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Flugausfälle in Hamburg und DüsseldorfLetzte Generation klebt an Flughäfen

Klima-Ak­ti­vis­t:in­nen haben Start- und Landebahnen an Flughäfen in Hamburg und Düsseldorf blockiert. Der Verkehrsminister Volker Wissing schimpft.

Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen der Letzten Generation am 13. Juli auf dem Rollfeld des Hamburger Flughafens Foto: Bodo Marks/dpa

Berlin taz | Endlich Schulferien, die Koffer sind gepackt, die Vorfreude auf den Urlaub ist groß. Doch dann wird der Flug gestrichen: Am Hamburger Flughafen haben Ak­ti­vis­t:in­nen der Gruppe Letzte Generation am Donnerstagmorgen zum Schulferienbeginn die Rollfelder blockiert. Auch in Düsseldorf haben Ak­ti­vis­t:in­nen den Flugverkehr gestört.

Mitglieder der Letzten Generation hatten den Sicherheitszaun des Hamburger Flughafens an vier Stellen durchtrennt, um mit Fahrrädern auf das Fluggelände zu gelangen. Dort klebten sich um 6 Uhr morgens acht Ak­ti­vis­t:in­nen an vier Stellen auf dem Rollfeld fest, um den Zugang zu den Start- und Landebahnen zu blockieren. Um 6.10 Uhr wurde aus Sicherheitsgründen der gesamte Flugbetrieb am Hamburg Airport eingestellt.

Wie die Bundespolizeidirektion Hannover der taz mitteilte, wurden die Ak­ti­vis­t:in­nen mit Trennschleifern von Einsatzkräften wieder losgelöst, dabei wurde auch der Fahrweg beschädigt. Die Polizei nahm die Mitglieder der Letzten Generation in Gewahrsam und übergab sie der Landespolizei. Die Protestaktion werde strafrechtlich verfolgt.

Nach Angaben des Hamburger Flughafenbetreibers wurde der Flugbetrieb nach 4 Stunden wiederaufgenommen. Bis zur Mittagszeit wurden 22 Ankünfte und 28 Abflüge gestrichen, 10 ankommende Flugzeuge wurden zu anderen Flughäfen umgeleitet. Der Flugverkehr sei durch die Protestaktion den ganzen Tag weiterhin eingeschränkt. Eigentlich seien 330 Starts und Landungen mit 50.000 Passagieren für den Ferienbeginn in Hamburg geplant gewesen.

Zur gleichen Zeit hatten sich Ak­ti­vis­t:in­nen der Letzten Generation auf dem Düsseldorfer Flughafen festgeklebt. Nachdem Bundes- und Landespolizei die Protestierenden losgelöst hatten, wurde dort um 7.30 Uhr die Nordbahn wieder freigegeben. Es sei aber weiterhin zu Verspätungen im Flugverkehr gekommen, berichtete der Flughafen Düsseldorf.

Letzte Generation kritisiert die Subvention der Luftfahrt

Auf Twitter teilten die Ak­ti­vis­t:in­nen in Hamburg mit: „Wir protestieren gegen die Planlosigkeit und den Gesetzesbruch der Regierung in der Klimakrise.“ Die Bundesregierung breche ihr eigenes Klimaschutzgesetz und habe keine Strategie, um die Klimaschutzziele bis 2030 zu erreichen, begründete ein Sprecher der Letzten Generation die Protestaktion gegenüber der taz.

Die Kli­ma­ak­ti­vis­t:inn­en kritisieren, dass es keine Kerosinsteuer und eine verringerte Mehrwertsteuer für Flüge gebe und der Luftfahrtsektor dadurch massiv staatlich subventioniert werde. „Vor dem Hintergrund der zunehmenden Hitzetoten sehen wir uns in der Verantwortung, weiter zu protestieren und für die Sicherheit der Menschen einzustehen“, sagte der Sprecher.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) kritisierte die Aktion scharf. Dem Nachrichtenportal t-online sagt er: „Diese gefährlichen Eingriffe in den Verkehr müssen ein Ende haben.“ Die Aktionen der Ak­ti­vis­t:in­nen seien „kein Klimaschutz, sondern Kriminalität“.

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9 Kommentare

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  • Wenn man die Berichterstattung so betrachtet, werden allzu gerne die Protestgründe und Fakten ausgeblendet. Schön vom eigentlichen Problem ablenken.



