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Essay Autofrei LebenMehr Hiddensee

Wer auf einen Wagen verzichtet, muss den Verkehr genauso ertragen wie Autofahrer. Warum eigentlich schaffen wir keine autofreien Gebiete?

Ohne Autos ist es viel ruhiger. Und auch die Luft ist besser Illustration: Katja Gendikova

Ist die Fähre erst einmal abgefahren, wird es plötzlich sehr still. Nur das Brausen und Gurgeln der Ostsee ist zu hören. Viele greifen nach einem der Handwagen, die zu Dutzenden am Hafen stehen, um Gepäck aufzuladen. Auch zwei Kutschen stehen für jene bereit, deren Quartiere etwas weiter entfernt sind. Ich selbst benutze mein Fahrrad für den Transport. Die Ankunft in Vitte auf der Insel Hiddensee hat etwas Irritierendes, denn Orte ohne Autos existieren in unserer rücksichtslos motorisierten Welt kaum noch.

Selbst dort, wo gerade keine fahren – etwa in einer Fußgängerzone oder in einem Park – hört man dennoch im Hintergrund die mehr oder weniger lauten Motorengeräusche irgendeiner Straße oder Autobahn. Es ist dieses ständige Rauschen unserer Zeit, das viele bewusst gar nicht mehr wahrnehmen, das aber dennoch enorm belastet. Wie beim Tinnitus gibt es kein Entrinnen.

Wer auf einen eigenen Wagen verzichtet, hat dadurch kaum Vorteile. Der Lärm, die Gefahren des Autoverkehrs und den enormen Platzverbrauch müssen die Unmotorisierten genauso ertragen wie passionierte Autofahrer. Doch warum eigentlich? Hiddensee zeigt, dass ein Leben ohne Privatfahrzeuge auf einem begrenzten Territorium ohne Weiteres machbar ist. Die Autos auf der Insel, meist emissionsarme E-Wagen, lassen sich an zwei Händen abzählen: der Inselbus, das Polizeiauto, Feuerwehr, Müllwagen und noch das ein oder andere handwerkliche oder landwirtschaftliche Nutzfahrzeug. Alle anderen – auch die Hotelbetreiber*innen, Gastronom*innen und Ladenbesitzer*innen – bewegen sich per Rad, zu Fuß oder per Schiff.

Eine Mitarbeiterin in der Touristeninformation erzählt, dass sie eine Sondergenehmigung für den Möbeltransporter brauchte, als sie auf die Insel umzog (der Ruhe wegen). Selbst der Bestatter, der vom benachbarten Rügen übersetzt, braucht für seinen Wagen eine Erlaubnis, wenn er einen Verstorbenen abholt. Ganz mühelos ist das autofreie Leben also sicher nicht, und es wäre falsch, diesen Eindruck erwecken zu wollen. Gerade bei Wind, Regen und Kälte scheint es für Familien so viel einfacher, die Kinder schnell ins Auto zu packen, um zur Kita, zur Schule oder zum Supermarkt zu gelangen.

Doch zu welchem Preis? Und warum sollen alle ihn zahlen, auch diejenigen, die zum Verzicht bereit sind? Besonders für Kinder werden die öffentlichen Räume immer kleiner. Der starke Verkehr hat das Draußen zur feindlichen Außenwelt werden lassen. Fast 30.000 Kinder verunglücken pro Jahr, 60 davon tödlich (2017).

Die Gefahren der Straße

Über die Hälfte dieser Kinder waren dabei auf dem Rad oder zu Fuß unterwegs. Außer im eigenen Garten ist das Spielen außerhalb der eigenen vier Wände oder auf einem eingezäunten Spielplatz immer ein Risiko. Das gilt für das Leben auf dem Land genauso wie in der Stadt. Auf einer Landstraße zur Schule zu fahren, dürfte mindestens so gefährlich sein wie das Überqueren von Kreuzungen in der Stadt.

Für die Freiheit der Autofahrenden schränken alle anderen ihre Freiheit ein, seltsamerweise ohne großen Protest. Nicht bei offenem Fenster schlafen zu können – es sei denn, man gehört zu den Glücklichen mit einem Schlafzimmer zum ruhigen Hinterhof – ist zur traurigen Normalität geworden. Schicksalsergeben nehmen wir hin, dass zur Straße gelegene Balkone nicht genutzt werden können, weil der Lärmpegel anfahrender Lkws an einer Ampel oder der allgegenwärtigen Lieferwagen das Wohlbefinden stören oder man schlicht sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Verkehr ist die größte Lärmquelle, er vermindert die Leistungsfähigkeit und verursacht auf Dauer Herz- und Kreislauferkrankungen. Die Zukunft möchte man sich so eigentlich nicht vorstellen.

Inwiefern ist das Konzept einer autofreien Insel übertragbar, und auf welche Weise könnte es überall ein bisschen mehr Hiddensee geben? Natürlich existieren in Deutschland längst Projekte für autofreies Wohnen. In München-Riem beispielsweise oder die Siedlung Saarlandstraße in Hamburg-Winterhude. Fast in jeder größeren Stadt finden sich ein oder zwei Modelle. Doch angesichts dessen, dass in den urbanen Zentren nur noch jeder zweite Haushalt ein Auto besitzt, sind die Angebote lächerlich gering. In anderen europäi­schen Metropolen wird längst in größerem Stil mit autofreien Zonen und Zeiten experimentiert. Doch in Deutschland wird das autofreie und damit ebenso flächensparende wie gesundheits­fördernde und klimafreundliche Bauen bisher kaum verwirklicht.

Wenn ich an Beispiele für mehr Hiddensee auf dem Festland denke, kommt mir deshalb eher ­Israel als Deutschland in den Sinn. Bevor ich Nahostkorrespondentin wurde, habe ich immer davon geträumt, in einem Kibbuz zu leben. Allerdings nicht der sozialistischen Ideale oder der Begeisterung für Landwirtschaft wegen. Mich hat fasziniert, dass der kleine Sohn meiner Freundin in einem Kibbuz zwischen Jerusalem und Tel Aviv allein zum Kinderhaus stapfen, seine Freunde besuchen und zum Spielplatz gehen konnte. Mit drei Jahren!

Der fragliche Kibbuz ist, wie die meisten der insgesamt 270, wie ein Park angelegt. Viele kleine Häuschen stehen darüber verstreut, sind aber nicht eingezäunt. In der Mitte liegen die Kinderhäuser oder Kitas, der kleine Lebensmittelladen und das Gemeinschaftshaus, Spiel- und Sportplätze. Eine schmale Straße führt eiförmig um den Kibbuz herum zu zwei kleinen Parkplätzen. Von dort geht man zu Fuß weiter. Durch den übrigen Kibbuz führen nur Fußwege. Auf dieser gesamten Fläche sind Kinder, Katzen, Hunde und sonstige Kreaturen weitestgehend sicher.

Autofrei wohnen

Autofrei zu wohnen war für die Kibbuznikim ursprünglich keine bewusste verkehrs- oder umweltpolitische Entscheidung; es hatte sich einfach so ergeben, denn bis zu den Privatisierungen hatte die überwältigende Mehrheit der Mitglieder gar keinen eigenen Wagen. Das Kollektiv besaß ein oder zwei Fahrzeuge, die man ausleihen konnte.

Wohlig stellte ich mir vor, dass auch meine frisch geborene Tochter bald einmal über die Wiese laufen würde, sicher und geborgen in einem ländlichen, aber nicht spießigen oder gar konservativen Idyll. Leider erfüllte sich dieser Traum nie, denn alle Kibbuzim, auch dieser, begannen aus finanzieller Not, hektisch zu privatisieren. Es wurde nicht mehr vermietet. Nur noch Neumitglieder mit den finanziellen Möglichkeiten, ein Haus zu bauen oder zu kaufen, wurden aufgenommen. Das Interesse war groß, denn eine Lebensqualität wie im Kibbuz ist auch in Israel anderswo nicht leicht zu finden.

Notgedrungen zogen wir in eine benachbarte Ortschaft, ein reguläres Dorf. Diese Entscheidung stellte sich als schwerwiegender Fehler heraus. Gefühlt fuhren die Autos auf der Dorfstraße durch unser Schlafzimmer. In dem Moment, in dem der Nachbar morgens sein Auto anließ, um zur Arbeit zu fahren, war ich hellwach. Wenn im Morgengrauen der Müllwagen kam und die Fensterscheiben vi­brierten, weinte mein Baby vor Schreck. Ob ein Mittagsschläfchen möglich war, hing gänzlich vom Verkehrsaufkommen auf der Dorfstraße ab, an der auch gern mal ein Schwarm Motorräder entlangwummerte.

Wir flohen schon nach wenigen Monaten in die Stadt, ans Ende einer ruhigen Sackgasse, wo wir morgens tatsächlich Vögel statt Autos hören konnten und uns keine Abgase durch die offenen Fenster strömten. Aber die Sehnsucht nach dem Kibbuz, dieser autofreien Insel, auf der alle Hektik von einem abfällt, ist geblieben.

Radikaler denken

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Ein Versuch, Kibbuzim in Deutschland einzuführen, dürfte bedauerlicherweise wenig aussichtsreich sein. Bleiben also nur die wenigen autofreien Wohnprojekte. Schön für den Einzelnen, wenn er dort eine Bleibe ergattert. Doch durch Neubaugebiete allein lässt sich zu wenig erreichen. Sie bringen autofreies Wohnen nur minimal voran, denn in den städtischen, gut angebundenen Gebieten, in denen die meisten Unmotorisierten leben, gibt es kaum noch Freiflächen. Mehr Hiddensee kann so nicht entstehen. Wir müssen radikaler denken, viel radikaler.

So radikal beispielsweise wie die Religiösen in Israel, die Charedim. Am Freitagabend, wenn der Sabbat beginnt, schließen sie die Straßen, in denen sie die Mehrheit stellen. Sie lassen eine Schranke herunter. Bis Samstagabend gehört die Fahrbahn den Familien, die dort flanieren, den Kindern, die Ball spielen, Rad fahren und Unfug treiben. Die Gründe für die Sperren sind nicht verkehrspolitisch. Doch warum nicht auch in Berlin, Hamburg oder Frankfurt Straßen für den Verkehr schließen, wenn die Mehrheit dort kein Auto besitzt und entsprechend abstimmt? Es klingt vielleicht utopisch, aber auch das Frauenwahlrecht und rauchfreie Cafés waren einmal eine Utopie.

Fünf Meter mehr Platz entstünden in einer normalen Straße allein dadurch, dass rechts und links Parkplätze wegfielen – man stelle sich vor, wie es vor der eigenen Haustür aussähe, wenn dort, wo jetzt Autos Platz wegnehmen, Grünzeug angepflanzt und Bänke aufgestellt wären. Wenn man zur Straße hin nachts das Fenster offen lassen und dabei sogar schlafen könnte. Wenn Kinder wieder bis zum Abend auf der Straße spielten und Katzen dort nachts Mäuse jagten.

Ich wäre sogar bereit, etwas weiter als bisher zur Straßenbahn zu laufen, die Internetbestellungen von einer Paketstation abzuholen und mir einen Bollerwagen für die Getränkekästen anzuschaffen. Denn mehr Hiddensee mitten in der Stadt – das kann Zukunft sein.

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36 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Straßen sollten blockiert werden. Fahren nach Vorschrift statt die durchgängig zu beobachtenden 10-20 kmh über dem Tempolimit würden schon ein weng was entschleunigen.

  • Mir würde ja schon reichen, wenn die Sackgasse, in der ich wohne, in der sich eine Grundschule, ein Wohnheim für Menschen mit Behinderung und zahlreiche Familienhäuser befinden, zur Tempo-30-Zone werden würde. Aber nein. Anwohnende, die in ihrem Auto zur Arbeit fahren und Busse, die alle 300 Meter Haltestellen anfahren, haben ein Recht auf Tempo 50. Schulkinder, Radfahrende, Zufußgehende sind in der Mehrheit, aber nicht so wichtig. Das lernen die Kinder hier als erstes. Yes.

