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Essay Befreiung des KZ BuchenwaldHaben wir versagt?

Kommentar von Ivan Ivanji

Als Buchenwald befreit wurde, schworen wir, alles für eine neue Welt des Friedens zu tun. Aber dieses Ziel ist nicht einmal in absehbarer Nähe.

„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung“, schworen die Überlebenden von Buchenwald. Bild: dpa

V or siebzig Jahren, am 11. April 1945, leisteten die Überlebenden des Konzentrationslagers Buchenwald einen Schwur, der mit folgenden Worten endete: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens ist unser Ziel. Das sind wir unseren ermordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig. Zum Zeichen der Bereitschaft für diesen Kampf erhebt die Hand zum Schwur!“ Und auf Englisch, Französisch, Russisch, Polnisch und Deutsch ertönte es: „Wir schwören!“

Ich war damals sechzehn Jahre alt und wurde von einem der vielen Sonderkommandos aus Langenstein-Zwieberge befreit. Ich hatte keine Ahnung von diesem feierlichen Akt in meinem „Stammlager“ – das war Buchenwald in der Sprache der SS. Verwundert stellte ich fest, dass ich augenscheinlich am Leben geblieben war. Was in mir genau vorging, kann ich nicht mehr nachvollziehen.

Sicher habe ich nicht an die zukünftige Welt gedacht, sondern wie ich nach Hause nach Jugoslawien kommen kann und ob auch von meiner Familie jemand überlebt hat. Trotzdem war und bin ich davon überzeugt, dass der Schwur auch für mich gilt. Daher habe ich mir alle Verpflichtungen, die mit ihm einhergehen, auferlegt. Auch wenn es pathetisch klingt, darauf bin ich stolz. Aber ich frage mich auch: Haben wir im Laufe der letzten siebzig Jahre eine neue Welt des Friedens geschaffen?

Bild: dpa
Ivan Ivanji

ist Schriftsteller. Er wurde 1929 geboren und am 27. April 1944 verhaftet, nach Auschwitz, danach nach Buchenwald und in einige von dessen Arbeitskommandos überstellt. Nach dem Krieg arbeitete er als Lehrer, als Journalist, Dramaturg, künstlerischer Direktor an verschiedenen Belgrader Theatern. Zudem schrieb er auf Serbisch und Deutsch Gedichte, Erzählungen und Romane, unter anderem „Schattenspringen“ und „Mein schönes Leben in der Hölle“.

Das haben wir nicht.

Ist unser Ziel wenigstens in absehbarer Nähe?

Keineswegs.

taz.am wochenende

Petra Reski hat am eigenen Leib erfahren, wie schwer es ist, das Treiben der Mafia in Deutschland publik zu machen. Das liegt nicht nur am Presserecht, sondern auch an der Weigerung, das Problem sehen zu wollen. Mehr in der taz.am wochenende vom 11./12. April 2015. Außerdem: Auf dem Amerikagipfel treffen sich Obama und Raúl Castro. Was bedeutet die angekündigte Öffnung für das Land, das seit fast sechs Jahrzehnten seinen eigenen sozialistischen Weg geht?. Und: Die Codes der Kunstszene und die Gerüche der Rebellion: eine Begegnung mit der Autorin Rachel Kushner. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Haben wir versagt?

Das Ziel ist nicht erreicht, solange auf der Welt Syrer, Iraker, Libyer, Somalier, koptische Christen, Afghanen oder Palästinenser sterben müssen. Egal ob sie sich am Dorn einer Rose gestochen haben oder ob es aus ihrer durchschnittenen Kehle fließt, ihr Blut ist dasselbe wie unseres.

Es geht um Freiheit

Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland warnte vor dem Tragen jüdischer, traditioneller Kopfbedeckung in bestimmten Stadtvierteln. Ich finde es fürchterlich, dass er so etwas sagen musste. Ein Kommentator vom Spiegel, Philipp Löwe, machte dagegen den Vorschlag, möglichst viele Menschen in Deutschland, gerade auch Nichtjuden, sollten eine Kippa tragen.

Damit bin ich nicht einverstanden. Dann nämlich müsste auch empfohlen werden, dass möglichst viele Frauen in Deutschland, gerade auch Nichtmusliminnen, ihre Haare oder sogar ihr Gesicht bedecken sollten. Dabei geht es doch um Freiheit. Jeder soll sich so kleiden, wie er möchte, ohne dass ihm deshalb jemand nach dem Leben trachtet.

Als ich vor etwas mehr als zwanzig Jahren ein Feature für den WDR über mein ehemaliges Lager vorbereitete und die Gedenkstätte auf dem Ettersberg bei Weimar besuchte, sagte ich dem damals neuen Direktor, Volkhard Knigge, er solle seine Arbeit wegen mir nicht unterbrechen, mir aber eventuell einen Mitarbeiter zur Verfügung stellen. Er antwortete jedoch, er wolle sich persönlich um mich kümmern, denn wenn ein ehemaliger Häftling zu Besuch käme, hätte alles andere hintenanzustehen. Bald wird niemand in solche Verlegenheiten kommen, ehemalige Häftlinge werden nicht mehr erscheinen, es sei denn als Gespenster.

Man sagt zu Recht, dass unsere Erinnerungen für die neuen Generationen wachgehalten werden sollen. Wie aber soll das gehen? Ich frage mich, wie wohl der achtzigste Jahrestag der Befreiung von Buchenwald begangen wird. Und wie der hundertste? Der wird mitten im 21. Jahrhundert sein. Was wird dieses Jahrhundert dann zu feiern und zu beklagen haben? Es hat nicht gut angefangen, an viel zu vielen Orten auf dieser Welt lodert der Hass, wird gemordet und vernichtet.

„Ich wurde ausgetauscht“

Viele Buchenwaldhäftlinge waren Helden im Kampf gegen die Nazis und innerhalb des SS-Staates. Meist ist von ihnen die Rede, und sie waren es auch, die den Buchenwaldschwur geleistet haben. Meine Hochachtung! Die meisten von uns aber waren Opfer, rassisch Verfolgte – Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, sogenannte Arbeitsscheue. Wir stehen im Schatten jener Kämpfer.

Über den „Opferaustausch“ ist viel gestritten worden. Ein Überlebender aus Buchenwald klagte sogar gegen den Gedenkstättenleiter, um zu verhindern, dass im Zusammenhang mit seiner Biografie weiter von einem solchen gesprochen wird. Mich geht dieses Thema persönlich an. Denn ich, genauso wie meine Kinder und Enkelkinder, verdanken unser Leben der Tatsache, dass ich ausgetauscht worden bin. So ist belegt, dass ich am 7. Oktober 1944 aus dem Außenkommando Magdeburg in das Stammlager Buchenwald als arbeitsuntauglich zurückgeschickt wurde.

Soviel ich weiß, sollte ich von dort aus weiter nach Auschwitz ins Gas transportiert werden. Stattdessen aber wurde ich in das relativ sichere Außenkommando Niederoschel abkommandiert. Ich weiß nicht, wer das veranlasst hat. Ich weiß nicht, warum. Ich weiß auch nicht, wer an meiner statt auf den Transport zurück nach Auschwitz geschickt wurde. Ich habe es mit der Hilfe der Mitarbeiter der Gedenkstätte Buchenwald versucht zu recherchieren. Es ist uns nicht gelungen, Antworten auf meine Fragen zu finden. Soll ich Gott sei Dank sagen? Soll ich zufrieden sein, weil ich nicht weiß, wer an meiner Stelle ermordet worden ist?

Kein gemeinsames Feiern

Mein kleines Beispiel – eines von sehr vielen – ist, so glaube ich, ein Beweis, dass nicht, wie meist behauptet wird, nur Funktionshäftlinge ihren Kopf auf Kosten anderer retten konnten, sondern dass sie die Verantwortung übernommen haben, uns Unbekannte, die Überlebenschancen hatten, zu retten, und dabei andere opferten. Ich kann glücklich sein, dass ich nie solche Entscheidungen treffen musste, sondern dass über mich entschieden worden ist.

In meiner Heimat, im ehemaligen Jugoslawien, brach vor zwanzig Jahren ein Bürgerkrieg aus. Es ist sinnlos, mit Zahlen zu jonglieren, aber es geht um über einhunderttausend Tote und mehrere Hunderttausend Vertriebene. Und jetzt findet neues unsinniges Morden in der Ukraine statt. Und die Mächte, die Hitlerdeutschland besiegt haben, können sich nicht einigen, den siebzigsten Jahrestag dieses großen Sieges gemeinsam zu feiern.

Wir sind dem Ziel, das sich die Schwörenden gesetzt haben, entgegengeschritten, aber es hat sich immer weiter von uns entfernt.

Tausende Tote in Nigeria

Vor gut zwei Monaten haben Hunderttausende Tafeln und Aufschriften „Je suis Charlie“ getragen, weil zehn Journalisten, Satiriker und Karikaturisten, und auch zwei Polizisten in Paris ermordet wurden. Die gleichzeitig in einem koscheren Lebensmittelgeschäft getöteten Juden fanden etwas weniger Erwähnung.

Und die am selben Tag ermordeten 30 Polizeistudenten in Jemen und die am nächsten Tag in Nigeria ermordeten 2.000 Babys, Kinder, Frauen und Greise waren kaum eine Zeile wert. Jeden Tag werden Menschen von Menschen ermordet. Maxim Gorki hat einst optimistisch gesagt: „Ein Mensch, wie stolz das klingt!“ Dürfen wir zustimmen?

Sicher war nicht alles vergebens. In vielen Teilen der Welt leben die Menschen freier und sicherer und auch länger und gesünder als früher, aber in anderen eben nicht. Die Juden, die meistverfolgten und gepeinigten Opfer, haben auch deshalb ein eigenes Land, einen Zufluchtsort erhalten. Der Staat Israel ist bedroht, aber andere halten ihn für eine Bedrohung.

„Von mir kann man nichts nichts erben“

Mit dem Zustand, in dem wir leben, dürfen wir uns nicht zufriedengeben, die Welt des Friedens und der Freiheit ist nur in einzelnen Ländern geschaffen und neuerdings selbst dort wieder bedroht; und wie wird es weitergehen? Unsere Kinder und Enkelkinder sind nun gefragt. Hoffentlich haben wir sie richtig aufgeklärt und ihnen die richtigen Waffen, Werkzeuge und Ideen anvertraut.

Vermächtnis ist ein großes Wort. Von mir kann man nichts erben. Was wir in den Konzentrationslagern durchgemacht haben, mag und kann ich an niemanden weitergeben, und insofern kann, darf und will ich nicht bestimmen, was der Generation, die das deutsche Erbe antritt, von ihren Großeltern und Urgroßeltern vermacht wird und wie sie damit umgehen soll. Wir, die man Zeitzeugen nennt, treten ab und überlassen die Bühne der Zukunft.

Ich konnte dieses Jahr nicht nach Weimar kommen, konnte in Buchenwald keine Rede halten und mich von den noch anwesenden und den verstorbenen Kameraden verabschieden. Ein persönlicher Abschied hielt mich in Belgrad fest. Es gibt ein kitschiges österreichisches Lied, das einige Zeilen enthält, die ich so gerne mag:

„Sag beim Abschied leise Servus, nicht Lebwohl und nicht Adieu, diese Wörter tun nur weh.“ Servus, Kameraden! Servus, liebe Mitmenschen!

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36 Kommentare

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  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    Ganz klar: JA WIR HABEN WIEDER VERSAGT!

    • 6G
      688 (Profil gelöscht)
      @688 (Profil gelöscht):

      "Das Ziel ist nicht erreicht, solange auf der Welt Syrer, Iraker, Libyer, Somalier, koptische Christen, Afghanen oder Palästinenser sterben müssen."

       

      Das Ziel ist vor allem unausgesprochen, solange der nun "freiheitliche" Wettbewerb die Symptomatik des faschistischen Kreislaufes um "Wer soll das bezahlen?" und "Arbeit macht frei" zeitgeistlich organisieren darf, wobei es immernoch arm und reich, Gewinner und Verlierer, dumm und dümmer gibt!

       

      Immernoch sterben TÄGLICH allein ca. 30000 Kinder an Armut die es nicht mehr geben dürfte!!!

  • Zur Frage der Herkunft von Terror und massiver Aggression, finde ich den Beitrag des Hamburger Kinder- und Jugendpsychiaters Andreas Krüger sehr erhellend http://www.ankerland.org/main/files/upload_live/pressespiegel/20141201_spiegel.pdf

     

    Gewaltbereite Menschen, wie Krüger sie beschreibt finden sich überall. Angestiftet zu ihren Untaten werden sie aber von ziemlich berechnenden Funktionären. Die eiskalt ihre eigenützigen Interessen verfolgen. Meistens handelt es sich um wirtschaftliche. So war das auch im Falle der Hitlerbande. Aktuelles Beispiel: http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Irak1/is-herkunft.html

    Den Amis und den Saudis ging es um die Kontrolle der Region (Erdöl, andere Bodenschätze, Wasser). Also um den Zugang zu wichtigen Ressourcen. Zur sozialen Destabilisierung der Bevölkerung werden dann bevorzugt Drogen und sexuelle Gewalt eingesetzt. Beides produziert Kinder, wie Andreas Krüger sie beschreibt.

    Auch in der Naziideologie spielen exzessiver Alkoholkonsum und sexuelle Ausbeutung eine entscheidende Rolle. Adolf Hitler selbst war der Prototyp des in der Kindheit von seiner Mutter emotional ausgebeuteten und dem eifersüchtigen Vater sadistisch misshandelten Jungen. Impotent, drogensüchtig, hasserfüllt, getrieben von Größenwahn.

    Bezeichnend, dass sich ein großer Teil eines ganzen Volkes mit so einer Person identifizierte.

    • @Angelika Oetken:

      Zweifelsohne dürfen wir die Schuld für die Gräueltaten nicht allein bei denen belassen, die diese ausführten. Prioritär muss aber die Schuldzuweisung auf diese gerichtet sein, da das Delegieren der Schuld des unmittelbar Ausführenden Grundlage für die Tat überhaupt darstellt. Der Täter wird zum Barbaren, weil er die Verantwortung auf den Vorgesetzten abwälzen kann.

      Eindruckvolle Aussage von Martin Sommer (Mandrill), dem Schlächter von Buchenwald : Der Koch ( Lagerkommandant) wusste von meiner körperlichen Fitness und Treue und hat das per Anweisung zum Prügeln eiskalt ausgenutzt. ( Zitat sinngemäß ).

      Die Täter werden mit den falschen Prioritäten zu Opfern - keine gute Vorgabe, wenngleich natürlich über Schuld tiefgreifender nachgedacht werden muss, konnte sich doch ein Mandrill oder Hitler seine Kindheit nicht aussuchen.

      • @lions:

        "konnte sich doch ein Mandrill oder Hitler seine Kindheit nicht aussuchen."

         

        Nein aussuchen kann sich sein Schicksal niemand. Aber es bleibt jedem Individuum die Wahl, ob es die Zerstörung und Gewalt, die es erlebt hat, weiterreicht oder eben nicht.

        Es sei denn, diese Person ist nicht zurechnungsfähig. Das mag auf Adolf Hitler in der letzten Phase seiner Rolle eines Diktators und Anführer einer brutalen Menschenschlächterbande zutreffen. Aber nicht auf einen großen Teil der damaligen Deutschen.

        Es gibt viele Menschen, die in der Kindheit Schlimmes erleiden und das gerade deshalb NICHT weiterreichen. Im Gegenteil, sich sogar einsetzen. So wie das die Buchenwald-Überlebenden jetzt auch tun.

        Täterbiografien sollten uns eine Lehre sein und dazu aufrufen, genauer hinzugucken, was mit Kindern angestellt wird. Die Idealisierung der Elternschaft und Familie ist zum Beispiel etwas, was ernst gemeintem Kinderschutz entgegen steht.

        • @Angelika Oetken:

          Ganz Ihrer Meinung und darin verliert sich offenbar der Begriff Schuld. Die Abgrenzung von dem, was dem Kind angetan wird, gelingt umso schlechter, je mehr es von den Eltern ausgeht. Viele misshandelte Kinder werden später sagen, das hätten sie doch eigentlich verdient, weil ein Kind prinzipiell die Schuld bei sich verortet. Die Kinder identifizieren sich über die Eltern und dies geht in Fleisch und Blut über.

          Ein besonders perfides Spiel, was nicht leicht zu durchschauen ist.

  • Sehr geehrter Herr Ivanji,

     

    schon allein die Tatsache, dass Sie und einige andere Überlebende die Nachwelt an dem teilhaben lassen, was Sie und Ihre Leidensgenossen erleben mussten ist ja ein Zeichen für große Resilienz. Also auch Erfolg.

    Ob man sein Ziel erreicht oder nicht hängt ja zuallererst davon ab, wie realistisch es formuliert wurde. Der Rest ist eine Mischung aus Zufall und Glück.

    Von einer Welt des Friedens sind wir sicher weit entfernt. Aber wir leben immerhin in einer Welt des Austauschs und der grenzüberschreitenden Kommunikation. So dass heute viel weniger verborgen bleibt als früher.

    Schreiben Sie bitte auf, was Ihnen noch am Herzen liegt. Es ist wichtig.

     

    Mit freundlichen Grüßen,

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

  • Nein, sie haben nicht versagt, die Überlebenden von Buchenwald. Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist einfach keine Aufgabe, die eine Generation allein lösen kann. 10.000 Jahre Menschheitsgeschichte hat es gebraucht, bis das NS-Regime Realität war. Es wird gewiss viel mehr als 100 Jahre brauchen, den Faschismus samt seiner Wurzeln auszurotten. Diese Wurzeln nämlich reichen tief. Sie finden sich überall in der Gesellschaft. Sie treiben viele Blüten, die nicht unbedingt erkennbar sind als Auswüchse eines giftigen Gewächses. Es wird noch sehr viel Forschung, sehr viele haarige Debatten und sehr viele persönliche Erfahrungen brauchen, bevor die Menschheit sich auch nur in Ansätzen darüber einig ist, was zu lernen ist aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 und was zu tun bzw. zu unterlassen, damit sich sowas nicht mehr widerholt.

     

    Ein Anfang aber ist gemacht. Heute vor 70 Jahren hat festgestanden, dass Menschen Unmenschliches überleben und dabei Menschen bleiben können. Menschen, die Dinge richtig machen oder falsch, die dabei aber immer an eine glückliche Zukunft für alle glauben. Eine Zukunft ohne Hass und Gewalt, mit Freiheit und Würde für jeden Menschen. Das ist eine Leistung, die nicht hoch genug bewertet werden kann. Sie ist nämlich die Basis für alles andere. O ja, sie haben ihren Schwur gehalten, die Überlebenden von Buchenwald. Und wenn sie demnächst nicht mehr kommen können zu den Gedenkfeiern, in die Schulen oder einfach zu Besuch, dann sollten möglichst viele andere ihren Platz einnehmen.

