Evangelische Journalistenschule: Zukunft ungewiss
Die EJS wird vorläufig keinen neuen Ausbildungsjahrgang ausschreiben. Eine Initiative befürchtet sogar das Ende der Journalistenschule in Berlin.
Die Evangelische Journalistenschule (EJS) wird bis auf Weiteres keinen 14. Ausbildungsjahrgang ausschreiben. Fraglich ist, ob es jemals einen neuen Jahrgang geben wird. Das sagte am Donnerstag der Direktor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP), Jörg Bollmann, der taz.
„Unsere Ausbildung ist eine Qualitätsausbildung, zu der wir stehen“, sagte Bollmann, „aber der Arbeitsmarkt verändert sich dramatisch. Wir müssen uns fragen, ob die Art, wie wir seit über 20 Jahren ausbilden, noch zeitgemäß ist.“ Hintergrund sind aber vor allem Sparmaßnahmen beim GEP, zu dem die Journalistenschule gehört.
Die Aufsichtsgremien des GEP werden im nächsten halben Jahr beraten, wie die Schule künftig aufgestellt sein wird. Im Gespräch ist, zwei Stellen, die in den nächsten zwei Jahren ruhestandsbedingt auslaufen, nicht nachzubesetzen.
Das betrifft unter anderem die Stelle des Schulleiters Oscar Tiefenthal, die dieser bis Mitte 2022 freimacht. Das GEP, ein kircheneigener Verlag, zu dem die Agentur epd und die Zeitschrift Chrismon gehören, befindet sich in einem Umstrukturierungsprozess. Man wolle bis 2024 1,9 Millionen Euro einsparen, auch bei der Ausbildung. „Wir haben dieselben Probleme, die alle Verlagshäuser haben“, sagt Bollmann.
Der 13. Jahrgang könnte der letzte sein
Eine neu gegründete Initiative mit dem Namen „EJS retten“ warnt nun, dass die Maßnahmen dem Ende der Schule gleichkämen. Natascha Gillenberg, Alumna und Vorständin des Freundeskreises der Schule, sagte der taz: „Ohne diese Stellen wäre die Schule als kleiner Betrieb nicht aufrechtzuerhalten“. Gillenberg kritisiert die Überlegungen des GEP: „Im Jahr des 25-jährigen Jubiläums nicht zu wissen, ob in Zukunft an der EJS überhaupt noch Journalist*innen ausgebildet werden können, macht uns sehr betroffen.“ Als eine Journalistenschule, die auch Wert auf ethische Fragen lege, sei die EJS unverzichtbar.
Die EJS bildet seit 1995 in knapp zweijährigen Ausbildungsgängen je 16 junge Menschen zu Print-, Online- und Rundfunkjournalist*innen aus. Die Ausbildung gilt als hochwertig und wird wegen des hohen Praxisanteils vielerorts gleich einem Volontariat anerkannt. GEP-Direktor Bollmann betonte gegenüber der taz: „Dass es eine Qualitätsausbildung geben muss, bleibt unbestritten. Aber man muss nach der Art und Weise fragen können.“ Der aktuelle 13. Jahrgang werde regulär im Oktober abschließen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist