Ernährungsstrategie der Bundesregierung: Die Richtung stimmt
Weniger Fleisch in Kantinen und Kitas: Die Ernährungsstrategie des Landwirtschaftsministers ist im Grunde richtig, aber leider noch viel zu unkonkret.
D ie Kernpunkte der Ernährungsstrategie von Agrarminister Cem Özdemir gehen schon in die richtige Richtung: So klar wie noch nie bekennt sich das von dem Grünen geführte Ministerium dazu, die pflanzliche Ernährung zu stärken. Das bedeutet in der Praxis zum Beispiel: mehr Obst und Gemüse, weniger Fleisch und Eier.
Das ist sinnvoll, denn tierische Lebensmittel sind klimaschädlicher als pflanzliche. Sie verursachen auch Tierleid und tragen maßgeblich dazu bei, dass immer mehr Arten aussterben und das Grundwasser mit Reststoffen von Gülle verschmutzt wird. Dennoch verzehren die Deutschen im Schnitt bei Weitem mehr Fleisch, als ErnährungswissenschaftlerInnen aus gesundheitlicher Sicht empfehlen.
Doch um den Fleischkonsum zu senken, braucht es viel konkretere Schritte als in Özdemirs Kernpunkten beschrieben. Wie soll der Anteil pflanzlicher Lebensmittel gesteigert werden? Eine einigermaßen greifbare Antwort darauf bleibt der Minister schuldig. Denkbar wäre zum Beispiel, die Mehrwertsteuer auf pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte zu streichen. Im Gegenzug könnte der Steuersatz für Fleisch und andere tierische Lebensmittel von 7 auf die regulären 19 Prozent erhöht werden.
Özdemir will die Gemeinschaftsverpflegung etwa in Kindergärten, Schulen oder Unternehmen nutzen, um den Menschen eine gesündere, tierfreundlichere und umweltfreundlichere Ernährung nahezubringen. Dafür sollen die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung dort verbindlich werden. Die sehen zum Beispiel nur 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche vor. Aber Kindergärten und Schulen werden von den Kommunen getragen, nicht vom Bund.
Auf jeden Fall bräuchte es Geld, um eine gesündere Ernährung durchzusetzen. Doch davon ist in Özdemirs Kernpunkten nichts zu lesen. Es ist zu hoffen, dass er da noch nachlegt. Die Bundesregierung soll die Ernährungsstrategie ja erst bis Ende 2023 beschließen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken