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Festnahme in BerlinNeonazi kündigte Amoklauf an

Ein bekannter Neonazi aus Bayern wurde festgenommen. Er habe so viele Ausländer wie möglich töten wollen. Vorerst sitzt er in der Psychatrie.

Dan E. als Redner bei Pegida München Foto: imago
Erik Peter

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Erik Peter aus Berlin

taz | Ein Video auf Tiktok zeigt den nächtlichen Großeinsatz der Polizei in Berlin-Kreuzberg Ende September. Wie nun bekannt wurde, handelte es sich dabei um einen SEK-Einsatz, bei dem der bayerische Neonazis Dan E. in einer Jugendhilfeeinrichtung festgenommen wurde. Wie zunächst der <i>Tagesspiegel</i> berichtet hatte, soll E. zuvor einen Amoklauf angekündigt haben.

Auf Anfrage der taz bestätigte die Berliner Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen E. „wegen des Verdachts der Androhung von Straftaten und des Verstoßes gegen das Waffengesetz“. Der beschuldige Neonazi soll „in einer therapeutischen Einrichtung geäußert haben, dass er, bevor er sich das Leben nehme, noch möglichst viele Ausländer töten wolle“.

Laut Tagesspiegel soll E. geplant haben, sich im Zuge eines Amoklaufs von der Polizei erschießen zu lassen. Im Rahmen der Durchsuchung wurden ein verbotenes Springmesser und Datenträger sichergestellt. E. wurde vorläufig in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht, eine „Begutachtung steht aus“, so die Staatsanwaltschaft.

Bei Dan E. handelt es sich um einen ehemaligen Funktionär des Kreisverbandes Nürnberg der Neonazi-Partei Die Rechte. Er soll seit etwa zwei Jahren in Berlin leben. Ab Mitte der 2010er Jahre ist er als Anmelder des Pegida-Ablegers Nügida und als Redner bei rechtsextremen Veranstaltungen, etwa bei Pegida München, in Erscheinung getreten.

Laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunks hat er dort die Menge auf einen „Systemwechsel“ eingeschworen und Jour­na­lis­t:in­nen damit gedroht, dass sie „wenn die Zeit gekommen ist, in Vergeltung vom Volk auch wieder auf den Marktplatz gestellt“ werden. Auf seiner Brust soll er ein Tattoo der neonazistischen Terrororganisation Combat 18 tragen.

Kontakt mit Berliner Neonazis

Nach taz-Informationen war E. zwischenzeitlich in einem Aussteiger-Programm für Neonazis untergebracht. Auch soll er erfolglos versucht haben, sich linken Gruppen anzuschließen. In den vergangenen Monaten wurde er gleichwohl mehrfach auf Neonazi-Veranstaltungen gesehen. Bilder zeigen ihn etwa auf einer Gegendemo gegen den CSD in Magdeburg Ende August, zu der auch verschiedene neue Neonazi-Gruppen aus Berlin mobilisiert hatten.

Für Kontakte in neonazistischen Kreise spricht auch seine Anwesenheit beim Haftantritt von Julian M. am 1. September vor der JVA Berlin-Hakenfelde. Der Anführer der als gesichert rechtsextrem eingestuften Gruppierung Deutsche Jugend Voran war zuvor aufgrund mehrerer Gewaltdelikte zu einer mehr als dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden.

Ins Visier der Ermittlungsbehörden war E. bereits 2015 geraten. Wenige Tage nach dem Messerattentat eines Rechtsextremisten auf die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker wurde er damals bei einer Razzia gegen Neonazis in Franken wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung festgenommen. Den Neonazis wurde vorgeworfen, illegal im Ausland Sprengstoff beschafft zu haben, insgesamt 78 Kilogramm pyrotechnische Gegenstände, darunter mindestens vier Kugelbomben. Auch eine scharfe Schusswaffe wurde sichergestellt. Geplant hätten sie Angriffe auf zwei Geflüchtetenunterkünfte in Bamberg und auf den antifaschistischen Raum Balthasar.

E. wurde nach wenigen Tagen aus der U-Haft entlassen und nahm bereits kurz darauf an einer Kundgebung der AfD in Nürnberg teil. Als es drei Jahre später vor dem Landgericht Bayreuth zum Prozess kam, waren nur vier der ehemals elf beschuldigten Neonazis angeklagt – E. gehörte nicht dazu. „Es ist im Prozess nicht ersichtlich geworden, warum diese nicht mitangeklagt waren“, schrieb das Fachmagazin Der rechte Rand.

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