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Festival-Veranstalter über Modellprojekt„Eine ziemlich coole Lösung“

Das Wurzelfestival soll dieses Jahr trotz Corona stattfinden. Helfen sollen dabei Corona-Spürhunde, erklärt Veranstalter Björn Oesingmann.

Dank Corona-Spürhunden kann auch das Wurzelfestival stattfinden Foto: dpa
Maxie Römhild
Interview von Maxie Römhild

taz: He rr Oesingmann, trotz Pandemie fand letztes Jahr das Wurzelfestival statt, mit Hygienekonzept. Wie war das?

Gewöhnungsbedürftig. Schön war, dass unsere Gäste sich an alles gehalten haben, ohne zu murren. Uncool war, dass die Genehmigungsbehörden in Deutschland verschiedene Auflagen erlassen haben, was darin gegipfelt ist dass es auf einem Festivalgelände zwei verschiedene Vorgaben der Behörden gab. Darum arbeiten wir jetzt an einem Modellprojekt, damit wir den Behörden eine Entscheidungshilfe geben können.

Wie soll das ablaufen?

Wir haben unser Leitkonzept an die zuständigen Ministerien in Brandenburg geschickt. Dieses Konzept soll dazu dienen, dass wir ein wissenschaftlich begleitetes Modellprojekt durchführen können, um zu sehen, welche Schutzmaßnahmen wie im Pandemiegeschehen wirken, damit die Behörden eine Entscheidungsgrundlage haben. Wir haben ein 7-Stufen-Konzept und wollen vier Testveranstaltungen machen, bei denen wir mit den Sicherheitsstufen variieren. Hinterher messen wir, ob es eine Infektion gab, mittels eines PCR-Tests, sodass wir dann sagen können, welche Schutzstufen zwingend notwendig sind.

Auch andere Veranstalter planen Modellprojekte für den Sommer.

Diese gängigen Hygienekonzepte, wie zum Beispiel die Fusion das anstrebt in diesem Jahr, sind nicht für jeden Veranstalter umsetzbar – rein finanziell nicht. Man muss eine Lösung finden, die für alle bezahlbar ist, auch für kleine Veranstalter. Wir haben in Brandenburg um die 100 Festivals, von denen viele als gemeinnütziger Verein betrieben werden. Diese Festivals fallen durchs Raster.

Sie setzen auf die zusätzliche Testung durch Corona-Spürhunde im Einlassbereich und kooperieren dafür mit einem Pilotprojekt der TiHo Hannover. Was sind die Vorteile?

Die Corona-Schutzhunde sind eine ziemlich coole Lösung. Erstens schlägt der Hund an, bevor der Antigentest überhaupt ein Ergebnis zeigt. Im allerbesten Fall ist es so: Du fährst gesund zu Hause los, infizierst dich unterwegs und der Hund riecht das schon. Man könnte sagen, der Hund ist als erste Stufe mit das Sicherste, was man machen kann. Der Vorteil beim Hund ist auch der, dass du das Gelände gar nicht betrittst. Wenn du ankommst und der Hund riecht an dem Wattestäbchen, womit man bei dir über den Körper gegangen ist, und du bist leider infiziert, dann fällst du schon raus.

Auch finanziell machen Hunde einen Unterschied.

Ein normaler Antigentest kostet so fünf Euro. Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, dass bei uns nur qualifiziertes Personal Tests durchführt. Das heißt wir haben medizinisches Personal auf dem Gelände. Bei uns wird nicht die Barfrau neben dem Bierzapfen schnell mal einen Antigentest machen. Und dann komme ich inklusive Personalkosten auf eine Summe, die nicht so günstig ist wie der Hund.

Im Interview: Björn Oesingmann

ist einer der beiden Gründer des Wurzelfestivals, das in Brandenburg stattfindet.

Wie günstig ist denn der Hund im Vergleich?

Der Hund kostet pro Testung zwei Euro. Da ist der Hund bezahlt und der Mensch mitbezahlt.

Was erhoffen Sie sich von dem Projekt für den Einsatz solcher Hunde über das Festival hinaus?

Derzeit ist es so: Wir stellen ein Amtshilfeersuchen an die Bundeswehr. Also nicht wir als Firma, aber unser Landkreis. Und dann werden die Diensthunde der Bundeswehr bei uns eingesetzt. Da es aber nur acht oder zehn Hunde gibt (ausgebildete Corona-Spürhunde im Dienst der Bundeswehr, Anm. der Red.), ist das keine dauerhafte Lösung. Ziel muss es einfach sein, dass der Einsatz der Hunde bei uns politisch gewollt wird im Land und dass dann private Firmen diese Hunde ausbilden lassen und einsetzen können.

Der erste Termin ist für Juni geplant, aber klar ist noch nicht, ob bis dahin wieder große Veranstaltungen stattfinden dürfen.

Bis 30.5. ist bei uns die Deadline. Wenn jetzt die Ministerien in Brandenburg sagen ‚Der Modellversuch kann erst im Juli starten‘, dann kriegen wir es gebacken, diese vier Veranstaltungen auch im Juli und August durchzuführen. Wir wollen dieses wissenschaftliche Experiment definitiv durchführen.

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