Festnahme von Fifa-Funktionären: Blatter leider nicht dabei
Der Fifa droht vor der Präsidentschaftswahl der nächste große Skandal. Schweizer Behörden nahmen in einem Hotel in Zürich sechs Fußball-Funktionäre fest.
Wie das Schweizer Bundesamt für Justiz bestätigte, wurden die Verdächtigen in Auslieferungshaft genommen. Ihnen droht die Abschiebung in die USA. Den namentlich nicht genannten Personen wird von US-Ermittlern Betrug, Erpressung und Geldwäsche vorgeworfen.
Nach Angaben von Schweizer Behörden geht es um Bestechungszahlungen von über 100 Millionen Dollar seit den 90er Jahren. Ein Sprecher des Schweizer Bundesamts für Justiz sagte, das Geld sei von Sportmedien- und Sportvermarktungsunternehmen gekommen.
Als Gegenleistung hätten sie Medien-, Sponsoring- und Vermarktungsrechte an Fußball-Turnieren in den USA und Lateinamerika erhalten. Die Namen der Festgenommenen sollen noch am Mittwoch bekanntgegeben werden.
Die Polizeiaktion wurde am frühen Mittwochmorgen in Zürcher Nobelhotel Bar au Lac vorgenommen. Die Fifa hat sich in einer ersten Reaktion noch nicht zu den Vorwürfen äußern wollen. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur hieß es am Mittwochmorgen lediglich, dass man Kenntnis von entsprechenden Medienberichten habe.
Untersuchung der WM-Vergabe 2022 an Katar
Von der Fifa und ihrem Sepp
Laut New York Times und CNN soll Fifa-Chef Joseph Blatter nicht zu den Beschuldigten gehören. Der 79-Jährige geht als großer Favorit in die Wahl für eine fünfte Amtszeit beim Fifa-Kongress am Freitag.
Einziger Gegenkandidat ist Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien, dem praktisch keine Siegchancen eingeräumt werden. Der Fifa-Kongress soll am Donnerstagnachmittag mit einer Feier in einem Zürcher Theater beginnen.
In den USA laufen seit längerem Untersuchungen des FBI gegen frühere Fifa-Funktionäre. Der ehemalige US-Verbandschef Chuck Blazer und der frühere Blatter-Stellvertreter Jack Warner aus Trinidad und Tobago gehören zu den Beschuldigten in diversen Korruptionsverdachtsfällen. Blazer soll zuletzt mit den US-Behörden kooperiert haben und unter anderem bei den Olympischen Spielen 2012 in London per verstecktem Mikrofon Aufzeichnungen von Funktionärsgesprächen gemacht haben.
Auch die WM-Vergabe 2022 an Katar, bei der der US-Fußballverband im Dezember 2010 überraschend dem Emirat unterlag, wird in den USA weiterhin untersucht. Die internen Fifa-Untersuchungen zu den Korruptionsvorwürfen waren im vergangenen Dezember ergebnislos eingestellt worden. Ermittler Michael Garcia aus den USA trat deswegen wenig später von seinem Posten als Chef der investigativen Einheit der Fifa-Ethikkommission zurück. Um die Veröffentlichung seines Reports wird im Weltverband weiterhin gestritten.
Zuletzt hatte Blatter Vermutungen zurückgewiesen, dass er eine Reise in die USA wegen der dort laufenden Ermittlungen seit längerem bewusst vermeide. Die Anschuldigungen richteten sich nicht gegen ihn, hatte der Schweizer Anfang des Monats betont.
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