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Europäisches KlimagesetzWeder Annalena noch Armin

Es war ja wieder viel los, wie immer. Aber was ist das wichtigste politische Ereignis dieser Woche? Ich wette, da kommen Sie nicht drauf.

Das herausragende politische Ereignis der Woche ist der Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter Foto: Chris Clor/getty images

F alls es jemand in unserer doch etwas national und people-orientierten Mediengesellschaft verpasst haben sollte: Das herausragende politische Ereignis der Woche ist der Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter.

Das Europäische Klimagesetz, in dem rechtsverbindlich geregelt wird, dass wir Europäer binnen 30 Jahren klimaneutral wirtschaften werden, das geht von der Strom- und Wärmeproduktion über die Autos bis zur Landwirtschaft. Nun gibt es Gründe über den schwierigen Kompromiss enttäuscht zu sein, wie der Grüne EU-Parlamentarier Michael Bloss, weil man damit das Pariser Klimaabkommen noch nicht einhalten kann.

Aber Präsident Biden ist in dieser Woche auch in die Klima-Offensive gegangen, und für mich ist jetzt der zentrale Gedanke: It is happening. Es passiert. Wir machen das. Wir werden aus dem Zeitalter des Ob ins Zeitalter des Wie katapultiert.

Insofern schlage ich vor, sich nicht mehr mit der Rolle des Kritikers zu begnügen, dem alles viel zu wenig ist, sondern das Zentrum derjenigen zu vergrößern, die im Prozess des Machens das Knowhow, die Technologien, die Dynamik und die gesellschaftlichen Mehrheiten entwickeln können, damit es am Ende reicht.

Jenseits der Sprechbausteine

Das ist eine Aufgabe, die beide infrage kommenden deutschen Parteien überfordern könnte. Die Union muss sich dazu inhaltlich als Klima-Wirtschaftspartei neu erfinden. Und die Grünen müssen beweisen, dass sie tatsächlich eine neue Wirtschaftspolitik des qualitativen oder gar Postwachstums in der Schublade haben, jenseits der Sprechbausteine, als konkretes Umbauprogramm des Europäischen Binnenmarkts. Zudem müssen gerade die jüngeren Grünen kulturell das einlösen können, was ihre Parteichefs Baerbock und Habeck versprechen und was ein älteres, männliches und schwäbelndes Parteimitglied zum State of the Art entwickelt hat: Vertrauensleute einer großen gesellschaftlichen Mehrheit und der Wirtschaft zu sein.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Auch als neutraler Beobachter muss man sagen, dass die Euphorie über die grüne Kanzlerinkandidatin Annalena Baerbock bisher größer ist, als die über Armin Laschet, den Kandidaten der Union. Annalena Baerbock ist für viele New Kid in Town, und Stand jetzt eröffnet sich da eine Projektionsfläche für Aufbruch. In die aber dann jeder reintut, was ihn oder sie so umtreibt, unter anderem auch den Sieg des patriarchalen Feminismus oder den der Millennials über die Boomer. Genau aus solchen partikularen Siegfantasien ist die gesamtgesellschaftliche Niederlage von morgen gemacht.

Die Wahl entscheiden wird etwas anderes, nämlich der Grat der Verzweiflung in der Union. Die Art, wie CSU-Chef Markus Söder von der Bruderpartei als Trump jun. denunziert wurde, um ihn als Kanzler zu verhindern, ist eine Schande und liberaldemokratische Gefahr. Und das könnte noch längst nicht der Tiefpunkt sein, wie man mit Blick auf die Wahl in Sachsen-Anhalt befürchten muss. Nicht nur die SPD, auch die Union ist offenbar reif für die Opposition, aber da eine absolute Mehrheit für die Grünen beim besten Willen nicht wünschenswert ist, muss ja sonst noch jemand mitregieren.

Die große Frage, das sagt der Grünen-Gründer Lukas Beckmann immer wieder, ist nicht „wer führt“, sondern „was führt“, also: Worum geht es Politik jetzt prioritär? In diesem Sinne war der wichtigste Satz von Baerbock in dieser Woche, dass sie mit Präsident Biden eine „transatlantische Allianz für Klimaneutralität“ gründen wolle. Da ist alles drin: Deutschland, EU, USA, Geld umschichten für den Wirtschaftsumbau. Das ist die World League, in der Baerbock, Habeck, die Grünen und wir Deutsche nach der Wahl handlungsfähig werden müssen. Der Worte sind genug gewechselt.

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Peter Unfried
Chefreporter der taz
Chefreporter der taz, Chefredakteur taz FUTURZWEI, Kolumnist und Autor des Neo-Öko-Klassikers „Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich“ (Dumont). Bruder von Politologe und „Ökosex“-Kolumnist Martin Unfried
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19 Kommentare

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  • Pro Söder in der taz, das ist der Hammer. Bisher hatten das im Wesentlichen FOCUS, WELT und auch SPIEGEL besorgt. Nur wer Söder nicht kennt, kann ihn gut finden. Dazu braucht man nur mal einen Artikel im SPON vom 14.4. von Joachim Behnke lesen. Man bekommt nicht den 30%-Söder, sondern den Ganzen. Und dessen verlogenes Baum-Umarmen dient nur dazu, den Grünen Stimmen abzujagen, zu sonst nichts. Scheuer, Sauter, Nüsslein, Gauweiler, Hohlmeier, Tandler, das ist die Söder- CSU. Nichts von Söder zu erwarten außer heißer Luft.

