Firmung durch Kardinal Woelki: Kein Vertrauen mehr
Mitglieder einer katholischen Gemeinde in Düsseldorf wollen sich nicht von Rainer Woelki firmen lassen. Dieser sei für sie nicht mehr glaubwürdig.
Das Erzbistum Köln befindet sich seit vielen Monaten in einer tiefen Krise, die sich unter anderem in einer Welle von Kirchenaustritten spiegelt. Woelki hatte ein von ihm selbst in Auftrag gegebenes Missbrauchsgutachten wegen rechtlicher Bedenken lange zurückgehalten. Aber auch seit der Veröffentlichung eines neuen Gutachtens hält die Glaubwürdigkeitskrise an. Zuletzt war Woelki über Wochen damit beschäftigt, die Beförderung eines Pfarrers zu rechtfertigen, der vorher zugegeben hatte, Sex mit einem 17 Jahre alten Sexarbeiter gehabt zu haben.
Eine Firmung ist ein katholisches Ritual, mit dem im Teenager-Alter die Bindung an die Kirche gestärkt werden soll. Woelki will die Firmung dem Brief zufolge am 9. Juni vornehmen. Am 27. Mai soll ein Gespräch mit Mitgliedern des Pfarrgemeinderats und anderen Teilnehmern stattfinden. „Medienvertreter sind dazu von Ihnen nicht erwünscht“, heißt es in dem Brief. „Einen offenen Dialog auf Augenhöhe stellen wir uns anders vor.“
Weiter kritisieren die Unterzeichner: „Wir haben den Eindruck, dass Sie durch dieses Gespräch am 27. Mai und mit der Durchführung der Firmung am 9. Juni den verlorenen Kontakt zur Basis suchen. Das ist nachvollziehbar, aber damit instrumentalisieren Sie die Firmfeier. Das darf nicht sein!“ Nach den Regeln der Kirche könne Woelki auch andere Priester mit der Durchführung der Firmung beauftragen. „Wir empfangen Sie gerne zu einem späteren Zeitpunkt nach dem Tag der Firmung in unserer Gemeinde zum Gespräch – auf Augenhöhe, ohne Vorbedingungen und öffentlich.“
Der Koordinator des Briefes, Peter Barzel, berichtete am Sonntag, 2020 hätten einige Vertreter der Reformbewegung 2.0 aus der Gemeinde ein Gespräch mit Woelki gehabt. „Der Kardinal hat ihnen gesagt, wenn sie meinen würden, dass es so wie zurzeit nicht weitergehe, dann müssten sie eben austreten.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Die Wahrheit
Der erste Schnee
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten