Fake News über Gewalt im Schwimmbad: „Bild“ hat sich grob verzählt
Die „Bild“-Zeitung schrieb über angeblich mehr als hundert Straftaten 2018 in einem Berliner Schwimmbad. Dahinter steckt ein Denkfehler.
Beim Medien-Dauerbrenner „Gewalt im Schwimmbad“ musste die Bild-Zeitung am Montag eine Gegendarstellung drucken. Erwirkt haben das die Berliner Bäderbetriebe. In einem Bild-Artikel von Anfang Juli stand demnach eine falsche Angabe über das „Prinzenbad“ im Berliner Stadtteil Kreuzberg.
In dem Text mit dem Titel „Bierbauch, Burkinis und nackte Brüste“ wurde behauptet, im „Prinzenbad“ seien im vergangenen Jahr 122 Straftaten registriert worden. Das stimmt nicht, wie die vom Schwimmbad-Betreiber juristisch erwirkte Gegendarstellung nun aufklärt.
Die von Bild genannte Zahl 122 bezieht sich auf Straftaten im Umkreis des Bads, die offenbar einfach nur unter derselben Adresse verzeichnet werden. Das hatte Bild bei der Recherche offenbar übersehen.
Die Berliner Bäder-Betriebe geben auf taz-Anfrage an, dass sie von insgesamt 13 Anzeigen wegen Straftaten in der Sommersaison 2018 im Prinzenbad wissen: davon fünf wegen Hausfriedensbruch bzw. Erschleichung von Leistungen (sprich: über den Zaun ins Schwimmbad klettern) sowie vereinzelte Anzeigen wegen Diebstahl oder Sachbeschädigung (inkl. Graffiti). Körperverletzung und Nötigung seien jeweils ein Mal vorgekommen.
Schwimmbäder sind immer wieder Anlass für reißerische Berichterstattung, wie bei den Vorfällen im Düsseldorfer Rheinbad im Juli. Dabei trübt das Vorurteil, urbane Schwimmbäder seien ein Ort häufiger gewaltsamer Konflikte, gelegentlich den Blick für die Tatsachen.
In einer früheren Version des Textes hieß es, es habe keine Straftaten im Prinzenbad gegeben. Richtig ist, dass sich von den 122 Straftaten auch einige im Umfeld des Schwimmbads ereignet haben. Die Berliner Bäderbetriebe geben an, dass es 2018 zu keinem einzigen „Krawall“ gekommen ist.
Leser*innenkommentare
Hampelstielz
Hier im Taz-Forum haben sich ja auch einige nicht entblödet in diesen "früher war alles besser"- und "Migranten sind oft übergriffig"- Modus einzustimmen.
Die Bäderbetriebe haben von Anfang an versucht, die Berichterstattung zu korrigieren. Aber so ein bisschen rechts sein, muss wohl auch für angebliche Feministinnen und andere drin sein. Wo kämen wir da sonst nur hin.
Mitch Miller
Najaaa...wer übertreibt und polemisiert denn jetzt hier mehr?
"Richtig ist, dass sich von den 122 Straftaten auch einige im Umfeld des Schwimmbads ereignet haben."
EINIGE!? Klingt nach "wenige".
"„Bild“ hat sich grob verzählt".
Wann ist grob denn grob? Und haben die Straftaten ausserhalb des Schwimmbadzauns nicht vielleicht auch eine Verwandtschaft mit den Schwimmbadtaten, weil sie von den gleichen, aufgekratzten Typen begangen wurden, die man vielleicht aus dem Bad geschmissen oder nicht reingelassen hat?
Da sollte man schon genauer hinschaun, wenn man sich als Aufklärer darstellen will.
Maria Burger
@Mitch Miller Die Gegendarstellung, die im Artikel enthalten ist, lesen hilft. Oder auch: Wer lesen kann ist klar im Vorteil.
Dieselben, aufgekratzten Typen??? Hä? Was meinen Sie, wovon aufgekratzt? Auch in den Monaten, in denen das Bad geschlossen war?
Benedikt Bräutigam
Richtig so! Tretet den Geiern von der Empörungs- Truppe ruhig immer wieder auf die Zehen.