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Faszination der VierschanzentourneeSucht nach dem Fliegen

Die Vierschanzentournee wird wieder ein Millionen-Fernsehpublikum haben. Warum berauschen sich nur so viele Menschen am Skispringen?

Himmlisches Vergnügen: Stefan Kraft aus Österreich bei der Vierschanzentournee in Oberstdorf Foto: Daniel Karmann/dpa

Die ganz große Party fällt dieses Jahr bei der Vierschanzentournee aus. Zum zweiten Mal dürfen wegen der Coronapandemie keine Zuschauer in die vier Stadien. Keine 40.000 in die Oberstdorfer Arena an der Schattenbergschanze, keine 25.000 in Olympiastadion in Garmisch-Partenkirchen, keine 28.000 in den Hexenkessel am Innsbrucker Bergisel und keine 25.000 beim Abschluss in Bischofs­hofen. Das obligatorische ­„Ziiiieeeehhhh“ aus Tausenden Kehlen nach dem Absprung – es wird nicht erschallen. „Schade, dass keine Zuschauer da sein werden“, hat Markus Eisenbichler gesagt, „weil sie immer für eine spezielle und eine besondere Atmosphäre sorgen.“

Die Fans fiebern stattdessen zu Hause vor den Bildschirmen mit. Für die ARD und das ZDF ist die Vierschanzentournee seit vielen Jahren ein Garant für hohe Einschaltquoten. Selbst in schlechten Jahren haben noch 4,4 Millionen Fans Skispringen eingeschaltet. Im vergangenen Jahr haben beim Neujahrsspringen 7,7 Millionen Zuschauer mit den deutschen Adlern mitgefiebert. Insgesamt haben drei der vier Springen die ersten Plätze aller Wintersportübertragungen belegt. Noch vor der vermeintlich liebsten Wintersportart der Deutschen: Biathlon.

Etwa 1.100 Skispringer – vom Schüler bis zum Senior – nehmen mehr oder weniger regelmäßig an Wettkämpfen des Deutschen Skiverbandes teil. Damit bewegt sich die Zahl der Deutschen, die jemals über eine Schanze gesprungen sind, im Promillebereich. Warum übt diese Disziplin dann bei den Massen diese ungeheure Faszination aus?

Auch der ehemalige Bundestrainer Werner Schuster hat für dieses Phänomen keine schlüssige Erklärung. „Vielleicht liegt es daran, dass es einen tiefen Wunsch des Menschen gibt, fliegen zu können“, sagt der Österreicher. „Gerade dieses Unvorstellbare ringt den Menschen enormen Respekt ab.“ Karl Geiger hat eine andere Erklärung parat. „Skispringen ist eine extreme und gefährliche Sportart“, sagt der Athlet, der bei der diesjährigen Tournee neben dem Japaner Ryoyu Kobayashi zu den großen Favoriten zählt. Dessen werde man sich immer wieder bewusst, wenn es mal zu Stürzen kommt. „Es ist nicht ohne“, so Geiger, „es kann sehr viel passieren.“ Damit gibt es eine Parallele zum Motorsport. Auch dieser Sport bezieht einen Teil seiner Faszination aus der Möglichkeit, dass immer ein Unfall passieren kann.

Mehr als Adrenalin

Dabei sind die Abläufe geradezu normiert. Zwischen dem Abdrücken vom Balken bis zum Abschwingen im Auslauf vergehen etwa acht Sekunden. Auf den maximal 105 Metern bis zum Schanzentisch werden die Springer auf etwas mehr als 90 Kilometer pro Stunde beschleunigt, es folgt der aktive Absprung vom Schanzentisch, und dann geht’s ab in die Luft – bis die Gesetze der Physik die Springer wieder zurück auf den Boden holen. Mal früher, mal später. Dazu kommen allerdings noch äußere Einflüsse wie Wind.

„Allein die Kräfte in der Luft zu spüren, ist beeindruckend“, beschreibt Olympiasieger Andreas Wellinger einen Sprung, „das bringt eine Welle an Gefühlen, die durch den Körper schießen.“ Für eines sorgt Adrenalin. Aber auch mehr. „Bei manchen Skispringern, die eine Art Sucht entwickeln, liegt systematisch ein Grundbedürfnis vor“, wird der Sportpsychologe Oskar Handow in „Das Buch vom Skispringen“ (Autor: Volker Kreisl, Verlag die Werkstatt) zitiert, „allerdings hat ein Risikosportler eine gesündere Variante gefunden, damit umzugehen.“

Die Sucht nach dem Fliegen spiegelt sich bei vielen Springern im Privaten wider. Nicht nur Andreas Wellinger macht zurzeit den Flugschein. Auch der Schweizer Simon Ammann besitzt die Lizenz. Thomas Morgenstern, Olympiasieger 2006, hat aus dieser Leidenschaft ein Geschäft gemacht, darf sogar einen Hubschrauber pilotieren. „Es ist die Kombination aus Luft, Leichtigkeit und Gefühl von Freiheit“, beschreibt Wellinger, „das, was wir beim Skispringen genau gleich, aber viel zu kurz haben, kann man in einem Flugzeug noch viel mehr genießen.“ Auch ohne Zuschauer.

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2 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Das sind eben ganz besondere Sportler!



    Auch junge Frauen betreiben das Skispringen,nur dass sie noch nicht von den Flugschanzen ,die Weiten bis zu 250 m erlauben ,sich in die Tiefe stürzen.

    Autorennen sind total langweilig.Dem



    Skifliegen zuzusehen ist sehr interessant.



    Dito Motorradrennen.aufregend, ästhetisch anzusehen,wie die Könner in der Luft oder in den Kurven liegen..

    Ich bewundere diese mutigen Sportler



    Und genauso Bergsteiger,Extremalpinisten,oder die ,die mit Gleitanzügen durch die Kare düsen und dann mit Gleitschirm en auf grünen Wiesen landen.



    Kenne alles selber schon seit der Kindheit,bin über selbstgebaute Schanzen gehüpft ,habe mit Vater und Bruedern die Alpenhütte n besucht via leichter Kletter- und Gletschertouren,jedoch würde ich auf dem Balken einer 100 m Schanze sitzend, mir in die Hose gemacht haben.



    Fliegen mit Hubschrauber und Motorfliegern mit dem Fluggefühl beim Skifliegen zu vergleichen geht m.E.fehl.Mit Gleitschirmfliegen , Segelfliegerei könnte man eher Parallelen ziehen.

  • Keine Ahnung.



    Nicht nur, dass kaum jemand wirklich springt, auch kann sich kaum jemand den Trill in Real vorstellen. Wer hat schon auf einer Schanze gestanden?



    Das geht bei F1 schon etwas leichter, wenn auch völlig daneben.



    Keine Ahnung, warum man Skispringen guckt.



    Und gemäß Artikel, weiss es auch kein anderer.



    Winterloch?