     

    Vermächtnis ist ein großes Wort. Wir Nachgeborenen brauchen nichts zu erben um ein Vermächtnis anzutreten. Selbst wenn uns niemand bestimmt zu seinem Nachfolger, können wir da weiterzumachen, wo unsere Vorgänger aufhören mussten. Wir können und wir werden selbst entscheiden. Wir sind nämlich durchaus "richtig aufgeklärt". Man hat uns "Waffen, Werkzeuge und Ideen anvertraut". Es liegt an uns, was draus zu machen.

  • Die Überlebenden der Konzentrationslager haben weniger versagt, als der Rest der Welt, der es duldet, dass in einem der reichsten Länder der Welt jedes Jahr 200 Kinder von ihren eigenen Eltern totgeschlagen wird, weltweit 220 Millionen Kinder sexuelle Gewalt und Ausbeutung erleben, eine noch höhere Zahl in Armut, Umweltverschmutzung und Krieg aufwachsen muss und das alles von der Mehrheit der Bevölkerung für normal gehalten wird. Solange der Anfang des Lebens von solcherlei Traditionen geprägt ist, kann die Mentalität der Menschen nur mühsam verbessert werden.

  • Schade, wir hätten uns kennen lernen können und enorm viel zum Narzismus der Nationalsozialisten und zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus beitragen können. Statt dessen geht es wohl nur um Leute die Helden sein wollen, im Grunde arbeitsscheu sind und nur die erste Geige spielen wollen. Hurra, wir haben ein Gegenwartsproblem.

  • Nicht weit von Buchenwald, in Tröglitz, brannte kürzlich ein geplantes Flüchtlingsheim. Auch nicht weit davon, im Mühlhausen, wehren sich selbst Politiker der etablierten Parteien gegen die Aufnahme von Flüchtlingen.

    Haben wir versagt? Ja!

    • @robby:

      Das Geschehen in Tröglitz zeigt ja exemplarisch wie brauner Terror funktioniert. Es ist nämlich gar nicht so, dass der gesamte Ort aus neofaschistischen Ausländerhassern besteht. Eine bestimmte Gruppe von Kriminellen, die vorgibt "politisch" zu handeln und hinter die üblichen und bekannten Drahtzieher stecken, versucht mit zu Recht verbotenen Mitteln Druck auf alle Anderen auszuüben.

      Hier gilt es, sofort, entschieden und umfassend Grenzen zu setzen. Und damit die zu stärken, die bürgerschaftliches Engagement und Charakter zeigen. Dagegen solche, die feige heimlich Brände legen zu zeigen was sie sind: ordinäres, gewissenloses Gesindel.

      Der Bürgermeister von Tröglitz hat absolut richtig gehandelt. Und ich hoffe, die Verantwortlichen ziehen die richtigen Schlüsse. Hoffentlich finden sie in alle ihrem Stress die Zeit, einige der aktuellen Beiträge von KZ-Überlebenden zu lesen.

      Denn auch vor fast 90 Jahren als der deutsche Faschismus sich gründete waren es viele, scheinbar zufällige Begebenheiten wie die in Tröglitz, die schließlich in einem weltweiten Desaster mündeten.

    • @robby:

      Wer ist wir ?

  • Solange wir in einer Welt leben, in der dem menschlichen Leben von der Gesellschaft ein Wert zugeschrieben wird, der davon abhängig gemacht wird, wie nützlich ein Mensch für die wirtschaftliche Verwertbarkeit ist - solange ist es nicht ausgeschlossen, dass die Barbarei wieder kehrt. Denn die Entmenschlichung, die im Nationalsozialismus seine brutalste Radikalisierung fand - ein System erklärte Menschen als "nicht lebenswert" und nahm sich deren systematische Vernichtung zum Ziel - liegt tief im Kapitalismus begründet. Nur im Kapitalismus wird die Entfaltung der menschlichen Individuen dem wirtschaftlichen Nutzen unterworfen. Nur im Kapitalismus werden wir zu Nummern erniedrigt, deren Wert durch nüchterne und eiskalte Kosten-Nutzen-Rechnungen berechnet und definiert wird. Das geht soweit, dass sogar das Recht auf Leben selbst dem wirtschaftlichen Nutzen unterworfen wird. Natürlich nicht immer offen und direkt, sondern oft auf subtile Weise, durch strukturelle Zwänge und Gewalt. Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen - so lautet das kapitalistische Grundprinzip. Die Barbarei ist also ohne Kapitalismus nicht zu denken. Wollen wir das Versprechen der Häftlinge von Buchenwald wirklich einlösen, dann müssen wir den Kapitalismus nachhaltig überwinden.

