Facebook-Post zu Coronaregeln: Irrwitziger NS-Vergleich
Eine Professorin zieht Parallelen zwischen 2G-Regeln und der Judenverfolgung in Nazi-Deutschland. Sachsens Ministerium distanziert sich.
Bruhn tauschte das Foto nach kritischen Kommentaren aus – ersetzt wurde es durch das Bild einer Person, die einen Mund-Nasen-Schutz mit aufgedruckter Fratze trägt. Ein Wort des Bedauerns für ihre Entgleisung äußerte sie nicht. Stattdessen löschte sie alle Kommentare unter ihrem Posting und schrieb: „Ich danke allen, die sich als Befürworter von Ausgrenzung, Denunziation und Framing geäußert haben, für ihr ehrliches Outing und beende jetzt den Beitrag.“ Den Vorgang hatte am Dienstagabend zunächst der Blogger Jens Kassner bekannt gemacht.
Im Statement des sächsischen Wissenschaftsministeriums heißt es, vor allem in den sozialen Netzwerken seien mit den Corona-bedingten Einschränkungen „emotionale Diskussionen zu beobachten, die eine sachliche und mit Argumenten geführte Auseinandersetzung vermissen lassen“.
In Anspielung auf das Posting von Bruhn heißt es, das Ministerium distanziere sich von „dieser und vergleichbaren Einlassungen, egal von wem und über welches Medium sie verbreitet werden“. Die Behörde sprach von einem „unverantwortlichen, geschichtsvergessenen Missbrauch der Meinungsfreiheit“. Jegliche Vergleiche der jetzigen Infektionsschutzmaßnahmen mit Methoden des Naziregimes zur Verfolgung und Vernichtung von Menschen „verbieten sich“. Die Zwickauer Hochschule schloss sich der Erklärung des Ministeriums in den wesentlichen Punkten an.
Ines Bruhn stammt aus Sachsen und lebt in Chemnitz. Sie hat an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee studiert, Fachrichtung Formgestaltung, und war schon in der DDR eine renommierte Designerin. Ihre Professur hat sie seit 1997 inne. In der Vergangenheit war Bruhn kaum mit politischen Äußerungen hervorgetreten.
Allerdings lobte sie auf Facebook bereits vor einem halben Jahr in einem Facebook-Eintrag die Schauspieler:innen-Aktion #allesdichtmachen, ebenfalls mit einem irrwitzigen Vergleich. Endlich hätten auch Künstler eine Form für ihre Kritik an den Gesetzen und Maßnahmen gefunden schrieb sie. Und: „Der Aufschrei dagegen erinnert doch sehr an andere Zeiten Dunkeldeutschlands, als auch nur noch das Marschieren in eine Richtung erlaubt war.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld