Niedersachsens Grünen wählen Spitzenduo: Zwei fürs Gemüt

Greta Garlichs und Alaa Alhamwi führen künftig Niedersachsens Grüne. Beide wissen, wie sie grüne Herzen erfreuen können.

Die neuen Landesvorsitzenden der niedersächsischen Grünen, Alaa Alhamwi und Greta Garlichs, stehen nach ihrer Wahl in einer Halle und lächeln in die Kamera.

Kuschelige Sieger: Alaa Alhamwi und Greta Garlichs führen künftig Niedersachsens Grüne Foto: Michael Matthey/dpa

HANNOVER taz | Eine Doppelspitze wie sie grüner kaum sein kann: Greta Garlichs (26) und Alaa Alhamwi (38) führen künftig gleichberechtigt die niedersächsischen Grünen an. Eine junge, queere Frau und ein Mann mit Einwanderungsgeschichte. Ihre Wahl war keine große Überraschung, immerhin hatte auch nur Alhamwi überhaupt einen Gegenkandidaten.

Tobias Redlin galt allerdings von Anfang an als eher chancenlos: Zum einen, weil er – wie Garlichs – aus Hannover kommt und damit den Regionalproporz stört, und zum anderen, weil er für die Landtagsabgeordnete Sina Beckmann arbeitet. Die hat sich bei den eher linken niedersächsischen Grünen viele Sympathien verspielt, als sie das Realo-Manifest für eine restriktivere Einwanderungspolitik unterzeichnete.

Alhamwi dagegen punktet nicht nur mit seiner eigenen Einwanderungsgeschichte (er flüchtete schon 2011 vor dem syrischen Bürgerkrieg nach Deutschland), sondern auch seiner beruflichen Expertise.

Der 38-jährige promovierte Ingenieur arbeitet am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Bereich vernetzte Energiesysteme. Er stammt aus Oldenburg, wo er auch für die Grünen im Rat sitzt. Und er denkt gern groß: Er wolle die Grünen zur stärksten Kraft in Niedersachsen machen, sagte er in seiner Bewerbungsrede.

Greta Garlichs weiß ebenfalls ganz genau, welche Knöpfchen sie drücken muss, um grüne Herzen höher schlagen zu lassen. Locker schlägt sie den Bogen von queerer Politik über Klimawandel zu den notwendigen Transformationen in Gesellschaft und Wirtschaft.

Kommunalpolitisch gestählt

Die 26-Jährige hat auch schon einiges an Erfahrungen gesammelt: Sie stand zum Beispiel an der Spitze des Stadtverbandes, als die Grünen bei der Kommunalwahl triumphierten, aber auch, als das Ampelbündnis im Rathaus zerbrach – weil Abweichler aus den Reihen der SPD und FDP nicht für die grüne Umweltdezernentin Anja Ritschel stimmten, was allgemein als Affront gegenüber Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) gewertet wurde.

Zurzeit arbeitet Garlichs für die Bundestagsabgeordnete Christina-Johanne Schröder in Berlin – aber diesen Job will sie nun aufgeben, um ihrem neuen Amt gerecht werden zu können.

Die erste Konfliktlinie deutet sich auch schon länger an: Beim Thema Autobahnbau knirscht es schon seit den Koalitionsverhandlungen zwischen der SPD und den Grünen.

Damals einigte man sich auf einen lauen Formelkompromiss, der besagte, Berlin solle die Projekte auf den Klimaprüfstand stellen. Jetzt hat Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) noch einmal Öl ins Feuer gegossen und auf die Bedeutung von A20 und A39 für die niedersächsische Wirtschaft verwiesen – was die Grünen natürlich nur empört zurückweisen können.

Auf dem Parteitag war das jedenfalls der Punkt, an dem sich alle Kandidaten einig zu sein schienen. Auch sonst schwelgt man gern noch ein bisschen in Triumph und Selbstzufriedenheit – immerhin hat man diese Landtagswahl gewonnen und stellt nun vier Minister.

Bis die wirklichen Streitfragen auf den Tisch kommen, dauert es möglicherweise noch ein bisschen. Dann werden Garlichs und Alhamwi sich beweisen müssen, als Mittler zwischen grünen Idealen und koalitionären Realitäten.

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