Extreme Hitze und Wasserknappheit: Dürre wird zum Dauerbegleiter
Dass die Klimakrise extreme Hitze erzeugt, ist kein Geheimnis. Welchen Einfluss Dürre dabei nimmt, zeigen aktuelle Erhebungen.
Blickt man auf die aktuelle Dürrekarte des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, erkennt man Deutschland in weißgelblichen bis roten Abstufungen. Besonders der Norden ist dabei in großen Teilen dunkelrot.
Andreas Marx, Leiter des Deutschen Dürremonitors am Mitteldeutschen Umweltzentrum erklärt: „In diesen rotgefärbten Teilen Deutschlands gibt es eine Dürre, die regulär nur alle fünfzig Jahre vorkommt“. Normalerweise komme die Trockenphase erst im Spätsommer. Dieses Jahr sei allerdings bereits das Frühjahr so regenarm wie zuletzt 1951 gewesen.
Forscher:innen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) fanden Ende 2024 heraus, dass sich Hitzeextreme in Mitteleuropa vor allem auf Trockenheit im Boden zurückführen lassen. Die Studienergebnisse zeigen außerdem, dass der Einfluss von Bodentrockenheit auf die Temperatur zwischen 1979 und 2020 um 67 Prozent zunahm.
Dürre und Hitze hängen eng zusammen
Dürren an sich werden laut Deutschem Wetterdienst durch Hochdruckgebiete ausgelöst. Dort kann sich Luft nicht abkühlen und so weder Wolken noch Regen produzieren. Regenlastige Luftmassen können dann auch nicht mehr durch Wind ins Hochgebiet geführt werden. Dieser Regenmangel führt zu trockenen Böden, zunehmender Wasserverdunstung und befeuert zusätzliche Hitze.
Gerade für Städte bedeutet das eine erhebliche Hitzezunahme: „Durch hohe Temperaturen und Trockenheit verlieren urbane Räume an Wasser im Boden. Dadurch wird auch der Kühleffekt von Pflanzen geringer“, so Marx.
Frühwarnsysteme für den urbanen Raum sind ein naheliegender Gedanke, in unseren Gefilden allerdings nicht akut notwendig, sagt Axel Bronstert, Hydrologie-Experte von der Universität Potsdam. In Städten wie Kapstadt oder Melbourne, die sich in der Trockenzeit über Wasserreserven versorgen, sei das viel eher angebracht.
Dürre auf dem Land mit mehr direkten Folgen
In urbanen Räumen tritt Dürre häufig unbemerkt auf, weil die Bürger:innen nicht unter Wasserknappheit leiden müssen. Zum Beispiel durch einen sinkenden Grundwasserspiegel entlang eines Kanals oder durch einen staubigen Stadtpark. Die Versorgung selbst stammt allerdings oft aus Wasserreserven weit jenseits der Stadtgrenze: Auf dem Land ist das anders. Hier könne Wasserknappheit „auf lange Sicht einen erheblichen Ertragsverlust bedeuten“, so Marx.
Das Land Brandenburg verzeichnete im Rekordsommer 2024 knapp 100 Hitzetote, zusammen mit der Stadt Berlin waren es im Vorjahr 160. Für die Zukunft prognostiziert Marx eine Zunahme von heißen Tagen, an denen es über 30 Grad warm ist: „Extreme Hitze wird in Städten ein immer größeres Thema. Dass wir uns darauf besser einstellen müssen, ist völlig außer Frage“.
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