Ermittlungen gegen Pflegehelferin: Gefährliche Impfpass-Fälschungen
In einem Pflegeheim in Hildesheim gab es einen Corona-Ausbruch mit drei Toten. Nun wird gegen eine Angestellte mit gefälschtem Impfpass ermittelt.
Ein besonders heftiger Fall ist nun aus Hildesheim bekannt geworden. Dort ermittelt die Staatsanwaltschaft, weil eine Impfgegnerin möglicherweise für einen Corona-Ausbruch im Pflegeheim mit bisher 16 Infizierten und drei Toten verantwortlich sein könnte.
Die 44-jährige Mitarbeiterin eines privaten Pflegeheims hat ihrem Arbeitgeber einen gefälschten Impfpass vorgelegt, wie die Hildesheimer Allgemeine Zeitung (HAZ) zuerst berichtete. Obwohl ihr Mann und ihr Kind an Corona erkrankt waren, soll sie als direkte Kontaktperson zunächst weiter zur Arbeit gegangen sein – und das der Heimleitung auch mitgeteilt haben. Die wiegte sich wohl zunächst in Sicherheit, weil die Frau symptomfrei war und angeblich ja auch doppelt geimpft.
Erst als die Mitarbeiterin sich Ende November dann doch krank meldete und in Quarantäne ging, nahm die Heimleitung den Impfpass genauer unter die Lupe. Immerhin hatte sich die Frau vorher immer als Impfskeptikerin geäußert – bis sie Mitte Oktober dann plötzlich doch einen Impfpass vorlegte.
Sie habe sich noch über den Sinneswandel gefreut, sagte die stellvertretende Heimleiterin der HAZ. Immerhin war die Frau, die seit vier Jahren als Alltagsbegleiterin in dem Heim arbeitete, sowohl bei den Kolleg*innen als auch bei den Bewohner*innen sehr beliebt.
Heimleitung überprüfte den Impfpass
Der Impfpass habe bei näherem Hinsehen aber verdächtig neu ausgesehen. Weitere Recherchen ergaben dann, dass die Chargen-Nummer des Impfstoffs und die Unterschrift aus dem Impfzentrum nicht stimmen konnten.
Als der Heimleiter und seine Stellvertreterin die Mitarbeiterin telefonisch damit konfrontierten, habe sie gestanden. Er habe ihr daraufhin fristlos gekündigt und Anzeige erstattet, erklärte der Einrichtungsleiter Michael Ossenkopp am Samstag gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa).
Fast zeitgleich bestätigte das Gesundheitsamt die ersten Corona-Fälle in dem Heim. Aktuell steht ein Wohnbereich mit 54 Plätzen unter Quarantäne. Insgesamt hat die Einrichtung 124 Plätze.
Weil der zeitliche Zusammenhang in diesem Fall so eng ist, ermittelt die Staatsanwaltschaft nun wegen Körperverletzung und möglicherweise sogar Totschlag. Unklar ist, wie lange diese Ermittlungen dauern werden und ob es gelingen kann, die Infektionskette nachzuweisen.
Dem Heim werde jedenfalls kein Vorwurf gemacht, erklärte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Christina Wotschke. Die Tatverdächtige habe den Vorwurf eingeräumt, einen gefälschten Impfpass benutzt zu haben. Mit den Infektionen will sie jedoch nichts zu tun haben.
In Neumünster gab es zwei ähnliche Fälle
Auch im schleswig-holsteinischen Neumünster ermittelt die Staatsanwaltschaft. Hier soll ein Arzt, der auf der Kinderstation des Friedrich-Ebert-Klinikums arbeitete, ein gefälschtes Impfzertifikat vorgelegt haben. Er ging trotz Erkältungssymptomen zur Arbeit, steckte möglicherweise einen Kollegen an, bisher aber wohl keine Patient*innen.
Die Klinik erstattete Anzeige. Schon vor ein paar Wochen war dort ein Mitarbeiter mit einem gefälschten Impfpass aufgeflogen – der zeigte sich selbst an. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, könnte der Arzt nicht nur strafrechtlich belangt werden, sondern auch seine Approbation verlieren.
Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz, forderte am Wochenende gegenüber der dpa ein zentrales Impfregister für Gesundheitsberufe. „Wer seine Impfnachweise fälscht, handelt feige und unverantwortlich“, sagte er. „Gerade pflegebedürftige und kranke Menschen müssen darauf vertrauen können, dass die Zertifikate des Personals echt sind.“ Deutschland mache es Fälscher:innen noch zu leicht.
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