  • "Ich wäre sogar bereit, etwas weiter als bisher zur Straßenbahn zu laufen, die Internetbestellungen von einer Paketstation abzuholen und mir einen Bollerwagen für die Getränkekästen anzuschaffen."

    Und genau das halte ich für falsch, weil es die Menschen nicht partnerschaftlich mitnimmt, sondern "belehrt".



    M.E. richtig: das an den Tag gelegt Eigenengagement in Arbeitsplätze umwandeln.

  • Ein toller Artikel! Auf der Höhe der Zeit! Die vielen Artikel zu Tempolimit, Feinstaubgrenzwerten, E-Auto usw. vernebeln die Erfordernis und die Möglichkeit einer radikalen Verkehrswende. Die Klimakatastrophe steht vor der Tür, Begrenztheit/Verknappung von Öl und weiterer Ressourcen, die Verkehrstoten und -verletzten ...



    Es braucht mehr von solchen Schilderungen! Der Ausstieg aus dem Auto ist durchaus für viele machbar, wenn mensch es will. ;)

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Autofrei, bin dabei.

    In Erinnerung bleiben mir die Fahrten mit dem 2 CV, der sich voll mit Marihuanschwaden elegant in die Kurven legte. Was für ein Trip.

    Das einzige Auto, dass ich je mein eigen nannte, war ein Wartburg. Den stieß ich ab, als er 30 Liter verbrauchte und schwarze Rauchschwaden ausstieß.

    Seitdem BVG, Fahrrad, Bahncard und Taxi.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Wenn ich weiter Fahrrad fahre, bin ich bald auch Autofrei, Anfang des Monats gab es den 3 Punkt mit dem Fahrrad.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Sven Günther:

        Früher war es Ehrensache in solchen Fällen einen Fluchtversuch zu wagen.

        Ortskundig kannte man Gassen und Durchgänge, durch die kein Streifenwagen kam.

        Heute fahre ich streng nach StVO, soweit ich mich damit auskenne.

        Was muss man denn tun um einen Punkt zu bekommen?

        • @88181 (Profil gelöscht):

          In Frankfurt hat sich leider folgende Taktik eingebürgert. In Zivil gekleidete Blaue sehen den Verstoß und folgen Ihnen, machen sich aber nicht bemerkbar. 2 Kreuzungen weiter stehen dann offizielle Blaue und wollen Sie anhalten. Wenn Sie an denen vorbeiziehen verfolgen sie die Zivilen.

          Über die rote Ampel fahren sind 1 Punkt und als Wiederholungstäter waren es glaub ich das letzte mal 160 EUR.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @88181 (Profil gelöscht):

      Wie wäre es mit dem hessischem Ehrenpreis für Gutmenschen? Überreicht in jener Stadt, die uns beide verbindet: Marburg? Vielleicht kann ich OB Spiess überzeugen, wo er schon Greta Thunberg einladen möchte.

      Für mich selbst - ohne Wartburg, 30 Liter, schwarze Rauchschwaden - erwarte ich den Heiligenschein. Müßte ich wohl anderenorts klären. :-)

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @76530 (Profil gelöscht):

        Gute Idee. Und der Preis besteht aus einem Bembel aus nachwachsenden Rohstoffen voll mit fair gehandeltem Äppelwoi.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @88181 (Profil gelöscht):

          Aber so was von fair. Mit Äppeln aus der Wetteraaaa.

          Wenn wir die Idee des Altmeisters aufgreifen, sollten wir in Sachen LW und HS den Hauptfriedhof in MR als location auswählen.

          Vielleicht mit einer Zugabe von 'Wolferl' Ambros. Am Zentralfriedhof is Stimmung ...

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Übereicht von Lia Wöhr & Heinz Schenk.

          Der Prämierte muß aber draa mal - 3 x



          Ob’rr’rrslll - korrekt aaspreche kenne. Gelle.

          unterm——



          für nichthessisch bewanderte:



          Oberursel

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @Lowandorder:

            À propos Oberursel. Ich hatte mal ein tête-à-tête mit einer höheren Tochter aus Oberursel. Sie wollte ihre Eltern ärgern, indem sie Autonome spielte.

