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Fleischalternativen steigenMehr Erbsen-Burger und vegane Wurst

Noch ist es eine Nische im Lebensmittelhandel – doch die Nachfrage nach Fleischersatz kurbelt die Produktion an.

Fleischalternativen sind beliebt, zum Beispiel Schnitzelbrötchen aus Soja Foto: Sebastian Kahnert

Berlin/taz | Die Nachfrage und Produktion von Fleisch­ersatzprodukten in Deutschland steigt. Das zeigt eine am Donnerstag veröffentliche Erhebung des Statistischen Bundesamts. Demnach nahm die Herstellung 2023 um 16,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. In den vergangenen fünf Jahren verdoppelte sich die Produktion von Veggie-Wurst, Soja-Burgerbratlingen und Hack auf Erbsenbasis.

Insgesamt rund 121.600 Tonnen Fleisch­ersatzprodukte produzierten Unternehmen in Deutschland 2023. Im Jahr zuvor waren es noch 104.300 Tonnen gewesen. Der größte Hersteller von Ersatzprodukten in Deutschland ist die als Fleisch- und Wurstproduzent bekannte Firma Rügenwalder Mühle.

Denn auch wenn der Fleischkonsum pro Kopf in Deutschland seit Jahren sinkt – zuletzt war es vorläufigen Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zufolge mit 51,6 Kilogramm Fleisch pro Kopf und Jahr ein neuer Tiefstand – der Markt für Fleisch ist noch deutlich größer. Im vergangenem Jahr erzeugten Schlachtunternehmen hierzulande 6,8 Millionen Tonnen Fleisch.

Umweltbewusste Konsumentscheidung

Claudius Grehl vom Umweltbundesamt (UBA) begrüßt den Trend zum Fleischersatz. Die Studienlage zeige sehr deutlich, dass fleischfreie Alternativen die Umwelt weniger stark belasten. Das sei auch bei den Kon­su­men­t*i­nnen angekommen, die Alternativen nachfragen.

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„Vergleicht man einen Bratling aus Erbsen, Soja und Tierfleisch, dann zeigt sich, dass besonders Treibhausgasemissionen und Anbaufläche bei den tierfreien Produkten reduziert werden“, sagt Grehl. Es sei umweltschonender, Anbauprodukte, wie Weizen oder Soja, direkt dem Menschen zuzuführen, als sie an die Nutztiere zu verfüttern.

Auch Greenpeace begrüßt den Trend zur fleischfreien Ernährung. Ersatzprodukte, gerade auf rein pflanzlicher Basis, können Menschen dabei unterstützen, ihre Ernährungsgewohnheiten zu verändern, sagt die Sprecherin Stephanie Toewe-Rimkeit.

Jedoch warnt sie vor einem übermäßigen Konsum von Ersatzprodukten. Das seien oft hochverarbeitete Produkte mit einer langen Zutatenliste. „Man sollte also nicht jedes tierische Produkt durch ein hoch verarbeitetes Ersatzprodukt ersetzen, sondern generell mehr frisches Gemüse und Obst zubereiten.“ Besonders wichtig sei das, wenn man aus gesundheitlichen Gründen auf eine tierfreie Ernährung umstellen möchte.

Der Preis spielt eine entscheidende Rolle

Weitere Gründe für die steigende Beliebtheit von vegetarischen und veganen Alternativen sind laut dem Ernährungsreport 2023 des Bundesagrarministeriums ein zunehmendes Bewusstsein für die Umwelt und Tierleid.

Laut einer Preisstudie des Verbandes ProVeg sind pflanzliche Alternativprodukte außerdem lange deutlich teurer gewesen als ihre tierischen Pendants. Nachdem Supermarktfilialen sie zu einem billigeren Preis angeboten hatten, stiegen die Verkäufe. Damit bestätigt sich für ProVeg, dass Supermärkte entscheidend zur Nachfragesteigerung beitragen können.

