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Erstes TV-Duell mit LGBTIQ*-ThemenHer mit den Gegenentwürfen!

Zum ersten Mal in einem US-Wahlkampf debattieren die Demokraten ausschließlich über LGBTIQ*-Politik. Schauspielerin Angelica Ross moderiert.

Unternehmerin und Schauspielerin Angelica Ross bei der WorldPride Zeremonie in New York Foto: Imago Images / Pacific Press Agency

Berlin taz | Ob sie noch etwas hinzufügen wolle, jetzt wo die Kamera noch laufe? Angelica Ross nickt. Natürlich will sie, denn „alles gesagt“, das gibt es bei ihr nicht. „Wir müssen lernen, den Wert eines jeden von uns zu sehen, und anzuerkennen, dass jeder einzelne etwas beizutragen hat zu dieser Gesellschaft“, sagt sie in einem Interview mit dem Fernsehsender NBC.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Ross ihre GesprächspartnerInnen heute Abend in Iowa fragt, ob sie das genauso sehen. Um 19 Uhr Ortszeit spricht die Unternehmerin, Schauspielerin und Transgender-Aktivistin mit demokratischen PräsidentschaftskandidatInnen über deren LGBTIQ*-Politik. Unter anderen dabei sind Joe Biden, Pete Buttigieg, Elizabeth Warren, Julián Castro und Kamala Harris. Ross ist die erste Transperson, die eine US-Wahlkampfdebatte moderieren wird – und auch der Rahmen ist eine Premiere. Das „Presidential Forum“ soll sich ausschließlich LGBTIQ*-Themen widmen. Weltweit abrufbar auf YouTube.

Nun ist es ja nicht so, als hätten die KandidatInnen dafür in den vergangen Wochen keine Zeit gehabt. Insgesamt zehn Stunden stritten sie zur besten Sendezeit über Maßnahmen für ein gerechteres Amerika, allerdings blieben Fragen, die die LGBTIQ*-Community betreffen, so gut wie außen vor. Angelica Ross ist angetreten, um das zu richten. Die 39-Jährige wuchs in Wisconsin auf, als Teenager überwarf sie sich nach ihrem Coming Out mit der streng gläubigen Mutter und zog nach Virginia.

Nach Jahren als Kellnerin ging sie nach Hollywood, um Schauspielerin zu werden, arbeitete zunächst aber als Escort. Ihre Auftraggeberin erkannte, dass Ross ein Talent für Computer hat und bot ihr eine Stelle als Webmasterin an. Mit YouTube-Tutorials brachte sich Ross selbst das Coden bei und gründete später ein Unternehmen namens „Trans Tech“, das Transpersonen hilft, in der Technologiebranche Fuß zu fassen.

„READY and excited“

2016 begann sie ihre Schauspielkarriere dann doch, übernahm eine Rolle in der preisgekrönten Webserie Her Story, zwei Jahre später wurde sie Teil des Casts von Pose. Die Netflix-Serie spielt in der New Yorker Ballroom-Szene der späten achtziger Jahre, im Mittelpunkt stehen Geschichten queerer und Transpersonen mit latein- und afroamerikanischem Hintergrund.

Ross verkörpert darin Candy Ferocity, eine Transfrau of Color, die in der aktuellen Staffel einem Gewaltverbrechen zum Opfer fällt. Die Macher der Show wollen mit dem Mord „den Fokus richten auf die Gewaltepidemie, der sich Transfrauen ausgesetzt sehen. Nicht nur damals, sondern auch heute“, sagten sie gegenüber dem US-Magazin Vulture. Laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Campaign wurden in den USA in diesem Jahr bisher 18 Transpersonen, darunter überwiegend Schwarze Frauen getötet.

ErmittlerInnen sprechen von besonders brutalen Taten. Die aktuelle Regierung unternimmt nichts dagegen, im Gegenteil: Immer wieder greift Präsident Trump Rechte der LGBTIQ*-Community an. So blockierten die Republikaner unter anderem ein Gesetz, das vor Diskriminierung am Arbeitsplatz schützen soll. Transpersonen dürfen nicht mehr zum Militär und aktuell prüft der Supreme Court, ob ArbeitgeberInnen künftig MitarbeiterInnen kündigen dürfen, weil sie homosexuell oder trans sind.

Kein Wunder also, dass Angelica Ross „READY and excited“ ist, politische Gegenentwürfe zu diskutieren. „Wir freuen uns darauf, zu erfahren, wie die Kandidaten für 2020 die Attacken und Rückschritte Trumps umkehren wollen“, schreibt sie in einer Pressemitteilung. An anderer Stelle sagte sie einmal, dass sie als Schwarze Transfrau Erfahrung und Expertise mitbringe, wegen der man sie zu Rate ziehen solle. Vielleicht geht es also am Freitagabend ausnahmsweise nicht darum, wer am lautesten schreit – sondern wer der Gastgeberin am besten zuhören kann.

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1 Kommentar

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  • Jeder Mord ist sicher einer zuviel, aber es wäre trotzdem interessant, die doch recht kleine absolute Zahl von 18 Getöteten besser einordnen zu können, z.B. im Vergleich mit Tötungsdelikten insgesamt. In den USA gibt es pro Jahr sicher Tausende von Mordopfern. Ist es also besonders wahrscheinlich als Transmensch einem Mord zum Opfer zu fallen? Oder u.U. sogar weniger wahrscheinlich als im Vergleich zur Gesamtbevölkerung?