    • 1G
      12239 (Profil gelöscht)
      @Rudeboy:

      Super Kommentar! 100% Zustimmung!

    • @Rudeboy:

      Mich macht es betroffen, wie hier die tiefgehende Frage eines Buchenwald Häftlings "genutzt" wird, seine eigenen - höchst oberflächlichen - Ideen zu propagieren, ohne auf des Autors Aussagen Bezug zu nehmen. Im übrigen: "Barbarei" - also die massive Geringschätzung des Rechts auf Leben - hat es in vor- und nachkapitalistischen Gesellschaften gegeben. Siehe die Millionen Opfer in den stalinistischen Arbeitslagern, die Sklaverei in der Antike, die Kriegsgreuel im 30jährigen Krieg. Die antikapitalistischen Scheuklappen ("Nur im Kapitalismus...") Rudeboys führen dazu, Realität auszublenden - das aber ist genau das, was der Linken nicht mehr passieren darf nach 1989/90!

      Noch mal im übrigen: Ist Rudeboy eigentlich bekannt, dass ein "Recht auf Leben" erst im beginnenden Kapitalismus in den Verfassungen von Staaten verankert wurde? Die Aufklärung war ein Projekt des Bürgertums.

      Bitte dialektisch denken, sonst kommt Unsinn raus.

      • @Plewka Jürgen:

        Nachkapitalistische Gesellschaften gab und gibt's leider bislang keine - genau da liegt doch das Problem.

        • @Rainer B.:

          Rudeboy führt die Barbarei auf Erden auf die Verwertungszwänge der kapitalistisch organisierten Gesellschaft zurück. Was immer die Gesellschaften im Osten zwischen 1917 und 1990 waren - das Konkurrenzprinzip und die private Aneignung des Mehrwerts gab es dort nicht. Auch in diesem Kommentar gilt wieder: Augen zu, damit die antikapitalistische Gesinnung bruchlos weiter propagiert werden kann.

          WEM NÜTZT DAS?

          • @Plewka Jürgen:

            Der Definitionsversuch einer nachkapitalistischen Gesellschaft sollte eigentlich ihr "Nachkapitalistische Gesellschaften gab ... es bislang keine" widerlegen, der es ihnen erlaubt nur im Kapitalismus die Quelle der Barbarei zu sehen.

            Wieso ist meine Aussage über SU, DDR, etc. eine These? Noch dazu eine ideologisch geprägte??

            Herrschte in der DDR das Konkurrenzprinzip in der Wirtschaft und prägte die Menschen entsprechend? Und gab es dort Privateigentum an Produktionsmitteln?

            Das vertreten sie?

            • @Plewka Jürgen:

              Ihre Aussage über die Gesellschaften des Ostens gibt doch lediglich das ideologische Aushängeschild wieder, das diese sich vor die Tür hängten. Mit der Wirklichkeit hatte das aber herzlich wenig zu tun, deshalb bleibt es auch nur eine These. Selbstverständlich galt in der DDR das Konkurrenzprinzip. Die Produktionseinheiten standen sowohl in Konkurrenz gegeneinander, als auch in Konkurrenz zum Westen und ohne Konkurrenzdruck hätte es auch die Stasi wohl schwer gehabt. In der Spätphase ist die DDR größtenteils zum billigen Zulieferbetrieb des Westens geworden, dem Devisen wichtiger als alle politische Überzeugungen war. Wo soll da der grundlegende Unterschied zum kapitalistischen Westen gewesen sein? Privateigentum an Produktionsmitteln war und ist auch im Westen nur eine Ausnahmeerscheinung und auf einige wenige Prozent der Bevölkerung begrenzt. Solche Ausnahmen gab es auch in der DDR für führende SED-Funktionäre.

              • @Rainer B.:

                Zur Erleuchtung noch einmal die Erinnerung an den Ausgangspunkt der Debatte:

                "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen - so lautet das kapitalistische Grundprinzip. Die Barbarei ist also ohne Kapitalismus nicht zu denken." schrieb Rudeboy.

                Dieses Grundprinzip - sofern es überhaupt existiert - galt aber doch mindestens ebenso in der antiken Sklavenhaltergesellschaft und im mittelalterlichen Feudalismus. Da brauchts den Kapitalismus nicht.

                Sie wollen aber doch nicht ernsthaft behaupten, dass in der SU dieses "Grundprinzip" dito galt.

                Mir geht es dabei nicht um eine positive Einschätzung der realsozialistischen Staaten, denn in deren Geschichte finden sich reichlich Barbareien!

                Mir geht es um die Widerlegung des oberflächlichen "Der Kapitalismus ist die Grundlage der Barbarei." Da heißt es schon tiefer schürfen.

                Zuguterletzt: Privateigentum an Produktionsmitteln ist im Westen nicht Ausnahme, sondern Regel! Wie viele Betriebe sind denn im Kolektiv- (Genossenschaften etc.) oder Staatsbesitz????

                • @Plewka Jürgen:

                  Auch der Kapitalismus war und ist einem stetigen Wandel unterzogen. Sklavenhaltergesellschaft und Feudalismus sind nur frühere Formen des Kapitalismus. Die Barbarei, mit der wir es heute zunehmend weltweit zu tun haben, ist ohne den modernen Kapitalismus nicht denkbar. Er liefert die Waffen und die passenden Ideologien dazu gleich mit.

                  Was die Rolle des Privateigentums in unserem System angeht, sind Sie auf dem Holzweg. Genossenschaften gehören längst zu den erfolgreichsten Gesellschaftsmodellen mit steigender Tendenz. Insbesondere im kommunalen Bereich haben Sie sich gegenüber den sogenannten "Privatisierungen" öffentlicher Aufgaben deutlich bewährt, die mittlerweile mehr und mehr mit hohem Aufwand rückgängig gemacht werden müssen, weil sie dem Gemeinwesen mehr geschadet als genutzt haben. Betriebe, die früher im Staatsbesitz waren (Post, Bahn etc.) hängen nach wie vor am Staatstropf und sind somit ebenfalls ohne das "Kollektiv" nicht lebensfähig.

                  • @Rainer B.:

                    Hier können wir unseren Diskussionszweig jetzt beenden, denn die Barbarei um die es im Artikel ging, war der NS ... und Rudeboys Kapitalismus "Analyse" bezog sich genau darauf und nicht auf die heutige Barbarei.

                    Inwiefern der moderne Kapitalismus "die passenden Ideologien" zur modernen Barbarei liefert, ist mir allerdings schleierhaft. Der IS ist eine antimodernistische Bewegung, er verleugnet individuelle Selbstverwirklichungsansprüche - die sind aber doch gerade (auch) Folgewirkungen des Kapitalismus.

                    Soll die Kapitalismuskritik bei Ihnen und Rudeboy eigentlich irgenwie marxistisch fundiert sein? Marx hielt den Kapitalismus gegenüber den mitnichten kapitalistischen Vorgängergesellschaften für einen Fortschritt!

                    Zuletzt: Laut statistischem Bundesamt gab es 2013 ca. 3,2 Mio. Unternehmen.

                    Davon waren 5573 Genossenschaften. Das zum Thema geringe Bedeutung des Privateigentums an Produktionsmitteln.

                    • @Plewka Jürgen:

                      Sie haben leider weder Rudeboy's noch meinen Text richtig gelesen, geschweige denn verstanden. Die eigentliche Barbarei besteht bereits in der "wirtschaftlichen Verwertbarkeit" von Menschen. Das bezeichne nicht nur ich als Kapitalismus, das ist auch das Charakteristische am Kapitalismus in all seinen zahlreichen Facetten.

                      Die Zeit des zweiten Weltkriegs war ein trauriger Höhepunkt dieser durch und durch kapitalistischen Denke, aber sie war weder ihr Ausgangspunkt, noch ihr Endpunkt.

                      Wenn Marx Fortschritte im Kapitalismus seiner Tage gegenüber den Vorgängergesellschaften gesehen hat, so wurde diese Einschätzung doch später, insbesondere durch den Nazionalsozialismus hier und den Stalinismus dort, gründlich widerlegt. In diesem Punkt lag er offensichtlich falsch.

                      • @Rainer B.:

                        Da bleibt mir dann ja nur noch die Kapitulation, wenn ich nicht in der Lage bin ihre ausgefeilte Argumentation zu verstehen.

                        Nationalsozialismus sollten Sie aber doch richtig schreiben.

                        • @Plewka Jürgen:

                          Passt schon!

          • @Plewka Jürgen:

            Dass es das Konkurrenzprinzip und private Aneignung des Mehrwerts in den Gesellschaften des Ostens zwischen 1917 und 1990 nicht gab, ist eine rein ideologisch geprägte These. Selbst, wenn es so gewesen wäre, widerlegt es Rudeboys Analyse keineswegs. Im übrigen wird der Kapitalismus auch dieser Tage ja weit weniger von Konkurrenz und Privateigentum geprägt, als vielmehr durch Monopolbildungen und rücksichtslose Umverteilung von unten nach oben. Wem soll das wohl nützen?

    • @Rudeboy:

      Auch ich stimme Ihnen da voll zu. Barbarei ist kein isoliertes Phänomen, das die Menschen überkommt, wie die Grippe. Barbarei wird strukturell von langer Hand durch den Kapitalismus angelegt. Die Zielsetzungen des Kapitalismus mögen zwar durchaus andere sein, aber die Basis des Kapitalismus sind Ungleichgewicht und Zerstörung - notfalls auch Selbstzerstörung. Man kann beim Aufbau einer neuen Welt des Friedens versagen, aber man kommt sicher nicht umhin, sich diesem Kampf gegen Nazismus und Kapitalismus zu stellen und die Herausforderung, die darin liegt, aktiv anzunehmen.

