Flucht über den Ärmelkanal: Über 45.000 Bootsflüchtlinge

In Großbritannien wurde 2022 eine Rekordzahl an Bootsmigranten verzeichnet – obwohl die konservative Regierung genau das verhindern wollte.

Männer mit einem schlauchboot

Dover: Kleine Boote, mit denen mutmaßliche Migranten den Ärmelkanal überqueren, werden im Hafen dokumentiert Foto: Gareth Fuller/dpa

BERLIN taz | Das Vereinigte Königreich hat im vergangenen Jahr erneut eine Rekordzahl an Bootsmigranten verzeichnet. Wie der britische TV-Sender Sky News am Sonntag unter Berufung auf Statistiken des Innenministeriums meldete, belief sich die Zahl der Menschen, die in kleinen Booten erfolgreich den Ärmelkanal aus Frankreich an die englische Südküste überquerten, im Jahr 2022 auf mindestens 45.728 Menschen. Das sind über 17.000 mehr als im Vorjahr, als 28.536 gezählt wurden.

Bootsflüchtlinge, die britische Gewässer erreichen, werden im Regelfall von der britischen Küstenwache geborgen und an Land gebracht, wo sie in Sammelunterkünfte gebracht und ins Asylverfahren aufgenommen werden. Eine unbekannte zusätzliche Zahl erreicht die Küsten selbständig und taucht unter. 2022 war Albanien eines der wichtigsten Herkunftsländer.

Die konservative Regierung hat trotz zahlreicher Ankündigungen die rapide Zunahme der Anlandungen nicht stoppen können. Ein unter Premierminister Boris Johnson beschlossenes Vorhaben, sie ohne Prüfung eines Asylantrags nach Ruanda auszufliegen, wurde bislang aufgrund von juristischen Einwänden ebensowenig umgesetzt wie die Idee, Flüchtlinge gleich im Meer zu stoppen und zurück nach Frankreich zu schicken.

Für die Regierung des seit Oktober regierenden Premierminister Rishi Sunak gilt die steigende Zahl der Bootsflüchtlinge als Problem, weil es zunehmend ihre Umfragewerte belastet. In einer neuen Umfrage steht ein Stopp der Bootseinreisen ganz oben auf der politischen Wunschliste von Wählern der regierenden Konservativen für das Jahr 2023. Bei allen Befragten insgesamt steht das Thema auf Platz 3 nach einer Verbesserung des Gesundheitswesens und der Bekämpfung der Inflationskrise.

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