    • @Sarg Kuss Möder:

      Wieso ist das gleich pro Söder? Die _Art_ wie mit ihm umgegangen wurde, wurde kritisiert. Das hebt doch nicht ihn positiv heraus. Man kann auch ohne die geringste Widersorüchlichkeit kritisieren, dass ein FC Bayern-Fan bespuckt wird, während man meinetwegen einen R-W Essen-Schal trägt.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch schlenztein:

    “Grüner Erlkönig

    taz.de/Europaeisch...magesetz/!5763226/ - PU -



    Der Kommentar von MARTIN KÜHN ist "very nice", und das Erlkönigs-Foto stellt vermutlich den feuchten Traum der Grün-Kapitalisten dar...



    "Aber Präsident Biden ist in dieser Woche auch in die Klima-Offensive gegangen, und für mich ist jetzt der zentrale Gedanke: It is happening. Es passiert. Wir machen das. Wir werden aus dem Zeitalter des Ob ins Zeitalter des Wie katapultiert."



    Wie? Na so: [teilweise Eigenzitate]:



    "Der kapitalistische NeoLiberalismus hat längst erkannt, dass er in der bisherigen Form die Erde zugrunde richtet und es bald nix mehr auszubeuten gibt. Da wird es Zeit, die grüne Transformation voran zu treiben. Das geht natürlich besser mit den Grünen. Wenn die dann in den richtigen Ämtern sitzen werden, werden die Subventionen sprudeln wie nie zuvor. Da wird Frau Merkel noch das Staunen lernen. [....] zur Frage "Können sie mit Geld umgehen?“ (Die Grünen) schrieb Ulrike Herrmann: "Insgesamt sollen die öffentlichen Investitionen um jährlich 50 Milliarden Euro steigen." Aber hallo. Da freut sich die kapitalistische Wirtschaft schon auf die Nachfolgepartei der CDU." Wohlgemerkt, es geht um die Steigerung der öffentlichen Investitionen.



    Bei Stefan Reincke wurde dann - bewusst oder irrtümlich? - schon nicht mehr von Steigerung gesprochen: "[....]die Vermögenssteuer wieder einführen, 50 Milliarden pro Jahr investieren und die Schuldenbremse faktisch abschaffen." -



    Tja. Politik, Propaganda (aka "grüner Bayernkurier") und Journalismus. -



    (nix für ungut)“

    kurz - Schön hier - Zu wagen:



    Sojet Elaborat - Runterzutragen - 🗑 - 🤫

  • Nichts gegen Unfried's Analyse. Und das interessante Interview mit Rosa zeigt, dass es auch ohne global-citizen-Sprech geht. Weniger ist mehr.

  • In my opinion, sagte ich kürzlich bei einem Meeting in Berlin-Mitte, müssen wir, damit wir wieder in der world-league spielen, die people-orientierten, die new kids in town und die millenials in die bubble kriegen, das ist doch der state of art. Mein lieber alter golden-age-boomer, erwiderte mein small-talk-buddy, something is happening here, but you don’t know what it is. Do you, Mr Jones?

    • @Martin Kühn:

      Jil Sander sagte vor nunmehr 25 Jahren:

      "Ich habe vielleicht etwas Weltverbesserndes. Mein Leben ist eine giving-story. Ich habe verstanden, daß man contemporary sein muß, das future-Denken haben muß. Meine Idee war, die hand-tailored-Geschichte mit neuen Technologien zu verbinden. Und für den Erfolg war mein coordinated concept entscheidend, die Idee, daß man viele Teile einer collection miteinander combinen kann. Aber die audience hat das alles von Anfang an auch supported. Der problembewußte Mensch von heute kann diese Sachen, diese refined Qualitäten mit spirit eben auch appreciaten. Allerdings geht unser voice auch auf bestimmte Zielgruppen. Wer Ladyisches will, searcht nicht bei Jil Sander. Man muß Sinn haben für das effortless, das magic meines Stils."

      • @Toto Barig:

        sehr schön!

  • Die CDU in der Opposition bedeutet wahrscheinlich aber auch eine Annäherung an die AFD.



    Einen Mittekurs zur Abgrenzung von Grünrotrot, kann ich mir schwerlich vorstellen.

    • @nutzer:

      So wie Linkspartei und AfD in der Opposition?

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    DIE DOLCHSTOSSLEGENDE:



    "Die Art, wie CSU-Chef Markus Söder von der Bruderpartei als Trump jun. denunziert wurde, um ihn als Kanzler zu verhindern, ist eine Schande und liberaldemokratische Gefahr."



    Daß die Liberaldemokraten eine Gefahr sind, wissen wir schon lange.



    Da werden Geschichten gestrickt ...

  • An den Autor des Artikels: Sie haben die Wette verloren. Ich nehme an, das gilt vielfach! Was denken sie eigentlich von ihren Lesern?

    Ich empfinde da Schulmeisterei! Muss eine Überschrift so reißerisch sein?

  • Und Laschet ist von zwei Sachen überzeugt: Von sich und von der RWE. Ist das jetzt besser?

  • Man mag über die Art und Weise streiten, wie Söder abserviert wurde, Aber genauso gut kann man sich darüber streiten, warum er sich nicht von Anfang als Kandidat zur Verfügung gestellt hat. Kurz vor Abfahrt aus dem Gebüsch zu springen und "Ich will jetzt aber auch" ist nicht sonderlich redlich, entspricht aber recht gut dem Naturell. Seine Kompetenz begründet sich nicht durch Inhalte, sondern durch Zuspruch. Bei genauerem Hinsehen ist da aber nix als heisse Luft.



    Vergessen wir nicht: der ach so erfolgreiche Herr Söder bescherte der CSU ihr schlechtestes Ergebnis bei Landtagswahlen in den den letzten 66 Jahren. Erfolg sieht anders aus. Was er gut kann ist sich gegen Rivalen in der Partei durchzusetzen. Aber das alles produzier noch keine Überzeugungen. Und die Methode durch Volksbefragungen zu regieren wurde vom Bayerischen Verfassungsgericht mit der einleuchtenden Begründung gekippt, dass dies nichts weiter als ein plumper Versuch sei, die Parlamentsdebatten überflüssig zu machen.



    Ich habe Jahrzehnte lang die CSU gewählt. Mit Seehofer und Söder wurde aus dieser Partei ein opportunistischer Haufen, der jede klare Linie vermissen lässt.



    Es gibt nur eine Sache von der Söder wirklich überzeugt ist: die eigene Person. Der Rest ist ihm Wurscht.

    • @Galgenstein:

      Liggers. Shrek laß nach.

      unterm—- Rest & Erlkönigfotto —



      Da & auch zu früher Stund - Volkers 👄



      Tut allang scho dess als Wahrheit kund:



      “Dem Vater zittern die Hände



      Die Telegraphenmasten werden zu Wände!



      Er ist auch als erster am Meer - 🌊 -



      Doch hinter ihm der Soziussitz - 😱 -



      War leer!

      unterm——2 &noch vieles mehr —😈 —



      privat.stephan.man...e/lyrik/erlkg.html - Echt&Parodien -

      • @Lowandorder:

        Die heutige Eingangszeile lautet - klar -

        “Wer brettert sospät durch Nacht&Wind



        'sis le chefle PU mit sei schwatz-grii Kind



        … … ff - …a never ending story - 👺 Gell



        (Sei Silicon-Valley-🐈‍⬛ - läßt Grüßen! 🥳 -

        • @Lowandorder:

          Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - wirft ein:

          “ König Erl

          bei mir noch im Ohr:



          "Die Tochter Elfriede und der Vater Fritz



          auf DKW-Diesel mit Soziussitz..



          [...]



          Mein Vater, mein Vater, da kommt noch ein andrer



          ich hör es genau, es ist ein Wanderer.."



          [....] oder so ähnlich.



          Hier isser www.erwin-deschler.wg.am/







          ps für arg spät Geborene:



          Wanderer - Autos Motorräder & 🚲 -



          (lange vom Ohl 🚲 mit Gesundheitslenker - gekauft für die letzte Rate des vom Großvater verkauften Bauernhof - 1923 => “Mark=Mark-Entscheidung Reichsgericht!!

    • 9G
      92293 (Profil gelöscht)
      @Galgenstein:

      Ich hab die nie gewählt, weil ich die schon immer so sah.

      • @92293 (Profil gelöscht):

        Noch ein kleiner Nachtrag: Führen heisst, sich nicht verführen lassen vor allem nicht von dem, was gerade opportun erscheint.

      • @92293 (Profil gelöscht):

        Worauf ich abziele ist etwas anderes: Politiker, die noch bereit sind dicke Bretter zu bohren. Ja, es gab mal einen bayerischen Ministerpräsidenten, ohne den es heute wohl kaum noch einen europäisch Hersteller für die Zivilflugzeuge gäbe. Man mag sich darüber streiten, ob es das wirklich braucht. Aber ein Söder hätte sich nie an ein solches Projekt rangemacht, denn dafür braucht es Verstand, Überzeugung und einen langen Atmen.



        Viele Politiker sind heute ausgesprochen kurzatmig, planlos sowieso. Aber im Zeitalter des Populismus geht das wohl nicht anders. Man könnte, wenn man sich zu sehr auf eine Sache einlässt, ja die nächste Sau verpassen, die gerade durchs Dorf getrieben wird.