Export wohl fast auf Vorkriegsniveau: Wieder viel Getreide aus Ukraine
Die Ukraine liefert wohl wieder so viel Getreide wie vor dem Krieg. Entwicklungsorganisationen hoffen nun, dass Preise und Hungergefahr sinken.
Vor Kriegsbeginn am 24. Februar hatte die Ukraine als einer der größten Exporteure von Weizen, Mais, Gerste und Sonnenblumenöl monatlich rund 5 Millionen Tonnen Getreide geliefert. Nach Start der russischen Invasion waren die Ausfuhren eingebrochen. Der Weizenpreis schoss um rund 60 Prozent nach oben.
Ende Juli hatten die Ukraine und Russland unter Vermittlung der Türkei und der UNO Abkommen zur Ausfuhr von in ukrainischen Häfen blockiertem Getreide unterzeichnet. Laut dem Vertreter des US-Außenministeriums gelang infolge der Getreideabkommen in den vergangenen Wochen die Ausfuhr von mehr als 720.000 Tonnen Getreide auf 33 Schiffen.
Erheblich wichtiger waren dem US-Beamten zufolge aber von der EU organisierte Ausfuhren über alternative Routen. Über Flüsse, Eisenbahnstrecken und Straßen seien monatlich zwischen 2,5 und 3 Millionen Tonnen ukrainischer Agrarprodukte in die EU und auf den restlichen Weltmarkt gelangt. Die EU hatte zusätzliche Lastwagen organisiert und Hürden für den Transport per Eisenbahn abgebaut.
Weizenpreis steigt zunächst
WelternährungsexpertInnen begrüßten, dass die Ukraine wieder fast so viel Getreide liefern könnte wie vor dem Krieg. „Das dürfte den Spekulationszirkus auf den Weizenterminmärkten weiter dämpfen“, sagte Francisco Marí vom evangelischen Hilfswerk Brot für die Welt am Mittwoch der taz. „Es ist ein positives Zeichen, dass es den vielen Beteiligten gelingt, alle Wege und Optionen dafür auszuschöpfen und nicht nur auf Schiffstransporte zu setzen“, so Simone Pott, Sprecherin der Welthungerhilfe.
Allerdings stieg der Weizenpreis an der Pariser Terminbörse Matif am Mittwoch um rund 0,5 Prozent auf etwa 334 Euro pro Tonne. „Das hängt mit dem schwachen Euro zusammen, der europäische Agrargüter an den Weltmärkten attraktiver werden lässt“, erläuterte Michael Thorn-Vosding, Analyst des Börsenmaklers Kaack Terminhandel. Schon vorher ist der Weizenpreis von seinem Rekord Mitte Mai bei ungefähr 438 Euro stark gefallen, auch wenn er noch von seinem Vorkriegsniveau bei rund 290 Euro weit entfernt ist. Er könnte weiter zurückgehen, sobald amtliche Zahlen der Ukraine die US-Prognose bestätigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei