Flüchtlinge vor Libyens Küste: 22 Menschen sterben im Mittelmeer
61 weitere Flüchtlinge wurden lebend von Libyens Küstenwache geborgen. Das Mittelmeer ist eine der tödlichsten Routen für Menschen auf der Flucht.
GENF afp | Bei einem erneuten Unglück vor der libyschen Küste sind nach Angaben der Vereinten Nationen 22 Menschen ums Leben gekommen. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) erklärte am Dienstag, die libysche Küstenwache habe 61 Überlebende von einem Schlauchboot gerettet, das sich bereits seit neun Tagen im Mittelmeer befunden habe.
„Nach Angaben der Überlebenden starben während der Reise 22 Migranten, alle aus Mali“, sagte IOM-Sprecherin Safa Msehli. Die Todesopfer seien demnach ertrunken oder verdurstet. „Unter den Toten sind drei Kinder.“
Einige der Überlebenden seien in einem sehr schlechten Gesundheitszustand geborgen und in Krankenhäuser gebracht worden, sagte Msehli. Die anderen Überlebenden wurden in ein libysches Haftzentrum für Migranten eingeliefert. Die Flüchtlingsgruppe war demnach am 22. Juni in der libyschen Hafenstadt Suwara nahe der Grenze zu Tunesien ins Meer gestochen.
Die Überquerung des zentralen Mittelmeers gilt als eine der weltweit tödlichsten Routen für Migrant:innen und Geflüchtete. Dennoch wagen jährlich Zehntausende auf oft kaum seetüchtigen Booten in der Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa die Überfahrt. Knapp 2000 Menschen kamen nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration im vergangenen Jahr beim Versuch einer Überfahrt ums Leben oder gelten als vermisst.
Leser*innenkommentare
VanessaH
Der Weg durch die unerbittliche Sahara, der für viele vor der Überfahrt nach Europa steht, soll noch weitaus gefährlicher und tötlicher sein. Leider hört man so gut wie nichts darüber, weil kaum ein Aktivist sein Leben riskieren würde um den Geflüchteten dort zu helfen, wo sie am dringendsten Hilfe brauchen.
Winnetaz
Seenotrettung ist lebenswichtig. Da müssen die Anrainerstaaten ihrer Verantwortung nachkommen. Libyen scheint das inzwischen wenigstens halbwegs hinzukriegen, natürlich mit viel Verbesserungspotential. Bei Verletzung von Menschenrechten dürfen wir nicht wegschauen. Von Europa aus von oben herab zu dirigieren wäre aber herablassend, ja geradezu paternalistisch, ein Rückfall in koloniale Denkmuster. Das sind eigenständige, souveräne Staaten - und schon seit mehreren Generationen keine Kolonien mehr.