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Fake-Plakate in NiedersachsenGrüne wollen keine Guerilleros

Mit Fake-Plakaten versuchten Aktivisten eine inner-grüne Debatte um die Verkehrswende anzuzetteln. Der Landesverband reagiert mit Anzeigen.

Die aufwendig gefälschten Grünen-Plakate tauchten in mindestens vier Städten auf Foto: Michael Matthey/dpa

Hannover taz | Vor einer Woche tauchten sie auf: Plakate, auf denen Robert Habeck gegen FDP-Verkehrsminister Wissing keilt oder die stellvertretende Ministerpräsidentin Niedersachsens Julia Hamburg verkündet, VW stünde für Verkehrswende.

„Adbusting“ nennen sich solche Aktionen, bei denen Werbebotschaften persifliert werden. Die hochwertig produzierten Plakate sahen denen aus der grünen Landtagswahlkampagne zum Verwechseln ähnlich und tauchten in mehreren Städten auf.

Auch die Webseite des grünen Landesverbandes in Niedersachsen hatten die Initiatoren gekapert, kopiert und unter neuer Adresse mit eigenen Botschaften neu aufgesetzt. Mittlerweile ist sie aber nicht mehr erreichbar.

Angeblich geht es der „Kommunikationsguerilla“, wie sie sich in Pressemitteilungen selber nennt, um die Verkehrswende – und eine Diskussion um „Grüne Werte“.

Die Aktivisten möchten lieber anonym bleiben

Auf einem eigens eingerichteten Pad verkünden die Aktivisten ihre Zielvorstellungen von einem „Starterpaket zur Verkehrswende in Niedersachsen“ zum Diskutieren und Weiterschreiben. Und zumindest der Ortsverband Stade fiel prompt darauf rein und machte mit.

Wichtigste Forderungen: Ein Stopp des Autobahnbaus und ein Umbau von VW – hin zum Produzenten von Bussen, Zügen und Lastenrädern. Anfangs taten sie dabei konsequent so, als handle es sich um Verlautbarungen der Grünen in Niedersachsen – bezogen sich auf Äußerungen von Spitzen-Grünen, tatsächliche, aber auch erfundene Parteibeschlüsse.

Der niedersächsische Landesverband reagierte verschnupft bis empört und erstattete Anzeige gegen Unbekannt, der Staatsschutz ermittelt. Bemerkenswert dünnhäutig, immerhin gab es ähnliche Aktionen in den sozialen Medien auch schon von Grünen.

Hier aber fand man das Segeln unter falscher Flagge unfair. „Wir halten es aber für einen falschen Ansatz, die Menschen im Land mit dieser Kampagne zu täuschen und zu verunsichern. Dadurch verspielt man das Vertrauen in die Politik. Ein produktiver Dialog ist so nicht möglich“, sagte Grünen-Landeschefin Anne Kura der Deutschen-Presse Agentur.

Niemand tauchte auf

Auch von einer Diskussionsveranstaltung in der Grünen Parteizentrale in Hannover, zu der die Aktivisten für Freitagabend eingeladen hatten, will man hier nichts wissen.

„Mit uns hat niemand geredet und wir wissen immer noch nicht, wer sich hinter der Aktion verbirgt“, sagt Pressesprecherin Heike Köhn. „Wir diskutieren gern und offen mit jedem, aber das setzt schon voraus, dass man sich auch zu erkennen gibt.“

Das taten die anonymen Aktivisten auch am Freitagabend aber lieber nicht. Zum angekündigten Termin tauchte vor der dunklen Parteizentrale in der Odeonstraße niemand auf.

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5 Kommentare

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  • Ich finde, Adbusting sollte im Grundgesetzt verankert werden.

    Warum sollte ein Unternehmen [1], nennen wir es mal Adiflaps, vermögens Millionen, die es in Werbung investieren kann, den öffentlichen Raum beherrschen dürfen, und Adelheid Normalbürgerin nicht?

    Das ist eine grausige Schieflage.

    [1] In diesem Kontext zähle ich politische Parteien mal dazu.

    • 9G
      90118 (Profil gelöscht)
      @tomás zerolo:

      Wo kann man hier unterschreiben?

  • Nun ja, ziemlich dünnhäutig. Kann man auch weglächeln. Prinzipiell find ich Adbusting großartig, gerade im Wahlkampf. Was mir an solchen Aktionen heute nicht mehr gefällt, ist das sowas oft so professionell und in sich so bierernst erscheint, dass man kaum mehr weiß, isses nun ein echtes Wahlplakat oder eine Aktion.

    Bei der Masse an Wahlplakaten würd ich an dem da oben wahrscheinlich einfach nur vorbeilaufen. Mir fehlt da das Überzeichnete, das Schwarzhumorige, die eigentliche Botschaft hinter einem augenzwinkernd grellen Aufreger versteckt, den der Spießer nicht versteht. Die gefakten "Gas geben" Plakate mit dem Unfallwagen von Haider zum Beispiel.

    Als das losging mit der totalen Überflutung der Straßen mit Wahlplakaten und den immer inhaltleereren Phrasen darauf, hab ich mit einer Aktiongruppe unzählige Wahlplakte mit selbstgedruckten, knalligen Werbebanderolen zur "Spottbillig/Alles muss rauszum halben Preis/etc...Rabattaktion verschönert. Damit mal wieder jemand hinschaut. Jahre später hab ich dann 2 dieser Plakate in einer Street Art Austellung wieder entdeckt. Auf eine Klage wegen auf Urheberrechtsverletzung hab ich



    gnädigerweise verzichtet.

  • 9G
    90118 (Profil gelöscht)

    Wenn „die Menschen im Land mit dieser Kampagne zu täuschen und zu verunsichern“ als Grund für Strafanzeigen genannt wird, dann werden gleichzeitig die Bürger mit dieser Unterstellung von Dummheit beleidigt.



    Vielleicht erstattet ja deshalb im Gegenzug auch ein mündiger Bürger Strafanzeige gegen die Grünen?

  • "Anzeige gegen Unbekannt, der Staatsschutz ermittelt. "

    Die Grünen sind mit Haut und Haar angekommen in der Welt der Realpolitik.



    Und das Entscheidende ist: Den Grünen ist es nicht wirklich gelungen das Politiksystem demokratischer und transparenter zu machen. Vielmehr haben sich die Grünen angeglichen und haben sich unaufhaltsam und vollständig in den Politikbetrieb aus faulen Kompromissen, Worthülsen und Winkelzügen integriert.



    Vorbei die Zeiten in denen die Stricknadeln im Bundestag klapperten und gelegendlich das Schreien eines Säuglings die Atmosphäre erschütterte. Vorbei.

    Übrig geblieben ist eine Partei wie zig andere.



    Genauso glaubhaft, genauso erhlich und genauso ... käuflich.