Fifa-WM 2030 auf drei Kontinenten: Bizarre Gigantomanie
Groß, größer, Fußball: Die Fifa unter Gianni Infantino bläst den Fußball zum Giga-Event auf. Wohin soll diese Strategie noch führen?
![Argentinischen Spieler jubeln mit mehreren Weltmeisterpokalen. Argentinischen Spieler jubeln mit mehreren Weltmeisterpokalen.](https://taz.de/picture/6567918/14/Estadio-Monumental-Buenos-Aires-Argentina-Lionel-Messi-team-mates-celebrate-World-Cup-trophies-1.jpeg)
E ins muss man dem Fußballweltverband Fifa lassen: Er weiß, wie man Aufmerksamkeit generiert. Die WM des Jahres 2030, ohnehin ein auf 104 Spiele aufgeblähtes Mega-Event mit 48 Mannschaften, wird nun auf drei Kontinenten ausgetragen, in Südamerika, Afrika und Europa. Geradezu konspirativ verliefen die Absprachen des Fifa-Councils, des Entscheidungsgremiums um Fifa-Präsident Gianni Infantino, im Vorfeld. Die Meldung kam aus dem Nichts, die kritische Öffentlichkeit wurde in strategischer Voraussicht überrumpelt. Die Beteiligten haben dichtgehalten, was den Führungsanspruch Infantinos in diesem Zirkel der Fußballverweser untermauert.
Der Schweizer hat seine Kombattanten offenbar im Griff. Sein Ansinnen, aus der Fußball-Weltmeisterschaft den größten und lukrativsten Zirkus der Welt zu machen, wird stets per Akklamation bewilligt. Infantinos Wachstumsversprechen befeuert eine bizarre Gigantomanie. Der Fußball, der eh schon zum Leidwesen der anderen Sportarten im Mittelpunkt des Interesses steht, soll immer noch spektakulärer und größer werden. Das ist Marketing in der Extremsportvariante, umgesetzt von Funktionären, die nicht nur in Impulsreferaten ausgeben: The sky is the limit.
Im Rausch der Möglichkeiten bringen sie den Fußball an seine Grenze. Wohin soll diese Strategie noch führen? Wann hat die Öffentlichkeit genug von der Fußballisierung des Sports? Fan-Initiativen meinen nun, die Fifa befinde sich in einem „Teufelskreis der Zerstörung“. Das mag übertrieben sein, aber der Weltverband könnte in seiner ständigen Suche nach dem Nonplusultra das Wohlwollen vieler Anhänger verspielen, denn der Kick fußt nun einmal auf Traditionen. Das Fundament, auf dem er steht, wird brüchig, wenn das Einfache, Ursprüngliche und Überschaubare verloren gehen.
Aber was schert das einen Gianni Infantino, der schon den nächsten Coup vorbereitet: die Weltmeisterschaft 2034 in Saudi-Arabien. Es steht dort nicht so gut um die Menschenrechte? Ja mei, wenn der Ball erst rollt, ist das alles schnell vergessen.
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