Ex-SPD-Senator Fritz Vahrenholt: „Ein Klima-Sarrazin“
Fritz Varenholt war in den 1990ern SPD-Umweltsenator in Hamburg. Danach wurde er zum Leugner des Klimawandels und hielt 2021 Vorträge im AfD-Umfeld.
D er ehemalige Hamburger Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) ist als Referent bei der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES) aufgetreten. Wie das Hamburger „Bündnis gegen Rechts“ (HBGR) recherchiert hat, stellte Vahrenholt im Juni vergangenen Jahres bei einem Onlineseminar die Frage: „Macht der Klimawandel Pause? Welche Folgen hat das für die Klimapolitik“. Im September 2021 sprach er zum gleichen Thema in Essen.
Screenshots aus dem DES-Programm belegen die Ankündigungen. Bei der Präsenzveranstaltung ist vermerkt: „Ausgebucht“. Auf der Website der Stiftung mit den Veranstaltungsankündigungen fehlt allerdings der Name des Referenten – ein unübliches Vorgehen für eine Bildungseinrichtung, das aber offensichtlich hier Methode hat.
Bei den zurückliegenden Terminen kann seit Oktober 2020 auf der Website nicht immer ersehen werden, wer unter anderem zu „Positives Nationalbewußtsein und politischer Extremismus“, über den „Kreuzzug gegen den Diesel“ oder „Die 68er Bewegung mit ihrer Speerspitze der RAF“ vortrug. Die Referenten sollen offenbar nicht exponiert werden.
Dennoch konnte das HBGR die Einladung des ehemaligen SPD-Senators rekonstruieren. Die Stiftungsvorsitzende Erika Steinbach, ehemals Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, soll begeistert gewesen sein. Auf das Honorar habe der Referent mindestens einmal verzichtet, sagt Felix Krebs vom Bündnis.
Mit seinen Thesen zum Klimawandel ist Vahrenholt nicht bloß in der Wissenschaft umstritten – auch in der SPD. Auf der Website des SPD-Umweltforums Schleswig-Holstein findet sich eine Einschätzung von Michael Müller, des Bundesvorsitzenden der Naturfreundejugend – eigentlich eine Abrechnung des SPD-Mitglieds mit seinem Parteifreund.
„Der Klimaschutz ist eine Menschheitsherausforderung, er darf deshalb kein Tummelfeld für Wichtigtuer sein“, schreibt Müller. Doch ausgerechnet der frühere Umweltschützer Vahrenholt schüre populistische Vorurteile. Er sei „gleichsam ein Klima-Sarrazin“.
Zweifellos habe sich Vahrenholt in den 1970er- und 80er-Jahren durch die Aufklärung chemischer Gefahren Verdienste erworben. Er sei jedoch zu einem Lautsprecher ökonomischer Anpassung geworden. „Aus dem Atomkraftgegner wurde ein Befürworter der Laufzeitverlängerung, aus dem scharfen Kritiker der Umweltzerstörung ein Klimaleugner“, schreibt Müller.
In dem von Sebastian Lüning und Vahrenholt verfassten Buch „Die kalte Sonne“ würden mit Formulierungen wie „Klimalüge“, „Wissenschaft-Politik-Zeitgeist“ und „CO2-Lüge“ weitreichende umweltpolitische Befunde des Klimarates als „Halbwahrheiten und Verschwörungen hingestellt“.
2019 zog die Deutsche Wildtier-Stiftung die Konsequenzen aus den umstrittenen Positionierungen Vahrenholts. Sie entzog dem Professor der Bundeswehr-Universität die Geschäftsführung. Krebs findet, dass die SPD und die Universität prüfen sollten, ob Vahrenholt noch tragbar für sie sei.
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