            Die üppige Hütte der Familie war schräg gegenüber der der Pontos. Der Mord war da schon 10 Jahre her, aber komisch war es doch.

            Und dann war Oberursel noch der Sitz des WISK, des Westdeutschen Irlandsolidaritätskomitee.

            Bobby Sands, Long Kesh und so weiter.

            Die Preisverleihung sollte dann in der Scheppe Gewissegasse stattfinden.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @88181 (Profil gelöscht):

              Gibt es die auch in Orschel? Oder aus Nostalgiegründen in Marburg?

              • 8G
                88181 (Profil gelöscht)
                @76530 (Profil gelöscht):

                Ich würde sagen, in der sympathischen Universitätsstadt im Herzen Hessens.

                • @88181 (Profil gelöscht):

                  Aber nur mit nem Gig in der Cavete.



                  Mal meinen Gewährsmann anhauen -



                  Ahle Worscht alle & steht eh nochn Trio aus & 68er is alls noch was hin. Gelle.



                  Paschd scho.

                • 7G
                  76530 (Profil gelöscht)
                  @88181 (Profil gelöscht):

                  Hoffentlich passen die Nadelstreifen noch.

                  Wie wäre es mit Woschtfettbande 2.0?

            • @88181 (Profil gelöscht):

              Leg schon mal‘n Anzug raus.

              (unterm——fand ich doch wg 80. -



              Ne Glückwunschkarte für Hera uns braaaanschwaaagische Göttermutter - von - Däh! Lia Wöhr!;)) - via Lola A-G. - Aber nich weiter sagen. Gelle. Sonst leg ich noch‘n Furtwängler …..dazu - help!)



              Da mähtste nix. Normal.;))

  • "Verkehr ist die größte Lärmquelle, er vermindert die Leistungsfähigkeit und verursacht auf Dauer Herz- und Kreislauferkrankungen."

    Um das zu ergänzen, Quelle Bundesumweltamt:

    www.umweltbundesam...erm_2019-01-09.png

  • ich lebe in einem kleinen dorf, die nächsten einkaufsmöglichkeiten sind 10 km in alle Richtungen entfernt. die öffentlichen verkehrsmittel sind eine katastrophe. der bus fährt 3 mal oder so. ich könnte ohne auto nicht arbeiten, nicht einkaufen, soziale kontakte, arztbesuche etc. wäre alles kaum machbar. um die stadt, 15km von hier, zu besuchen, würde ich sage und schreibe 4 std benötigen mit 4 umstiegen. Solange der nahverkehr im ländlichen gebiet nicht auch so gut ist, wie in der stadt, ist für mich das auto unersetzlich.

    • 9G
      90618 (Profil gelöscht)
      @deifelschen:

      Es geht nicht um die Abschaffung des Automobils im ländlichen Raum. Die Mehrheit der Menschen lebt in Städten bzw. Großstädten. Und dort muß das Auto verschwinden. Es spricht nichts dagegen vom Dorf bis zum Stadtrand mit dem Auto zu fahren und dann auf Schusters Rappen, Fahrrad oder ÖPNV zu wechseln.



      PS: 15 km in vier Stunden? Ich bin katastrophal unsportlich und nicht mehr der Jüngste, aber mit meinem Klapprad schaffe ich 15 km in einer Stunde.

      • @90618 (Profil gelöscht):

        „Es geht nicht um die Abschaffung des Automobils im ländlichen Raum.“



        Nur seltsam, dass dieses Detail auch bei der x-ten Ausführung des Themas immernoch vergessen wird.

    • @deifelschen:

      Ich glaube, dass die Politik von vorneherein stadtferne, ländliche Regionen bei den Öffis diskriminiert.

      Auf dem Land direkt um Berlin herum z.B. ist die Vernetzung mit Verkehrsmitteln viel besser und auch nicht so teuer wie z.B. in ländlichen Gebieten von NRW. Die Politik sollte Regionen wie z.B. das kleinteilige Sauerland wie eine große Stadt behandeln und entsprechend versorgen.



      Alleine ist es schwer, dagegen anzukommen, aber trotzdem kann man sich, wenn nicht alt oder körperlich behindert, ein e-Moped anschaffen oder kleinere Distanzen per Rad bewältigen. Ich denke, die zunehmende Klimakatastrophe wird ein Umdenken erzwingen. Als Kind bin ich auf dem Land immer Bus gefahren, heute macht das kaum jemand noch.

    • @deifelschen:

      Sind Sie verrück, hier eine realistische und nachvollziehbare Situation zu schildern? Auch wenn es uns in der Sache beiden ähnlich geht, dass wir noch Auto fahren, liegt nur an unserer schamlosen Schlechtigkeit. Hier ist nur Platz für Übermenschen, die entweder nie eines besessen haben, oder schon lange darauf verzichten konnten. Selbst wenn wir ab heute nie mehr auch nur einen Meter fahren, dann schaffen wir es trotzdem zu Lebzeiten nicht mehr, auch nur halb so toll wie diese Lichtgestalten zu werden.



      Aber im Ernst, die Diskussion ist so vergiftet, es gibt nur noch die Guten und die Bösen, nach echten Alternativen und Lösungen, sucht schon lange keiner mehr.

      • 9G
        90946 (Profil gelöscht)
        @Weidle Stefan:

        Wissen Sie, Herr Weidle, Ihr Versuch, sich und dem Mitforisten auf dem Lande im Ton der ironischen Selbstbezichtigung mit der Geste des trotzigen Widerstands Mut zuzusprechen, ist nicht richtig komisch.



        Warum nicht?



        Weil Sie ohne höhnische Diffamierung nicht auskommen. "Gutmensch" genügt nicht, es müssen "Übermenschen" und "Lichtgestalten" her.



        Sie legen nahe, dass, wer Auto fährt, realistisch ist und sich in einer Ihnen nachvollziehbaren Situation befindet. Wer aufs Auto verzichtet und unter Lärm, schlechter Luft und Raumbeschneidung leidet, braucht dagegen nicht ernst genommen und berücksichtigt zu werden?

        Ihren letzten Absatz kann ich auch nicht nachvollziehen. Wie wollen Sie wissen, dass "schon lange keiner mehr" nach Alternativen und Lösungen sucht? Keiner? Ich kenne viele Leute, die dieses Thema umtreibt.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @90946 (Profil gelöscht):

          Von Herrn Weidle ist bekannt, dass er eine sehr spezielle Sicht der Dinge hat. Und dass in dieser Fakten und Argumente wenig Platz haben.

          Wenn er dann Aussagen trifft, die ich mit ihm teile ("die Diskussion ist vergiftet"), bleibt er dabei hängen. Er trägt aktiv nichts dazu bei, etwas zur Ent-giftung des Debattenklimas zu leisten. Etwa durch Sachlichkeit oder wohlwollende Konnotation.

          Auch das ist erlaubt. Allerdings gehört es dann dazu, sich dafür kritisieren zu lassen. Andernfalls ist es nur die bekannte Methode "Öl ins Feuer" zu schütten und nach der Feuerwehr zu rufen.

          Apropos Feuer: Bei "Alles brennt" von Johannes Oerding gibt es dazu eine schöne Textzeile ... Mal anhören.

  • Also - ich würde sofort in eine blechkiszenfreie Zone ziehen! Ich habe nie ein Auto besessen trotz vieler Kinder. Und kann auch eine schöne Anekdote aus Israel beisteuern: An Jom Kippur, dem höchsten Feiertag wird gefastet und auch nicht Auto gefahren. Ich bin an diesem Tag einmal mit dem Rad auf der Autobahn nach Tel Aviv gefahren und war völlig baff, dass wirklich kein einziges Auto fuhr, sogar Christen und Muslime hielten sich dran. Das ist ein wahnsinniges Erlebnis in so einer trubeligen Stadt, auch der ÖPNV ruht. Und zeigt: es geht! Die Welt geht nicht unter ohne ständige individuelle Mobilität. Vielleicht kann man Mal wieder mit autofreien Tagen anfangen?

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Liebe Silke Mertins,

    ohne Hiddensee zu kennen, habe ich Ihren Essay mit großer Freude aufgenommen. Das Thema ist nicht neu, leider immer wieder verdrängt und verleugnet.

    Bereits vor dreißig Jahren habe ich in einer PR-Fortbildung an lustigen Sandkastenspielen zum Thema teilgenommen. Was gäbe ich heute dafür, wenn es auf unseren Straßen und in unseren Städten wie 1989 aussähe.

    Eine abschließende Bitte: tun Sie mal kund, wie lange es gedauert hat, bis die ersten Morddrohungen von Autofreunden bei Ihnen angekommen sind?

  • Die Autorin vergleicht allen Ernstes Hiddensee mit seiner Fläche von ca. 20 km und seinen ca. 1000 Einwohnern mit Berlin mit einer Fläche von mit 900 km und 3,6 Mio Einwohnern! Wir brauchen den Verkehr.

    Wenn es der Autorin zu viel wird, kann sie doch nach Hiddensee ziehen und da dann in die Tourismusbranche wechseln (weitere Jobperspektiven dürfte es wohl kaum geben). Die Autorin ist freiwillig nach Berlin gezogen, dazu hat Sie niemand gezwungen.

    Übrigens, Berlin besteht nicht nur aus dem Innenstadtring und übrigens, die Anzahl der in Berlin zugelassenen PKW steigt weiterhin konstant an. Es scheint in der Bevölkerung einen Bedarf zu geben.

    • @DiMa:

      Schräg, dass Sie gerade Berlin als gutes Beispiel für ein Auto-Muss betonen. Gerade bei den 3,7 Millionen Einwohner*innen wäre es sehr förderlich, wenn Autoalternativen schnell ausgebaut und günstig zugänglich gemacht werden. Letzteres wurde leider zu lange versäumt. Deswegen ist der ÖPNV voll, teils unzuverlässig und recht teuer. Das zu ändern, dauert Zeit. Das ändert jedoch nichts daran, dass es gerade gerade den motorisierten Individualverkehr samt dessen Infrastruktur in Städten NICHT braucht. Dadurch werden Menschen abgeschreckt, das Fahrrad zu verwenden. Es braucht eine gute Fahrradinfrastruktur, damit mehr Menschen, dass Fahrrad nutzen. Es ist günstig, erzeugt keinen Feinstaub, Lärm und CO2, bedeutet Bewegung und weniger Verkehrsote, braucht wenig Platz ... und hat somit KEINE der vielen "Nachteile" des Autos.

      • @Uranus:

        Ich gehe vollkommen mit Ihnen konform, dass es einen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs braucht. Schnell und günstig wird das allerdings kaum zu machen sein. Vor allem nicht mit diesem Senat.

        Da diese Alternativen noch nicht vorhanden sind, brauchen wir den Individualverkehr. Berlin besteht ja nicht nur aus dem Innenstadtring.

        Also bitte eins nach dem anderen. Einfach nur irgendwelche Bereiche für autofrei zu erklären ist jedenfalls kein gangbarer Weg. Zumal davon mit höchster Wahrscheinlichkeit auch Personen betroffen wären, die auf den PKW nicht verzichten können. Aufgrund der Erfahrungen mit den Parkzonen wäre zu befürchten, dass sich in den umliegenden Gebieten die Situation verschlimmert.

  • Danke für den Artikel.

    Ja es ist unfassbar, dass es so wenige Autofreie Stadtteile gibt.

    Mein Eindruck ist, das durchaus ein Fünftel der Bevölkerung einer Stadt, gerne in einem Autofreien Viertel wohnen würde.

    Da dieses Fünftel halt komplett verstreut ist, ist das nicht möglich.

    Aber würde dieses Fünftel zusammen in ein Viertel ziehen, könnte einer von 5 Stadtteilen locker Autofrei sein.

    Leider spielen andere Dinge, wie: Mietkosten, befreundete Nachbarn, Arbeitsweg (was bringt mir ein Autofreies Wohnviertel, wenn ich dafür mit dem Rad über ne Bundesstraße zur Arbeit muss...)) eine sehr große Rolle.

    Daher wird man nicht wirklich ein ganzes Fünftel der Stadt voll kriegen, aber soweit ich weis, herscht in den wenigen Autofreien Vierteln die es gibt, auch kein Leerstand.

    Die Stadtverwaltungen sollten daher endlich autofreie Viertel einrichten, die Nachfrage ist ganz sicher da!

    Vielleicht sollten sich die Fans autofreier Viertel aber auch besser vernetzen, um mehr Einfluss auf die Politik zu nehmen?

    Gibt es da schon Netzwerke?

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Klingt super.

    Was schreiben denn die Kollegen dazu?



    "Man sagt ja, dass die Gesellschaft immer weiter auseinanderdriftet. Ist da der Führerschein die letzte Sache, die alle verbindet?"



    www.taz.de/!5470610/

    Drum kann ich auch nicht anders, als polemisch zu werden:



    Autos sind übrigens nicht nur gefährlich, laut und dreckig, nehmen Platz weg und bevormunden, sie sind noch dazu ausgenommen häßlich. "Freie"-Fahrt-Bürger der Autofahrnation Deutschland beschweren sich darüber, dass Schmierereien die Wände ihrer Immobilienobjekte zieren, doch selbst haben sie den Anspruch, ihre gräßlichen Metallklumpen überall hinzustellen, wo es ihnen grad beliebt, ohne Rücksicht auf die ästhetische Belästigung und die stilistische Beleidigung, mit der sie den Rest - die Unfreien, jene ohne Freie Fahrt - in ihrer selbstgerechten Etabliertenmentalität überziehen. Sie können sich's schließlich leisten.

  • Mehr als 100 % zustimmen kann man nicht. Also 100.



    Die scheinbare Abhängigkeit von Autos und Arbeitsplätzen, Autos und Wohlstand, Auto und Freiheit ist tief reingepackt worden in die deutschen Köpfe. Mit Einsicht ist da nix zumschen. Mit Verboten auch nich, da wird man Freiheitsverwehrer.

    Also weitermachen bis alle an der absoluten Kotzgrenze sind und dann die Antiinnovatoren plötzlich verkünden: Wir also CDU/CSU sehen immer den Mensch im Mittelpunkt unseres Handelns..., das Auto steht der Freiheit schon lange im Wege ...! Dauert noch so 50 Jahre schätze ich

  • Jau. Glänzende Idee con Wort zum Hillich Tach^!^

    “Denn mehr Hiddensee mitten in der Stadt – das kann Zukunft sein.“

    Liggers. Mal in Köln-Nippes - beim alten Instandsetzungswerk - öh.



    Dran vorbei - en dr Nobrschaft - nich nur vorbei - & schauen mit offenen Augen.



    &



    Mal am Tresen im around paar Kölsch lenzen:



    Däh! Verdrängen - Autos schön außerhalb. Parken^¿^



    War vorher kein Problem - aber jetzt? Vergiß’et. Dat wüßt ich ever.



    Na - Si’cher dat. Kannste Knicken. Da mähtste nix. Schwaadlaappen.……volle Palette!



    Kannste gleich ins Belgisch Veedel ziehe! (Region der Faltautos!;))

    Ever - Et kütt wie‘et kütt. Na - Si’cher dat.

    Na Mahlzeit



    Normal.

    • @Lowandorder:

      Au ja. Die autofreie Siedlung und der suchende allabendliche Verkehr drumherum...

      Dabei wohnt es sich drumherum im mäandernden ruhigen Gewirr sehr schön, manche mit manche ohne Auto. In den Sackgassen spielen mitunter die Kinder.

      Ja, es braucht mehr ruhige Zonen, weniger Autos, etc. Verkehrsberuhigte Areale sind zumindest in Köln gang und gäbe. Der Verkehr läuft an den Rändern lang.