Flucht über den Ärmelkanal: Tote nach Bootsunglück

Mindestens vier Menschen starben beim Versuch, nach Großbritannien überzusetzen. Rishi Sunak verspricht verstärkte Maßnahmen gegen Einwanderung.

Ein kaputtes Schlauchboot an einem Strand

Die Reste eines Schlauchbootes am 14. Dezember nahe Calais Foto: Pascal Rossignol/reuters

LONDON taz | Mindestens vier Tote und 43 gerettete Menschen. Dies ist die bisherige Bilanz eines tragischen Bootsunglücks in den frühen Morgenstunden am Mittwoch vor der Küste Englands. Gegen drei Uhr morgens soll ein Schlauchboot mit Personen, die auf diese Weise versuchten, von Frankreich nach Großbritannien zu gelangen, in Seenot geraten sein.

Das Boot begann zu sinken. Am Rettungsversuch beteiligten sich britische und französische Hubschrauber, Rettungsboote, die britische Marine, aber auch Fischerboote, die sich in der unmittelbaren Nähe aufhielten. Laut unbestätigten Angaben sind unter den Geflüchteten Kinder und Familien.

Der Direktor des britischen Roten Kreuzes, Alex Fraser, gab an, dass Überquerungen unter diesen Bedingungen ein klares Zeichen der Verzweiflung seien: Obwohl es letzte Nacht bitterkalt war, haben es die Menschen auf dem Schlauchboot dennoch versucht. Nikolai Posner von der französischen Hilfsorganisation „Utopia 56“ forderte die britische Regierung auf, endlich für sichere Einreiserouten für Flüchtlinge zu sorgen.

Die in den vergangenen Jahren zunehmenden Überquerungen sind in Großbritannien zu einem explosiven politischen Thema geworden. Im Jahr 2022 versuchten es bereits über 40.000 Menschen. Stimmen aus dem rechten politischen Spektrum Großbritanniens sehen in den Maßnahmen gegen solche Überquerungen ein noch offenes Brexit-Versprechen: die völlige Kontrolle über die britischen Grenzen.

Sunak befürwortet Abschiebungen

Erst am Dienstag hatte Premierminister Rishi Sunak verstärkte Maßnahmen gegen illegale Einwanderung versprochen. Niemand, der illegal ins Land gereist sei, solle ein Recht auf einen Verbleib haben, sagte er. Der Plan der Regierung, auf nicht rechtlichem Weg ins Land eingereiste Menschen ins ostafrikanische Land Ruanda abzuschieben, untersteht derzeit einer richterlichen Prüfung.

Sowohl der Premierminister Sunak als auch seine Innenministerin Suella Braverman befürworten diese Abschiebungen. Beide Politiker stammen aus Familien, die in den 1960er Jahren nach England einwanderten. Braverman bezeichnete diese Ausweisungen sogar als ihren größten Traum.

Sie kündigte am Mittwoch unter anderem eine neue Einheit mit verdoppelten Arbeitskräften an sowie mehr Patrouillen in der Nähe Frankreichs. Sie gab Hoffnung auf neue, sichere und erweiterte Einreiserouten.

Vor einem Jahr bereits waren auf dem Ärmelkanal bei einem Unglück mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen, als ihr Schlauchboot sank. Während am Mittwochmorgen die Rettungsversuche der Behörden schnell begannen, sollen sich damals französische und britische Behörden gegenseitig die Verantwortung zugeschoben und lange nichts getan haben. Als die Rettung schließlich kam, war es für die meisten zu spät.

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