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Förderung und Einbau von WärmepumpenGute Nachrichten!

Die Förderprogramme laufen, Handwerker gibt es auch: Die Hersteller der klimafreundlichen Heizungen können hoffen. Auch die Installation ist schnell möglich.

In Neubauten haben sie sich schon durchgesetzt. Jetzt geht es um den Bestand: Wärmepumpen heizen klimafreundlicher Foto: Rolf Poss/imago

Berlin taz | Zum Jahresende 2024 werden wieder mehr Wärmepumpen verkauft. Ihr Absatz steigt, der Marktanteil im Vergleich zu Gas- und Ölheizungen auch. Die Anträge auf Förderung nehmen ebenfalls zu. Allerdings blickt die Branche mit einem Gefühl der Unsicherheit auf das kommende Jahr, denn es kann sein, dass die neue Regierung nach der Bundestagswahl die Klimapolitik anders ausrichtet.

Wärmepumpen laufen mit Strom, entziehen der Außenluft oder dem Boden Wärme und heizen damit Gebäude. Sie arbeiten energiesparender als Gas- und Ölbrenner. Außerdem verursachen sie kein klimaschädliches CO₂, sofern der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt.

Der leichte Aufschwung ist erst mal nur eine Momentaufnahme. Im September und Oktober wurden jeweils knapp 20.000 Geräte verkauft, deutlich mehr als in den übrigen Monaten des Jahres, teilte der Bundesverband Wärmepumpe am Dienstag mit. Auch der Anteil im Vergleich zu allen verkauften Heizungen wuchs auf rund 40 Prozent, während er im Jahresverlauf unter 30 Prozent lag. Die Zahl der Förderanträge stieg in den vergangenen Monaten ebenfalls. Im Oktober beantragten 15.000 Leute Zuschüsse für den Einbau einer Wärmepumpe bei der öffentlichen KfW-Bank.

Die Branche hat eine turbulente Zeit hinter sich. Im Vergleich zu 2023 brach der Absatz dieses Jahr um fast die Hälfte auf 200.000 Wärmepumpen ein. Große Hersteller wie Vaillant und Stiebel Eltron kündigten Stellenstreichungen an. Das war auch eine Folge des heftigen Streits um das Gebäudeenergiegesetz. Viele Immobilienbesitzende bauten sich danach neue fossile Heizungen ein, während die Grünen die ökologischen Geräte empfahlen.

Neubauten nicht das Problem

Andererseits handelt es sich jetzt um eine Normalisierung. Denn der gesamte Heizungsmarkt wird 2024 wohl um die Hälfte schrumpfen. Das dürfte auch eine Folge des Abklingens der Energiepreis-Inflation sein.

Bei den Neubauten haben sich die Wärmepumpen mittlerweile durchgesetzt. Dort liegt ihr Anteil bei über 50 Prozent. Bezogen auf den gesamten Gebäudebestand sind es aber weniger als 10 Prozent. Und der Zuwachs ist derzeit so bescheiden, dass das von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ausgegebene Jahresziel von 500.000 neuen Wärmepumpen in weiter Ferne liegt. Folglich sinkt auch der CO2-Ausstoß des deutschen Gebäudesektors momentan zu langsam, um die Erreichung der hiesigen Klimaziele realistisch erscheinen zu lassen.

Und wie es auf dieser Strecke weitergeht, ist unklar. Martin Sabel, der Geschäftsführer des Wärmepumpen-Verbandes, bezeichnete es als „fatal“, sollten sich die Rahmenbedingungen verschlechtern. Was durchaus möglich erscheint: Wenn die Union den nächsten Bundeskanzler stellt, könnten die Klimaziele, der CO₂-Preis für fossile Heizungen, die Förderung für ökologische Geräte und die Regeln für ihren Einbau geändert werden.

Gute Förderbedingungen

Diese politische Unsicherheit mag sich in den kommenden Monaten auswirken. Wobei die aktuellen Förderbedingungen für Wärmepumpen durchaus günstig sind. Die Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln erreichen in vielen Fällen die Hälfte der Investitionskosten. Dadurch werden Wärmepumpen zu einer konkurrenzfähigen Variante, obwohl die Kaufpreise teilweise beim Dreifachen im Vergleich zu Gasheizungen liegen.

Unklar erscheint ferner, wie sich die übrigen Techniken weiterentwickeln, die später fossile Hausheizungen ersetzen sollen, etwa die Fernwärme. Diese Lösung für größere Gebiete steht in Konkurrenz zu den individuell eingebauten Wärmepumpen. Viele Immobilieneigentümer werden die Investition aufschieben, bis klar ist, ob die jeweilige Kommune tatsächlich Fernwärme anbieten kann.

Optimistisch gab sich der Wärmepumpen-Verband jedoch hinsichtlich der Wartezeiten beim Einbau. Während diese Anfang des Jahres teilweise noch bei einigen Monaten gelegen hätten, könnten Hausbesitzende nun damit rechnen, dass die neue Anlage nach wenigen Wochen installiert sei. Die Handwerksbetriebe hätten sich mittlerweile auf die Nachfrage eingestellt, erklärte Geschäftsführer Sabel.

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12 Kommentare

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  • Zum Thema Fernwärme: In der Tat gilt es abzuwarten, ob ein Netz geplant und ein Anschluss erzwungen werden soll. Die Naivität voriger Kommentatoren, es gäbe keinen Zwang, teile ich nicht. Schließlich wurde ja auch die Wärmepumpe per Dekret zum Non-plus-Ultra erklärt.



    Zur Wärmepumpe: Erstens ist in dem Artikel wieder mal fehlerhaft beschrieben, Wärmepumpen mit Ökostrom emittierten kein CO2. Das ist nicht korrekt. Ich habe für mein Haus berechnet, dass eine Wärmepumpe den CO2-Ausstoß bei Anwendung des deutschen Strommixes nur um 1/3 senken würde, bei Ökostrom um 90%. Es verbleiben aber Emissionen. Soviel wissenschaftliches Niveau kann man von akademisch gebildeten Journalisten erwarten.



    Was niemand mehr bemerkt: Unter Nutzung einer realistischen Wärmezahl liegen meine Heizkosten aktuell bei Gas bei 1.350€ p.a., bei einer ökostrombetriebenen Wärmepumpe bei 1.400€ p.a.!!!



    Eine Investition von ca.15.000 €, KEINE Einsparungen beim Heizen und die Wahrscheinlichkeit einer Erneuerung der Anlage nach spätestens 20 Jahren im Vergleich zu 25-30 Jahren Lebensdauer bei einer "einfachen" Gastherme?



    Wärmepumpen müssen sich rechnen! Und zwar nicht erst "progrostiziert" ab übermorgen.

  • Klingt gut, jetzt müsste das Handwerk mir nur noch erklären, warum ein Outdoorventilator soviel teurer sein muss.

  • Jede Medaille hat zwei Seiten

    Eine Wärmepumpe ist eine Bereicherung im Energiewandel, ein Allheilmittel ist sie trotzdem nicht. Im Winter steht gar nicht genug sauberer Strom zur Verfügung, um die Wärmepumpen alle mit Ökostrom zu betreiben. Und wenn der Strom aus Kohle, Öl oder Gas gewonnen wird, ist der Vorteil der Wärmepumpe dahin, selbst bei einer JAZ von 4. Das kann ihnen jeder Energieberater ausrechnen.

  • Die derzeit bestehende Unsicherheit hat eine ganz andere Ursache. Niemand kann heute ausschließen, dass es später einen Anschlusszwang bei einem Fernwärmenetz geben wird. Die Investition in eine Wärmepumpe würde sich dann niemals amortisieren. Es bräuchte daher frühzeitig bindende Regeln über den Bestandschutz der Geräte.

    • @DiMa:

      Anschlußzwang? Nein, wirklich nicht. Höchstens bei öffentlichen Gebäuden; Steuersäckel finanziert!



      Wer jetzt eine Wärmepumpe einbaut, dem wird sie auch nicht mehr weggenommen. Ganz sicher nicht. Günstiger ist sie alle mal als alle Fernwärmeversorgungen und bietet zudem Unabhängigkeit.

    • @DiMa:

      Also im Ernst: Einen Anschlusszwang für irgendwas gab es noch nie. Und den wird es ganz sicher nicht für Fernwärme geben. Viele Gebiete und Gemeinden sind auch überhaupt nicht anschlussfähig, siehe Westpol vom letzten Sonntag, Vergleich Kamp-Lintfort und Rheinberg.

      • @Jelli:

        Das stimmt so nicht. Es ist durchaus möglich, seitens der Kommune einen sog. Anschluss- und Benutzungszwang festzulegen für Fernwärme, weil sich Fernwärme nur lohnt wenn viele/alle Haushalte angeschlossen werden.



        Ob das aber auch für Bestandssituationen festsetzbar wäre, weiß ich nicht. Ich vermute, dass hier ein Bestandsschutz greift.

      • @Jelli:

        Beispiele für Anschluss- und Nutzungszwang: Wasser- und Abwasser, Abfall und Straßenreinigung.

        Eine Rechtsgrundlage für den Anschluss- und Nutzungszwang im Bereich der Fernwärme gibt es mit § 16 EEWärmeG bereits (siehe dejure.org/gesetze/EEWaermeG/16.html).

        Aber wenn man hinter dem Mond lebt, dann gibt es auch sicher keinen Anschlusszwang. Da braucht man sich dann auch keine Gedanken machen.

      • @Jelli:

        Trinkwasser? Kanalisation? Müllentsorgung?



        Und auch bei Fernwärme kann es einen Anschlusszwang geben.

        • @Der dreckich Katz:

          Wird es aber nicht!



          Anschlußzwang macht nur dann Sinn, wenn ein Wärmepumpen- und Solarschwarm in das Netz einspeisen kann. Analog dem Stromnetz. Dann spart der Betreiber an Invest für Kraftwerksleistung und er muß Einspeisevergütung zahlen. Derzeit schaffen das viele Fernwärmeversorger nicht, da sie ihr Netz nicht durchgängig dynamisch regeln können. Das wird aber kommen. Wer dann einen steuerbaren Wärmeerzeuger hat wird sicherlich gerne mit finanziellen Vorteilen angelockt werden. Also keine Bange vor dem F- und N-Netz.



          Alle anderen Netzzwänge lassen sich mit sparsamer Verwendung auf Sparflamme halten. Das kostet dann weniger als bisher. Bei Nachweis auf Entbehrlichkeit könnte dann auch dagegen geklagt werden, wenn die Kosten dafür überdurchschnittlich zu hoch sind. Das sind sie beinahe bereits haute.

        • @Der dreckich Katz:

          Ist aber sehr, sehr unwahrscheinlich. Da steigt eher die Erderwärmung um 3 Grad.

      • @Jelli:

        Jetzt wird im Hinblick auf Wärmepumpen das Schreckensgespenst der ggfs. unionsgeführten BR an di Wand gemalt. Was für ein Quatsch! Ich habe meine Wärmepumpe mit einer guten Förderung von Herrn Altmaier eingebaut. Habeck hat nach Amtsantritt erstmal alle Förderungen gestrichen und viel zu lange gebraucht das neue Programm aufzulegen. Dann hat er ein völlig vermurkstes Gesetz vorgelegt. In der Folge hatten die Heizungsbauer Rekordumsätze - beim Verkauf von Gasheizungen.



        Robert Habeck zieht jetzt durch die Talkshows und sagt: "Ich habe in den vergangenen Jahren viel dazugelernt."



        Aber wer von uns wollte denn einen Lehrling als Wirtschaftsminister? Jetzt will er Kanzler lernen... . Wohlmöglich ist das für ihn einfacher, denn er ist ein Kommunikationstalent (im Gegensatz zum jetzigen Kanzler).



        Aber von Wirtschaft hatte er keine/wenig Ahnung. Das ist nicht sein Metier. Normalerweise ja auch nicht schlimm - aber dann sollte Einer nicht Wirtschaftsminister werden!