzung für 2023 liege noch nicht vor. „Wir gehen davon aus, dass sich diese Zahl noch erhöht. Das ist eine der ganz großen Sorgen“, sagte Hewitt.
Der Bericht verzeichnet für 2023 eine Rekordzahl von Tagen mit „extremer Hitzebelastung“. Insgesamt stelle das Jahr je nach Datensatz das wärmste oder das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen dar.
Seit den 1980er Jahren erwärmt sich Europa doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt und ist damit der sich am schnellsten erwärmende Kontinent der Erde, wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erklärten. Europas Temperaturrekord liege derzeit bei 48,8 Grad. Diese Temperatur wurde am 11. August 2021 auf Sizilien gemessen. 2023 habe das Thermometer dort 48,2 Grad gezeigt.
Noch mehr Rekorde
Das laufende Jahr 2024 setze die Rekorde fort: Januar, Februar und März seien die wärmsten Monate seit Beginn der Aufzeichnungen. Auch für die Sommermonate erwarten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler überdurchschnittlich hohe Temperaturen.
Europa habe im Jahr 2023 eine große Zahl an Rekorden gesehen, sagte Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin von Copernicus. „Eine Rekordzahl von Europäern, die von Hitzestress betroffen sind, Rekordtemperaturen in den Ozeanen, ein Rekordschmelzen der Gletscher.“ Hinzu kämen extreme Ereignisse wie der größte Waldbrand Europas, zahlreiche Überschwemmungen und Stürme. „Wir werden weiterhin extreme Ereignisse erleben, und wir wissen, dass diese extremen Ereignisse häufiger und intensiver sein werden. Wir werden also wahrscheinlich weitere Rekorde erleben, bis es uns gelingt, unser Klima zu stabilisieren“, sagte sie.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Sport in Zeiten des Nahost-Kriegs
Die unheimliche Reise eines Basketballklubs