Evakuierungen aus Sudan: Spezialkräfte retten Diplomaten
Vorrangig werden westliche Botschaftsangehörige aus Sudan geholt. Dafür sind internationale Soldaten im Einsatz – auch Deutschland, mit Fallschirmjägern.
„Weniger als eine Stunde“ habe am Samstag die Evakuierung der US-Botschaft gedauert, gab das US-Verteidigungsministerium in Washington am Samstagabend bei einem Briefing mit dem US-Außenministerium bekannt. „An diesem Morgen um 9 Uhr (15 Uhr in Khartum) hob ein Kontingent von US-Streitkräften in Dschibuti ab und landete in Äthiopien“, so Generalleutnant Simms vom US-Generalstab.
„Die Flugkörper, drei Chinook-Hubschrauber des Typs MH-47, tankten in Äthiopien auf, bevor sie rund drei Stunden nach Khartum flogen. Die Evakuierung wurde in einer einzigen Bewegung per Drehflügel durchgeführt“ – also ein nur kurzes Aufsetzen der Hubschrauber. „Die Operation war schnell und sauber.“ Etwas über 100 Angehörige der US-Spezialkräfte seien im Einsatz gewesen, etwas unter 100 Menschen seien evakuiert worden. Beschuss gab es nicht.
Großbritanniens Verteidigungsminister Ben Wallace gab am Sonntagnachmittag bekannt, auch die britische Botschaft sei evakuiert worden. An der „Militäroperation an der Seite der USA, Frankreichs und anderer Verbündeter“ seien „über 1.200 Angehörige des britischen Militärs von der 16. Luftlandebrigade, den Royal Marines und der Luftwaffe“ beteiligt gewesen. Die Evakuierten seien am Samstagabend zu einem Flughafen außerhalb von Khartum gebracht und von dort ausgeflogen worden, präzisierte Wallace gegenüber der BBC.
Weder US-Amerikaner noch Briten evakuieren offenbar andere Staatsbürger als Diplomaten und ihre Angehörige. Deswegen gingen diese Operationen schnell und wurden erst nach Abschluss bekannt.
Eine Operation mehrerer Länder läuft von Jordanien aus
Andere Evakuierungen betreffen potentiell mehr Menschen und dauern länger. Frankreichs Regierung gab am Sonntag „eine schnelle Evakuierungsoperation“ bekannt, ohne Einzelheiten zu nennen. Die Operation schließe auch Bürger und Diplomaten „unserer europäischen Partner und Verbündeten“ ein. Sie läuft am Montag und Dienstag weiter.
Deutschland will „so viele Staatsangehörige wie möglich“ ausfliegen, erklärte die Bundesregierung; wenn möglich „auch EU-Bürger und weitere Staatsangehörige“. Einem Bericht zufolge wurde dafür „eine mittlere dreistellige Zahl an Fallschirmjägern“ nach Jordanien entsandt. Die Außenministerin der Niederlande, Wopke Hoekstra, bestätigte, eine Operation mehrerer Länder sei von Jordanien aus im Gange. Die ersten Niederländer seien am Abend mit einem französischen Flugzeug nach Jordanien gebracht worden.
Schweden schickt rund 150 Soldaten. Griechenland schickte Spezialkräfte nach Ägypten. Italien holt mit eigenen Soldaten italienische Staatsbürger sowie Bürger der Schweiz und des Vatikan aus Khartum heraus.
Viele Botschaften bleiben bis auf Weiteres geschlossen
Berichten zufolge wurde am Sonntag früh ein französischer Konvoi in Khartum beschossen. Die aufständischen „Rapid Support Forces“ (RSF) von General Hamdan Daglo Hametti behaupteten, Frankreich habe seine Evakuierung mit ihnen abgesprochen. Daher sei der Konvoi während der Evakuierung „aus der Luft angegriffen“ worden, erklärte die Miliz. Frankreich sagte dazu lewdiglich, die Evakuierung gehe weiter wie geplant. Berichte, wonach auch die US-Operation mit den RSF abgesprochen worden sei, dementierte das US-Außenministerium.
Präsident Burhan hatte am Samstag die Erlaubnis erteilt, die Botschaften der vier UN-Vetomächte USA, Großbritannien, Frankreich und China zu evakuieren. Kanada hat ebenfalls seine Botschaft geschlossen.
Als erstes Land hatte Saudi-Arabien am Freitag eine Evakuierung auf dem Seeweg gestartet. Saudische Marineeinheiten überquerten das Rote Meer nach Port Sudan und brachten am Samstag 91 Saudis und 66 Staatsbürger anderer Länder, von Bulgarien bis Burkina Faso, ins saudische Dschiddah. Fünf saudische Schiffe sind an der noch laufenden Aktion beteiligt. Auch Indien schickte zwei Militärflugzeuge nach Dschiddah und ein Kriegsschiff nach Port Sudan.
Für solche Evakuierungen, die auch Nichtdiplomaten betreffen, müssen die Menschen erst einmal auf dem Landweg Port Sudan erreichen, eine lange und riskante Fahrt. An der Absicherung solcher Konvois sollen unter anderem Frankreich und Katar beteiligt sein. Mehrere andere Länder, etwa die Türkei, Irak und Indonesien, wollen diese Möglichkeit nutzen. Nigeria bietet seinen Studenten in Sudan einen Transport nach Äthiopien an.
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