    Mensch verdrängt gerne.



    Auch Journalisten geht es nicht anders.



    Bei manchem ist es aber auch Kalkül.



    Der CO2 Preis muss endlich her und gem. Umweltfolgen hoch bepreist werden.



    Dann ist endlich Schluss mit diesem Wahnsinn.

  • Zugegeben, D'dorf und Hamburg machen etwas mehr her, aber die Hoffnung auf ein drittes Sit-in lag genau dazwischen. Hannover ist glaub ich der einzige Airport in Deutschland ohne Nachtflugverbot, ist sozusagen sein Selling Point, de facto aber Überlebensstrategie, so das Argument. Kann sich jemand vorstellen was das heißt? In der Ferienzeit? Bei Hitzewellen? Finde es sensationell das sowas überhaupt möglich ist und ich will wirklich niemanden animieren, schon gar nicht sich in Gefahr zu bringen, aber für mich gibt's keine besseren Ziele als Flughäfen. Da geht's nicht nur um das, was dem Klima seinen Rest gibt sondern auch viel direkter, unmittelbarer und physischer der ganzen Umwelt, das ist Lärmterror. Und mithin eine Form andauernder Körperverletzung und Tierquälerei. Wohlgemerkt, Wildtiere können keine Fenster schließen und wenn so'ne Boeing dir das Dach abräumt, bringt dir das auch nicht viel. Eine Flughafendichte wie diese in einem so kleinen und dichtbesiedelten Land ist Ausdruck unglaublicher Dummheit, Rücksichtslosigkeit und Unkultiviertheit, verdient kein Mitleid.

  • Aus dem Archiv der taz über eine Aktivistin, die Castoren blockierte, aber nicht unkritisch als Eichhörnchen unterwegs war, wenn es um die Frage ging, wen das trifft.



    Mehrere Dekaden Protestkultur und ziviler Ungehorsam haben auch Einige zum Mit- und Umdenken gebracht. Selbst die BR hatte die Signale nach Fukushima verstanden.



    //



    "Umweltaktivistin über Klimawandel



    :„Früher wurden wir belächelt“



    Ziviler Ungehorsam ist okay, findet Cécile Lecomte. Er müsse aber abgewogen werden, wer durch welche Aktion eingeschränkt wird....



    Es schockt mich schon: Als ich in den 1990er-Jahren anfing mit politischem Aktivismus, habe ich nicht geglaubt, dass es meine Generation schon so hart treffen würde. Das ist mir erstmals bei der Trockenheit 2003 wirklich klar geworden und umso mehr in den letzten Jahren. Aber es macht mich auch wütend: Damals wurden wir als Um­welt­ak­ti­vis­t*in­nen belächelt. Jetzt trifft genau das ein, was wir immer gesagt haben."



    //



    taz.de/Umweltaktiv...mawandel/!5815091/

  • „… Verkehrsminister Volker Wissing schimpft.“

    Getroffener Hund bellt.

  • was kostet der Einsatz der Sicherheitskräfte? Welche Kosten sind dem Flughafen entstanden und den Airlines?



    Wer kommt dafür auf?



    Doch nicht etwa die Personen die es verursacht haben?

  • Der Effekt ist verpufft. Ist wie beim Wein ein Glas oder auch zwei ist gut aber danach kommen die Kopfschmerzen. Die erreichen inzwischen genau das Gegenteil - langsam aber sicher macht sich bei dem Wort Klima eine Abwehrhaltung breit. Als ein Mensch der im Vertrieb arbeitet kann ich nur sagen ganz schlechtes Marketing Management.

    • @Stefan Wolf:

      Ja, leider sind diese Aktionen dem Klimaschutz nicht dienlich. Zumindest spüre ich das in meinem Arbeitsalltag .

    • 4G
      49732 (Profil gelöscht)
      @Stefan Wolf:

      Dito. Die LG schaukelt das ganze Thema auf und mobilisieren die Klimaleugner. Die können nur verlieren.

  • Es musste sogar ein Flieger im Landeanflug wieder durchstarten. Die naechste Stufe ist dann Notlandung/Flugzeugabsturtz.



    Wenn man sich ueberlegt, was auf einen Drohnenpiloten zukommt, der die Luftsperrzone um einen Flughafen auch nur kurzzeitig verletzt, kann fuer das Verhalten in Hamburg eigentlich nur Knast bei rauskommen. Aber man weiss ja nie.