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Fidel Castro lästert über Obama-Besuch„Honigsüße Worte“

Kubas Ex-Staatschef Fidel Castro spottet in einem Brief über den US-Präsidenten. Das Land brauche „keine Geschenke“ und Obama solle mal „nachdenken“.

Seit Juli 2015 trat Fidel Castro nicht mehr in der Öffentlichkeit auf Foto: reuters

Havanna afp | Eine Woche nach dem historischen Besuch von US-Präsident Barack Obama in Havanna hat Kubas früherer Staatschef Fidel Castro deutliche Vorbehalte gegen den einstigen Erzfeind geäußert. Kuba brauche „keine Geschenke“ der USA, schrieb der 89-jährige Bruder von Präsident Raúl Castro in einem Brief mit dem Titel „Der Bruder Obama“, der am Montag in der Staatszeitung „Granma“ veröffentlicht wurde.

„Dank der Anstrengungen und der Intelligenz unseres Volkes sind wir fähig, Lebensmittel und die materiellen Reichtümer zu produzieren, die wir brauchen“, schrieb der kubanische Revolutionsführer. „Wir haben keinen Bedarf, dass uns das Empire irgendwelche Geschenke macht.“ In dem Brief spottete Castro zudem über die „honigsüßen Worte“ Obamas während seines Besuchs auf der Insel.

„Beim Hören der Worte des amerikanischen Präsidenten riskierte man, einen Infarkt zu erleiden“, schrieb Castro. Er rief eine lange Reihe von Konfliktpunkten zwischen Kuba und den USA in Erinnerung. Obama hatte in der vergangenen Woche in Havanna dazu aufgerufen, die Konflikte des Kalten Krieges hinter sich zulassen, und für Freiheit und Demokratie plädiert. Zugleich versicherte er aber, Kuba keinen Wandel aufzwingen zu wollen.

„Mein bescheidener Vorschlag ist, dass er nachdenkt und nicht versucht, Theorien über die kubanische Politik auszuarbeiten“, schrieb Fidel Castro nun mit Blick auf Obama. Der Revolutionsführer hatte im Jahr 2006 die Macht an seinen jüngeren Bruder Raúl abgegeben. Seit Juli 2015 ist er nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten, doch veröffentlichen die Medien regelmäßig Fotos von ihm bei Treffen mit Politikern befreundeter Länder.

Die überraschende Ankündigung seines Bruders Raúl Ende 2014 zur Wiederaufnahme der Beziehungen mit den USA hat Fidel Castro nie öffentlich kritisiert. Doch hat er wiederholt sein Misstrauen gegenüber dem langjährigen Erzfeind geäußert.

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7 Kommentare

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  • na ja, die Revolution in Kuba hat 3 große Siege errungen, die Bildung, die Gesundheit und die Sicherheit gegen Kriminalität. Gleichzeitig hat diese Revolution 3 Niederlagen erlitten, das Frühstück, das Mittag und das Abendessen. (So sagen mir bekannte Kubaner) Keine Frage der Kommunismus in Kuba ist am Ende. Die Landwirtschaft in diesen sehr fruchtbaren tropischen und relativ dünn besiedelten Land ernährt nur noch 25% der Kubaner. Die Wohnsituation für sehr viele Kubaner ist unterirdisch... Wenns gut läuft schafft Kuba die Wende unter Erhalt der Siege der Revolution. Zu wünschen wäre es den Menschen

  • 2G
    27741 (Profil gelöscht)

    Mir scheint, der Comandante lebt in seiner eigenen Welt. Was glaubt er denn, wohin die Reise geht. Natürlich in den Kapitalismus. Die Nachkommen der beiden werden schon den Daumen an Zeige- und Mittelfinger reiben.

    • @27741 (Profil gelöscht):

      Jedenfalls ging´s den Kubanern nach der Revolution besser als davor. Und ein besseres Bildungs- und Gesundheitswesen als die Amis haben sie allemal, ganz abgesehen von der ungleich geringeren Kriminalitäts- und Mordrate. So darf ruhig gesagt werden: Kuba mag die ärmere und weniger "demokratische" (sofern man das, was bei den Amis abläuft, überhaupt noch als Demokratie und nicht als Konsumokratie bezeichnen mag) Gesellschaft sein, aber in den wesentlichen Punkten den USA um ein Jahrhundert voraus.

      • 2G
        27741 (Profil gelöscht)
        @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Das mag ja so gewesen sein, wie sie schreiben. Ich möchte aber gerne wissen, wie es mit Kuba weitergeht. Fidel Castro hatte als Comandante 50 Jahre Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, wie der Sozialismus in seinem Land - ohne Hilfe von befreundeten Staaten - weiterbestehen kann, wenn sich die Zeiten einmal ändern. Hat er nie darüber nachgedacht was kommt, wenn es eine Annäherung mit Amerika geben sollte. Nichts auf dieser Welt hat Bestand, soviel Lebensweisheit muss schon sein. Erst recht bei einem Revolutionär der so alt und solange seinem Volk vorgestanden hat. Oder verlange ich da zuviel? Dann sollten wir es aber lassen mit den Versuchen, Sozialismus haben zu wollen. Wenn jetzt der Kapitalismus kommen sollte, ist das Verrat an den Menschen die die ganze Zeit dafür gelebt haben.

        PS: Fidel sagt so, sein Bruder sagt so. Ist Kuba eine Monarchie?

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Wer braucht schon Demokratie, das ist ja nicht wesentlich, solange der Großteil der Bevölkerung Dank panem et circenses ruhig ist, ist es ja in Ordnung, wenn der Rest eingekastelt wird, wenn er aufmuckt.

         

        Was genau sind denn die wesentlichen Punkte? Und was genau ist eine "Konsumokratie", mit der sie das Regime auf Kuba relativieren?

    • @27741 (Profil gelöscht):

      In dieser "eigenen Welt" hat er immerhin:

       

      "wiederholt sein Misstrauen gegenüber dem langjährigen Erzfeind geäußert."

       

      So jemand dürfte jedenfalls mit mehr ratsamer, nüchterner Aufmerksamkeit auf die Sachlage sehen, als so manch Anderer.

  • "... Wieviel Prozent der Bevölkerung denn wohl für die Regierung seien? frage ich noch bang." Etwa dreißig. Das ist natürlich einerseits zu viel für den Scheiß, der hier abläuft, aber andererseits zu wenig, um wirklich was Tolles auf die Beine zu stellen. Außerdem geht dieser Bruch nicht quer durch die Bevölkerung, sondern quer durch jeden Kubaner, allen voran Fidel, denn der ist ja nicht doof. Mit Logik kommst du hier nicht weiter...." nach ´Henry Rowchet´- Morgen ist auch ein Tag, aber zuerst etwas Musik" by

    H.R. POOH´S CORNER S. 195 ;))