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7 Kommentare

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  • Ich ernähre mich seit ca. 10 Jahren vegan und freue mich, dass meine Thesen von damals sich tatsächlich bewahrheiten:

    1.) Der Geschmack von Fleischprodukten basiert hauptsächlich auf den über lange Zeit entwickelten Gewürzmischungen. Wenn traditionelle Fleischhersteller Ersatzprodukte herstellen, schmecken die genauso gut.

    2.) Im großen Maßstab lassen sich Ersatzprodukte günstiger herstellen als Fleischprodukte.

    3.) Wenn im Laden Ersatzprodukte 1. erfüllen und aufgrund von 2. günstiger werden, werden sie schon alleine deswegen vermehrt gekauft.

    Offenbar sind wir jetzt an der Schwelle, dass dieser Mechanismus zu greifen beginnt. Ich hoffe, dass er sich weiter verstärkt.

    • @Biks:

      Kein Widerspruch, sondern lediglich meine Sichtweise:



      Ich esse im Jahr ca. 8 kg Fleisch, und das mit einem guten Gefühl.



      Der Hof, bei dem ich es kaufe, nennt sich berechtigterweise Permakulturhof, und er würde ohne Tiere nicht funktionieren.



      Wenn man die Weiden mit denen anderer Bauern vergleicht, sieht man, was Diversität ist. Dort kann man lernen, was gesunder Boden bedeutet. Weiterhin werden keinerlei



      Futtermittel zugekauft, Medikamente, Dünger und ..izide werden nicht gebraucht, den Tieren gehts prächtig, und das sieht man deutlich an ihrem Verhalten.



      Es funktioniert nur zusammen mit Tieren, aber man muss sich schon mal etwas eingehender damit beschäftigen, um es zu verstehen.



      Von hochverarbeiteten Lebensmitteln halte ich persönlich nicht viel, so natürlich wie möglich wird bevorzugt.



      Einen eigenen Garten konnten wir uns leisten, das Weglassen von überdimensionierten Gehhilfen, Fernreisen und dem Nachlaufen des neuesten Modediktats war für uns kein Verzicht, sondern eher Befreiung.

  • „Man sollte also nicht jedes tierische Produkt durch ein hoch verarbeitetes Ersatzprodukt ersetzen, sondern generell mehr frisches Gemüse und Obst zubereiten.“

    Danke, das hört man leider viel zu selten. Wenn ich kein Fleisch koche, dann brauche ich keine vegane Wurst, die so aussieht wie Fleisch und sich so beissen lässt wie Fleisch und niemand weiss, wie und mit was die produziert wurde. Gesund geht anders.

    • @Micha.Khn:

      Ab und zu ein Ersatzprodukt erweitert einfach unseren Speiseplan. Kein Grund diese zu verteufeln. Wer sagt denn dass ich Vegetarier wäre, weil es gesund ist? Ich esse ja auch Süßigkeiten, trinke Cola und esse auch mal gerne eine Tiefkühlpizza. Generell natürlich viel Gemüse und Obst...

  • Das heißt es wird 50 mal so viel Fleisch gegessen wie vegane Ersatzprodukte.

  • Sagen wir's mal so, das ist das Methadon und besser als das Industriefleisch mit seinen vielen negativen Folgen auf Gesundheit, Umwelt und Volkswirtschaft.

    Ich freue mich auf die Zeit, wo es bezahlbare frische Gemüseteller in ausreichend großen Portionen auf allen Speisekarten in mehreren Varianten gibt.

    Mehrwertsteuer bei Fleisch auf 19 %, Umweltschäden voll einpreisen, das wäre ein erster Schritt.

    • @Janix:

      Bei Fleisch aus Massentierhaltung.



      Bei Fleischkonsum aus kleinbäuerlicher Landwirtschaft fördert man die Artenvielfalt, weil diese im Idealfall mit Tier, Pflanze und Boden symbiotisch verzahnt ist. Und das ist besser als jede Pflanzen – Monokultur.