    • @Rudeboy:

      Stimme Ihnen voll und ganz zu. Die Frage, die ich mir immer wieder stelle und immer wieder keine Antwort finde ist dann die, was wird sein, wenn wir den Kapitalismus nachhaltig überwunden haben?

      • @jörg krauss:

        Der Kapitalismus wurde doch schon überwunden, z.B. in der Sowjetunion, in Nord-Korea und vielen anderen Ländern.

      • @jörg krauss:

        Eine schwierige Frage, auf die ich auch keine Antwort weiss und auf die es vermutlich so auch keine Antwort geben kann, da dies hellseherische Fähigkeiten erfordern würde. Aber wenn ich mir die Welt anschaue, wie sie heute ausschaut - all die Gewalt, die Ausbeutung, der Hunger, die Armut, das Leid - dann sehe ich in der Überwindung des Kapitalismus wenigstens die Chance und das Potential, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, wo jeder Mensch sein Leben entfalten kann und wo wir friedlich und ohne Gewalt in einer gerechten Gesellschaft zusammenleben. Das gute und schöne Leben für alle. Ich sage nicht, dass die Überwindung des Kapitalismus notwendigerweise dazu führen muss, aber für mich macht es gerade Sinn, den Kapitalismus unter diesem Gesichtspunkt zu überwinden: nämlich mit dem Ziel der sozialen und menschlichen Emanzipation.

        • @Rudeboy:

          Die Überwindung dessen, was man Kapitalismus nennt, in anderer Form Sozialismus kann nur auf der Überwindung von Macht fußen. Eine so gerechte Welt müsste also eine anarchistische sein. Ein nachhaltiger Anarchismus bedarf aber Menschen, denen von Kindsbeinen an das Machtstreben fern ist. Wer prägt diese Kinder immer wieder ? Machthungrige Erzieher, Angstmacher, Bezwinger des Eigensinns. Dieser Hydra müsste man wohl erst mal beikommen.

          • @lions:

            Ja, dem stimme ich zu! Es geht auch um die Überwindung von Macht. Und ja, ein Kommunismus, der es ernst meint mit der Emanzipation und nicht wieder in die gleichen Fallen tappen will wie in der Vergangenheit, muss libertär/anarchistisch sein und sich gegen Herrschaftsverhältnisse richten. Zivilcourage, Kreativität, Eigensinn, Verweigerung, Aufmüpfigkeit und Rebellion sind die Verhaltensweisen, die wir im Grunde erst lernen müssen. Denn unsere Gesellschaft lehrt uns das genaue Gegenteil: Unterwerfung, Konformität, Gleichmacherei (als Gegenpol zum individuellen Eigensinn), Angst. Also ich gebe dir da völlig recht: Die Überwindung von Macht und Herrschaft und die Etablierung von libertär-anarchistischen Verhältnissen ist einerseits eine sehr schwierige Aufgabe, wäre andererseits aber auch ein wirksames Heilmittel gegen die gewaltförmige Vergesellschaftung im Kapitalismus.

      • @jörg krauss:

        Und was ist mit den sowjetischen Gulags, mit den Killing Fields der Kmehr Rouge, den Morkommandos der IS, den Hungersnöten in Nordkorea, den Millionen der Verhungerten bei Maos großen Sprung.

        War das auch Kapitalismus???

  • Ich bin der Meinung, dass der Kern nicht die einzelnen Täter sein können, dass das zu kurz greift. Dass eine Bestrafung zwar absolut notwendig, aber allein nicht ausreichend sein kann. Auch die Erklärungen für die Entwicklungen in dieser Zeit greifen nach meinem Verstehen viel zu kurz. Mir ist zum ersten mal der Unterschied Nazismus und Narzissmus aufgefallen. Dennoch liegt die narzisstische Störung Hitlers ziemlich nahe. Das alleine aber kann auch noch nicht erklären warum so viele Menschen diesem System verfallen waren.

     

    Ich habe mein Erkärungsversuche versucht zu formulieren bei folgenden Artikeln, denn ich bin der Überzeugung, dass wir unseren Nachkommen nicht nur diese grausame Vergangenheit hinterlassen dürfen, sondern dass es wichtig ist, tieferliegende Erklärungsmodelle zumindest zu suchen.

    Hier nun zwei Links wo ich mich in den Kommentaren vielfach geäußert habe mit meinen Überzeugungen:

    http://www.taz.de/Kolumne-German-Angst/!156973/

    http://www.taz.de/Bilder-des-Islamischen-Staates/!156823/ (Kommentare aus diesem Artikel passen auch zu dieser Thematik)